Ein nicht ganz so leerer Flughafen Tegel
Tegel gibt es nicht mehr, auch der Flughafenbus TXL ist abgeschafft. Die Rollfelder sind leer und die Hallen auch. Platz ohne Zweck. Darum hat die Künstlerin Alina Mann in den Cargo-Hallen, die ohnehin nie für Publikum zugänglich waren, eine Großausstellung mit dem Titel "Departure" organisiert. Namen wie Olaf Nicolai oder Michael Sailstorfer mischen sich mit jungen oder noch gar nicht bekannten Positionen. Die Kunstwerke interpunktieren und strukturieren diese gigantische Horizontale drinnen und draußen gelungen. Passend auf dem Rollfeld platziert sind die Wort-Skulpturen von Manfred Peckl: mannshohe Schreibschrift, zum endlosen Kreis geschlossen. Aus Lima wird Mali, aus Kuba Baku – around the world in unter einer Minute.
Eine der besten ortsspezifischen Installationen stammt von der Bildhauerin Sandra Meisel, die zahllose großformatige Metallbleche vorgefunden hatte, mit denen die Wände verkleidet waren. Meisel biegt, faltet und schichtet sie zu einem karstigen Gebirge, gekonnt fasst ihr Material den riesigen Raum. Ein bisschen Caspar-David-Friedrich-Eismeer, ein bisschen Rampe hinaus in die Weite. Auch mehrere Installationen in den drögen Büros im ersten Stock spielen teilweise toll mit den heute verblassten Versprechen der Luftfahrt. Der Zwischennutzungs-Charme verträgt sich aber auch gut mit Malerei, etwa mit den eingensinnigen Welten von Nikolaus List. Irgendwo dreht sich in einem der kleinen Büros unaufhörlich ein bürotypischer Lamellenvorhang, aus den Bahnen ausgestanzt steht "THE VISIBLE THAT COVERS THE INVISIBLE". Die Stärke der Ausstellung "Departure" ist genau dieser erhellende Zwischenzustand.
"Departure", Räume III am ehemaligen Flughafen Tegel, bis 18. September
Ausstellungen im Kühlhaus
Wenn es nach Publikumsandrang geht, liegt ein heimliches Zentrum der Art Week gleich neben dem Bahnhof Gleisdreieck in Kreuzberg. Im denkmalgeschützten Kühlhaus von 1901 finden in diesen Tagen gleich drei Gruppenausstellungen statt, auf denen sich junge Berliner Positionen, beziehungsweise Ansätze jenseits der klassischen Kunstwelt entdecken lassen. Beim Messeformat The Fairest finden sich junge Künstlerinnen und Künstler ohne feste Galerievertretung, die einen bunten, geräuschintensiven und sehr zeitgeistigen Ausstellungsparcours geschaffen haben. Außerdem gibt es tägliche Performances, die dem Gelände einen Festivalcharakter verleihen.
In der Ausstellung "Transgression" geht es im Stockwerk darunter um künstlerische und architektonische Zugänge zum Stadtraum. Zusammen mit den Uferhallen, wo es auch um den Kampf von Künstlern um ihren Platz in einem urbanen System geht, fügt sich die Schau zu einer interessanten Reflexion über die Produktionsbedingungen von Kunst zusammen. Außerdem ist in den etwas brutal anmutenden Hallen die Ausstellung "Als wäre alles für immer" des Art’Us Collectors’ Collective zu sehen. Darin machen vier Sammlungen Werke aus ihren Beständen zugänglich. In Vielfalt und Abwechslung fast schon eine eigene kleine Art Week.
"The Fairest: Open Your Eyes Again", Kühlhaus Berlin, bis 18. September
"Als wäre alles für immer. Von Prozessen und Nichtzugehörigkeiten", Kühlhaus Berlin, bis 1. Oktober
"Transgressive. Nonkonforme Zugänge zu Kunst und Stadt", Kühlhaus Berlin, bis 25. September
Jenna Sutela in der Schering Stiftung
In der Schering Stiftung heißt es: Schuhe ausziehen bitte! Der Dreck von Berlins Straßen hat nichts verloren in dem regelrecht sakralen Ausstellungsraum, in dem die finnischen Künstlerin Jenna Sutela derzeit die menschlichen Brustmilch ehrt – oder genauer das Kohlehydrat HMO, das sich darin findet. Wer sich zu fein zum Schuheausziehen ist und auf die weißen Überzieher zurückgreift (Labor-Feeling garantiert),dem entgeht das unheimlich-heimelige Gefühl des milchweißen Teppichs unter den Füßen. Dieses Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Poesie zieht sich durch die gesamte Ausstellung "Stellar Nursey". Unklar, ob utopisch oder dystopisch, pumpt zentral im Raum die aus Milchpumpen und allerlei anderem Gerät zusammengesetzte Skulptur "HMO nutrix" synthetische Muttermilch. Die rhythmischen Klänge vereinen sich mit dem Gesang der Khoomei-Sängerin Arjopa.
Gegenüber präsentiert Sutela, auf ein großes Tuch projiziert, ihre Videoarbeit "Milky Ways": musische Aufnahmen von den Maschinen, die mit menschlicher Milch gespeist den menschlichen Darm simulieren. Über dicke Kopfhörer versinkt man in einem auditiven Milchbad: Eine metallisch melodische Stimme zählt Fakten über HMO auf und schweift dann ab in mythische Erzählungen voller Götter und Sterne.
Jenna Sutela "Stellar Nursey" , Schering Stiftung, bis 27.November
Rachel Rossin im Tieranatomischen Theater
Im Tieranatomischen Theater auf dem Gelände der Charité wurden früher Tiere seziert. Jetzt zeigt das KW Institute of Contemporary Art dort die Schau "The Maw Of" von Rachel Rossin. Die US-Amerikanerin beschäftigt sich mit Schnittstellen zwischen Computer und Gehirn. Zwischen die weißen, frühklassizistischen Holzbänke in dem alten Hörsaal hat sie runde Screens installiert, deren Bildwelten sich in einem VR-Film fortsetzen. Dort begegnet man morbiden Wesen, nicht einzuordnen zwischen Tier, Maschine, Menschen und Elf. Die eigenen Hände erscheinen, im wahrsten Sinne des Wortes, in der VR durchsichtig und bläulich leuchtend. Auf ihnen wirbeln kleine oft hochtechnologisch anmutende Wesen, die sich verändern, wechseln, verschwinden und wieder auftauchen. Ein Blick in die Zukunft?
"Rachel Rossin: The Maw Of", KW on Location, Tieranatomisches Theater, bis 18. September
Simone Forti in der Neuen Nationalgalerie
Die Gruppe von Tänzerinnen und Tänzern schreitet langsam durch die leere (und immer wieder berückend schöne) Halle der Neuen Nationalgalerie und findet sich dann zu einem engen Knäuel zusammen. Immer wieder löst sich jemand aus der Menschenkugel, klettert auf die Rücken der anderen und gleitet dann wieder in die Gruppe zurück. Mit der Performance "Huddle" von Simone Forti bringt die Neue Nationalgalerie zur Berlin Art Week ein Stück Kunstgeschichte nach Berlin. Zum ersten Mal wurde sie 1961 im Loft von Yoko Ono aufgeführt, sie gehört zu einer Serie von Performances, in der Forti Bewegung als Skulptur konzipiert. Anlässlich der Aufführung der Arbeit, die aus dem MoMA in New York ausgeliehen wurde, gibt es am Freitagabend einen Performance-Abend.
"Simone Forti: Huddle", Neue Nationalgalerie, bis 18. September. Die 15-minütige Performance findet jeweils zur vollen Stunde statt
Freitag, 16. September: "Variationen zu Simone Forti", 18 bis 24 Uhr
Mona Hatoum, Gülsün Karamustafa und Aristide Antonas im Neuen Berliner Kunstverein
Schon auf dem Weg zum Neuen Berliner Kunstverein lässt sich Kunst entdecken: Auf einer großen Stellwand an der Kreuzung von Friedrichstraße und Torstraße ist eine Arbeit der Künstlerin Gülsün Karamustafa angebracht, die dem Berliner Kino des frühen 20. Jahrhunderts Tribut zollt. In den oberen Räumen des Kunstvereins selbst geht es dann weiter: Dort läuft der die Installation komplementierende Film "Die Suffragette" von 1913. Im Nebenzimmer sind die collagenhaft angeordneten Arbeiten von Aristide Antonas zu sehen, die sich mit der Problematik der Privatisierung von Wohnraum und städtischer Infrastruktur auseinandersetzen. Die Video- und Fotoarbeiten docken an ein Gefühl der Vereinsamung an, das nach den Lockdowns noch immer im Körpergedächtnis eingeschrieben scheint. Zugleich thematisieren sie die sehr reale Erfahrung der eigenen Wohnung als "autonome Zelle", die für die Bewohner urbaner Ballungsräume – auch dank der wachsenden Möglichkeiten, sich nahezu alles liefern zu lassen – zeitweise zum alleinigen Lebens- und Arbeitsraum wurde. Auch nach Covid läuft diese Entwicklung weiter, die Vison der Stadt der Zukunft ist von Isolation geprägt.
Die Themen von Mona Hatoum wirken, wenn auch nicht so dystopisch, nicht weniger düster. In der Ausstellung, die derzeit über die Räume von drei Institutionen (n.b.k., Georg Kolbe Museum, Kindl Zentrum) verteilt ist, widmet sich die palästinensisch-libanesische Künstlerin Themen wie Vertreibung und staatlicher Kontrolle. Ihre Arbeiten im Untergeschoss des n.b.k. sind von ihrer eigenen Biografie geprägt und richten den Blick auf Formen der strukturellen Gewalt. Die visuelle Sprache, der sie sich dazu bedient, ist klar und universal verständlich. Durch assoziative Gesten drückt sie konkrete Umstände aus, etwa in ihrer Arbeit "Mobile Home", in der der Lebensraum mit dem Nötigsten zwischen zwei mit Wäscheleinen bespannte Absperrgitter passen muss.
"Aristide Antonas. The Pulp of Things", Neuer Berliner Kunstverein n.b.k., bis 11. November
"Mona Hatoum", Neuer Berliner Kunstverein n.b.k., bis 13. November
"I Got You Covered" in Charlottenburg
Wer die Ausstellung "I Got You Covered" am Kaiserdamm in Charlottenburg sucht, muss ein bisschen selbstbewusst sein. Durch die Haustür eines Altbaus, dann durch den Flur in den Hinterhof und schließlich eine schmale Treppe hinunter. Dann steht man plötzlich in einem imposanten verwinkelten Luftschutzkeller, der sich zur Art Week in ein Kunstlabyrinth verwandelt hat. In Kooperation mit der Culterim Gallery haben die Monopol-Autorin Julia Meyer-Brehm und Pola van den Hövel 35 zeitgenössische Positionen zusammengetragen, die sich im weitesten Sinne mit dem Thema Unterschlupf beziehungsweise Bedeckung und Ausgeliefertsein auseinandersetzen. Durch die grell beleuchteten Räume wehen immer wieder verfremdete Versionen von Popklassikern wie Destiny’s Child oder Queen. Diese Klänge lösen ein Gefühl irgendwo zwischen Befremden und erfreutem Wiedererkennen aus – eine Empfindung, die die Ausstellung im Bunker gut zusammenfasst.
"I Got You Covered", Kaiserdamm 102, Berlin, bis 18. September, Kuratorinnenfrührung am Samstag, 17. September ab 14 Uhr
"Rust" bei Sprüth Magers
Hilla und Bernd Bechers seriellen Fotografien von Industrie-Architekturen noch etwas Neues abzugewinnen, schien lange Zeit schwer möglich. Fördertürme, Hochöfen, Schlote – exakt mit der Balgenkamera ausgerichtet, präzise angeordnet, hatten die formalistischen Schwarzweiß-Bilder in ihrer Makellosigkeit und Rigorosität fast selbst schon den Charakter irgendeines schweren, harten Rohstoffs zur endgültigen Versiegelung der Fotogeschichte. Der Galerie Sprüth Magers ist es jetzt in einer Gruppenausstellung gelungen, dieses Werk perspektivisch neu zu verankern.
Während der 1970er- und 1980er-Jahre hatte das Paar mehrere Reisen in den Rust Belt der USA unternommen. Die stillgelegten Hochöfen der Stahlindustrie wurden zu einem bevorzugten Motiv, mit ihren verschlungenen Rohren erinnerten sie Hilla Becher an Kraken. Dieselbe Ausgangssituation interessierte mit anderem Blickwinkel auch den US-Fotografen Stephen Shore, der mit den Bechers befreundet war. Er zeigt in Farbe den Verfall der Infrastruktur, leere Straßen, verbeulte Karosserien, auf Krise eingestellte, ausdruckslose Menschen.
Es sind angehörige der Großelterngeneration von LaToya Ruby Frazier (geboren 1982). Aufgewachsen in der Nähe von Pittsburgh, porträtiert die preisgekrönte Fotokünstlerin zwischen 2001 und 2014 ihre eigene Familie. Ihre Mutter, ihre Großmutter und sich selbst zeigt sie in einem privaten Umfeld des post-industriellen Niedergangs. Das längst zusammengebrochene Badezimmer-Regal, das immer noch voll in Gebrauch ist, die leere heruntergekommene Kantine von Stephen Shore und die Becher-Architekturen beziehen sich nicht nur formal aufeinander. In dieser intelligenten Dreier-Korrespondenz geht es plötzlich auch um so etwas wie um ökonomischen Rassismus. Die Tentakel der Hochöfen reichen bis in die Gegenwart.
Dieser Zoom-Effekt von außen nach innen, ausgehend vom absolut Objektiven der Becher-Perspektive bis hinein in die privatesten Kammern der folgenden Generationen, ist genial. Zumal jede der drei künstlerischen Positionen genug Raum für ihre eigenständige Stimme hat. Auch die Metallrohre der Bechers klingt da noch einmal neu.
"Rust: Bernd und Hilla Becher, Stephen Shore, LaToya Ruby Frazier", Sprüth Magers, bis 1. Oktober
Musée de la Fraise, verteilt über die Stadt
Bei dem Projekt "Musée de la Fraise" werden diese Jahr Verkaufsbuden von Karls Erdbeerhof an verschiedenen Orten in der Stadt von zwölf Künstlerinnen und Künstlerinnen und Künstlern bespielt, darunter auch Laure Prouvost oder Aslı Sungu. Vor Kaufhäusern, an Straßenkreuzungen, hinter dem Currywurststand – die riesigen Erdbeeren stehen an eben jenen Orten, an denen im Sommer auch die süßen Früchtchen verkauft werden. Wer nicht nur verkrampft auf die Karte blickt, steht versehentlich auch mal vor echten Erdebeeren, den letzten der Saison – eine Möglichkeit zur kurzen Stärkung auf der Suche nach Kunsthäppchen. Die Ausstellungen des Musée de la Fraise sind mal begehbar, mal kann die künstlerische Arbeit von außen durch das Verkaufsfenster erblickt werden.
Die Aufsicht übernehmen zum Teil auch die eigentlichen Erdbeer-Verkäuferinnen und -Verkäufer, was zu teils wundervollen Gespächen mit Passanten und Stammkunden führt und unerwartete Perspektiven auf die Kunst mit sich bringt. Damit gelingt dem "Musée de la Fraise" etwas, was zeitgenössiche Galerieausstellungen oft vermissen lassen: Zugänglich zu sein. In der nächsten Woche werden die Künstlerinnen und Künstler auch selbst vor Ort sein und zum Beispiel Performances präsentieren.
"Musée de la Fraise", verschiedene Orte, bis 25. September
"Spheres of Interest" in der Ifa-Galerie
Seit über einhundert Jahren fördert das Institut für Auslandsbeziehungen, kurz ifa, das auch den deutschen Pavillon in Venedig verantwortet, den kulturellen Austausch zwischen Deutschland und dem Ausland. In dieser langen Zeit hat sich einiges an Kunst in den Kellern des ifa angesammelt, zum Teil noch aus der Sammlung des Zentrums für Kunstausstellungen (ZfK) der DDR. Darunter sind Arbeiten von Käthe Kollwitz, Joseph Kosuth oder Ruth Wolf-Rehfeldt, auf deren Werk auch der Titel der aktuellen Schau in der Berliner ifa-Galerie verweist.
Für die Ausstellung "Spheres of Interest*" hat sich das Institut sechs aktuelle Künstlerinnen und Künstler eingeladen, im Konvolut des Kunstbestands zu stöbern, sich ein Kunstwerk auszsuchen und mit ihm – ausgehend von der eigenen "Interessenssphäre" – in einen Dialog zu treten. "Spheres of Interest" macht diese Dialoge sichtbar und zeigt die im Zuge des Projekts entstandenen Arbeiten von Isaac Chong Wai, Lizza May David, Wilhelm Klotzek, Ofri Lapid, Adrien Missika und Gitte Villesen gegenüber den originalen Werken aus der Sammlung. Anlässlich der Berlin Art Week findet von Mittwoch bis Sonntag an unterschiedlichen Orten in der Hauptstadt ein Begleitprogramm aus Performances, Lectures und Künstlergesprächen statt.
Freitag, 16. September: Performance: "Isaac Chong Wai feat. Käthe Kollwitz, Die Mütter", Klosterruine Berlin, Klosterstraße 73a, 17-19 Uhr
Samstag, 17. September: "Adrien Missika präsentiert: MOTUS Chess Club feat. Takako Saito und Special Guest Players", Monbijoubrücke, 16-18 Uhr
Sonntag, 18. September: "Music for Dick: Eine Performance von Adrien Missika zu Ehren von Dick Higgins", BAW Garten, Uferhallen, Uferstraße 8, ab 18 Uhr
Anna Uddenberg und Schinkel-Pavillon
Im Schinkel-Pavillon hat Anna Uddenberg seltsame Apparate gebaut, die wie eine Mischung aus Wellness- und Foltergerät aussehen. Performer in weißen T-Shirts und überdimensionalen Windeln begeben sich mit gemessenen, würdevollen Bewegungen in diese Geräte, hocken, hängen, liegen darin, je nachdem, was die seltsamen Apparate vorgeben. Zum ersten Mal verbindet Uddenberg mit diesen Werken, die sie extra für den Schinkel-Pavillon geschaffen hat, Skulptur und Performance. Hinter dem surrealen Bild steckt eine treffende Kritik am digitalen Kapitalismus der Gegenwart: Ständig wird uns suggeriert, dass die Algorithmen unser Leben einfacher machen, in Wirklichkeit finden wir uns aber infantilisiert und in hübsch gepolsterten Zwangslagen wieder. Damit ist dann auch die perfekte Überleitung zur Ausstellung von Jon Rafman geschaffen, die im Untergeschoss lauert wie ein düsterer Hades des Digitalen. In mehreren neuen Filminstallationen bohrt Rafman im Unbewussten des Internets und fördert die fiesesten Bilder zu Tage, erzählt eine verunsichernde Geschichte von Computerspiel-Nerds und verlorener Vergangenheit und lässt in einem dröhnend lauten Game-Epos Gefangene bei brutalen Hunger Games aufeinander los.
"Anna Uddenberg: Fake-Estates", Schinkel Pavillon, bis 31. Dezember
"Jon Rafman: Egregores & Grimoires", Schinkel Pavillon, bis 31. Dezember
Bei der Galerie Sprüth Magers eröffnet außerdem am Freitag, den 16. September Jon Rafmans Ausstellung "Counterfeit Poast", Laufzeit bis 29. Oktober
Positions-Messe beim Flughafen Tempelhof
Der Flughafen Tempelhof ist und bleibt eine angenehme Messelocation. In Hangar 5 und 6 haben die 88 Galerien der Positions Berlin Art Fair viel Platz, und in ihrer neunten Ausgabe erreicht die als Nebenmesse gestartete Positions eine beachtliche Qualität: Man zeige zunehmend Kunst – statt einfach nur Bilder zum an die Wand hängen, sagte Messedirektor Kristian Jarmuschek bei einer Sneak Peek mit kleinem Augenzwinkern. Gemälde zum an die Wand hängen sind natürlich trotzdem ausreichend vertreten, was ja auch nur begrüßenswert ist, wenn sie beispielsweise von Rainer Fetting stammen wie bei der Galerie Thomas Fuchs, die sich in ihrem gelungenen Stand dem Thema (schwuler) Intimität verschrieben hat. Die Galerie Nothelfer ergänzt ihre kapitalen Informel-Werke mit einer fluiden Skulptur aus Bambus und Gummi von Geerten Verheus. Und das Zukunftsthema NFTs wird mit einer Sonderpräsentation bedacht, dankenswerterweise auf energiesparende Art geminted, dazu wird der Energieaufwand kompensiert.
Besonders interessant sind die Stände, die unter dem Motto "Fashion Positions" experimentelle Mode präsentieren, die durchaus dem Kunstblick standhält: So zeigt das Label Cruba einen Pullover, der aus Kassettentape gestrickt ist. Und die "Academy Positions" versammeln Werke von Kunstakademie-Studierenden wie bei einem kleinen Best Of von Akademierundgängen.
Positions Berlin Art Fair, bis 18. September, Flughafen Tempelhof Hangar 5 und 6