Frieze Seoul

Schneller, höher, weiter!

An diesem Wochenende geht die Frieze Seoul an den Start – die Bedeutung der südkoreanischen Hauptstadt als Kunstmetropole wächst rasant

Korea boomt nicht nur in Film und Popkultur, sondern auch in der zeitgenössischen Kunst. Und es scheint nur eine Frage der Zeit, bis Seoul es schafft, Hongkong als Brückenkopf von Europa und Nordamerika in den asiatischen Markt abzulösen. Während Hongkong aus politischen Gründen zunehmend untragbar erscheint, wird Korea immer attraktiver.

In den vergangenen fünf Jahren haben sich zahlreiche wichtige Galerien aus Europa und Nordamerika hier angesiedelt, von Pace und Ropac über Perrotin, Gladstone Gallery oder Peres Projects. Unternehmen wie Hyundai oder der Kosmetikkonzern Amorepacific verfügen über Privatmuseen und Ausstellungsräume und kurbeln mit ihren großen Unternehmenssammlungen den Markt an.

Die Kunstszene ist jung, technologieaffin und verbindet sich zunehmend mit Celebrity Culture. Schon 2016 kuratierte der Popstar Choi Seung-hyun, auch bekannt als T.O.P, eine Kunstauktion bei Sotheby’s, zahllose Fans im Teenageralter pilgerten zur Preview in das Auktionshaus. Und die Boygroup BTS engagiert sich leidenschaftlich in der Kunst: 2020 finanzierte sie mit "Connect, BTS" ein Kunstprogramm in mehreren Städten auf der ganzen Welt, Bandleader RM postet regelmäßig über Kunst auf seinen Kanälen in den sozialen Medien und spendet für Museen.

Wachsende Wertschätzung von zeitgenössischer Kunst

Es erscheint nur folgerichtig, dass mit der Frieze Seoul im September eine der großen internationalen Messen versucht, hier Fuß zu fassen. Die Sammlerschaft hier sei "sophisticated und neugierig", sagt der neue Messedirektor Patrick Lee, ein erfahrener Kunsthändler aus Seoul, der vorher dort verschiedene Galerien geleitet hat.

Sammler und Sammlerinnen auf Weltklasseniveau gebe es in Korea schon lange, in den letzten Jahren sehe man aber neue Sammlerschichten: "Vor allem durch die sozialen Medien – und die Geschwindigkeit, mit der wir heute Informationen teilen können, hat zu einer wachsenden Wertschätzung von zeitgenössischer Kunst bei dem jüngeren Publikum geführt." Auch die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmten, so Lee: „Die Yoon-Regierung hat gerade bedeutende Investitionen in den Kultursektor angekündigt, in Kunst, Film, Fern­sehen und Musikindustrie.“ Zudem gibt es keine Mehrwertsteuer auf Kunst außer auf Editionen und Fotografie.

Bei ihrem Versuch, Seoul als Messestandort zu erschließen, stützt sich die Frieze auch auf die Vorarbeit der Messe Kiaf, die seit 2002 von der koreanischen Galerienvereinigung veranstaltet wird. Die Kiaf wird im September parallel zur Frieze im gleichen Messezentrum stattfinden, mit neuer Nebenmesse Kiaf Plus extra für NFTs und Medienkunst und mit vielen Galerien aus Korea, Hongkong oder Japan, aber auch einigen US-Amerikanern und Europäern; aus Deutschland sind beispielsweise Esther Schipper und Thomas Schulte dabei.

"Von Natur aus international"

Die internationalen Megagalerien Gagosian, Pace, Zwirner und Hauser & Wirth finden sich dagegen nebenan bei der Frieze Seoul. Der neue Ableger der Frieze-Familie startet mit überschaubaren 110 Galerien, darunter zahlreiche aus Asien, und vielen bekannten Namen aus Europa und den USA von Sprüth Magers und Eva Presenhuber bis zur Lisson Gallery und Mat­thew Marks Gallery.

Die Museen, privaten Sammlungen und Galerien in der Stadt bieten zur Frieze Week ein umfangreiches Programm. Und auch die Busan Biennale, die am 3. September startet, ist von Seoul aus gut zu erreichen. "Unser Publikum ist von Natur aus international, und deshalb soll die Messe auch eine Gelegenheit bieten, die großartige kulturelle Szene in Korea kennenzulernen", so Patrick Lee.

Warum Seoul als Kunststadt so wichtig wird, erklärt Monopol-Redakteurin Elke Buhr auch bei Detektor FM im Radio. Zum Anhören bitte Inhalte aktivieren.