Norbert Bisky ist immer wieder für eine Wendung gut. Vor drei Jahren präsentierte er in der schweizerischen Kunsthalle Marcel Duchamp eine "Retrospective. Ten Years of Painting", die nur aus Miniaturrepliken seiner Gemälde bestand. Eine Hommage auf Duchamp und seinen Ausstellungskoffer "Boite-en-valise" hätten viele dem Berliner Malerstar nicht zugetraut. Bisky wird mit dieser Geste natürlich trotzdem kein konzeptueller Künstler. Seine Kernkompetenz liegt darin, sich in offene Malprozesse zu stürzen und sich von den Ergebnissen selbst überraschen zu lassen.
Die Duchamp-Episode ist dennoch ein wichtiges Signal, weil sie auf den Abstand von Kunst und Alltag hinweist. Das Künstliche, Stilisierte, das Spiel mit kunsthistorischen Referenzen hat auch bei Bisky einen Platz. Deshalb wirken biografische Deutungen bei ihm ebenso verkürzend und, ja, peinlich wie bei anderen großen Künstlern.
"Natürlich schöpft er aus dem eigenen Leben und aus gesellschaftlichen Phänomenen“, sagt die Kuratorin der Bisky-Überblicksschau in der Kunsthalle Rostock, Dorothée Brill, "aber der Fokus auf solche Inhalte schränkt den Blick auf das Werk ein." In der bisher umfangreichsten Soloschau Biskys überhaupt sind über 80 Bilder aller Schaffensphasen zu sehen. Das Atrium der Kunsthalle nutzt der Künstler für eine skulpturale Installation, zu der der Musiker Henrik Schwarz elektronischen Sound beisteuert.
"Zentrifuge" – wie die ganze Ausstellung heißt auch ein 2008 gemaltes Bild. Man meint, darauf einen Kopf, eine Messerspitze und ganz viel Blut zu sehen. Oder besteht der vermeintliche Splatter-Movie bloß aus virtuos organisierten Farbflecken? Viele neuere Gemälde Biskys zeigen dieses Vexierspiel zwischen reiner Form und Gegenstandsbezug. "Auflösung" ist das Schlüsselwort: Damit zielt die Präsentation nicht nur auf das skizzierte Schwanken zwischen Figuration und Abstraktion, Biskys Malerei thematisiere, so Brill, immer wieder die "Auflösung von Körpergrenzen und von Raumgefügen".
Bilder unversehrter Jugend, Badeszenen mit klarer Gliederung von Strand, Meer und Himmel stammen tatsächlich aus früheren Phasen. In neueren Werken Biskys verstärkt sich der barocke Zug: Gewalt und Leidenschaft, Apokalypse und Ekstase umschlingen sich.
"Norbert Bisky: Zentrifuge", Kunsthalle Rostock, 16. November bis 15. Februar 2015
Die Duchamp-Episode ist dennoch ein wichtiges Signal, weil sie auf den Abstand von Kunst und Alltag hinweist. Das Künstliche, Stilisierte, das Spiel mit kunsthistorischen Referenzen hat auch bei Bisky einen Platz. Deshalb wirken biografische Deutungen bei ihm ebenso verkürzend und, ja, peinlich wie bei anderen großen Künstlern.
"Natürlich schöpft er aus dem eigenen Leben und aus gesellschaftlichen Phänomenen“, sagt die Kuratorin der Bisky-Überblicksschau in der Kunsthalle Rostock, Dorothée Brill, "aber der Fokus auf solche Inhalte schränkt den Blick auf das Werk ein." In der bisher umfangreichsten Soloschau Biskys überhaupt sind über 80 Bilder aller Schaffensphasen zu sehen. Das Atrium der Kunsthalle nutzt der Künstler für eine skulpturale Installation, zu der der Musiker Henrik Schwarz elektronischen Sound beisteuert.
"Zentrifuge" – wie die ganze Ausstellung heißt auch ein 2008 gemaltes Bild. Man meint, darauf einen Kopf, eine Messerspitze und ganz viel Blut zu sehen. Oder besteht der vermeintliche Splatter-Movie bloß aus virtuos organisierten Farbflecken? Viele neuere Gemälde Biskys zeigen dieses Vexierspiel zwischen reiner Form und Gegenstandsbezug. "Auflösung" ist das Schlüsselwort: Damit zielt die Präsentation nicht nur auf das skizzierte Schwanken zwischen Figuration und Abstraktion, Biskys Malerei thematisiere, so Brill, immer wieder die "Auflösung von Körpergrenzen und von Raumgefügen".
Bilder unversehrter Jugend, Badeszenen mit klarer Gliederung von Strand, Meer und Himmel stammen tatsächlich aus früheren Phasen. In neueren Werken Biskys verstärkt sich der barocke Zug: Gewalt und Leidenschaft, Apokalypse und Ekstase umschlingen sich.
"Norbert Bisky: Zentrifuge", Kunsthalle Rostock, 16. November bis 15. Februar 2015