Kontroverse um Bored-Ape-NFTs

Teure Affen als rechte Trolls

Die Krypto-Affen des Bored Ape Yacht Club haben einen Hype ausgelöst und ihren Machern viel Geld gebracht. Nun zeigt sich: Die teuren Bildchen könnten Teil eines rechten Troll-Schemas sein

In der Kunstwelt kam man im letzten Jahr gefühlt keine drei Meter weit, ohne auf das Thema NFT zu kommen. Es sei die Zukunft der digitalen Kunst, sagen die einen, es ist eine klimaschädliche Blase, sagen die anderen. Eine der prominentesten NFT-Kollektionen hat der Bored Ape Yacht Club (BAYC) geschaffen. Die gehypten Affen wurden von Superstars wie Madonna, Eminem, Justin, Bieber, Paris Hilton, Neymar, Stephen Curry, Jimmy Fallon und Post Malone gekauft. Und die Macher hinter dem Bored Ape Yacht Club haben via Ethereum Milliarden mit ihren generischen Comic-Bildern gemacht.

Solche Erfolgsgeschichten verkaufen sich gut. Musik, Film, Mode aber natürlich auch die Kunst – alle sollten sich ein Beispiel nehmen, so der Tenor, wie gut das Schöpfer-Quartett mit den Pseudonymen Gargamel, Gordon Goner, Emperor Tomato Ketchup und Sass ihre serielle Kunst vermarkten und monetarisieren. Ein Blueprint, der zeigt, wie das Business funktionieren kann. So in etwa wie Investor Frank Thelen vorschlägt, man müsse Kinder von heute zum neuen Elon Musk oder Jeff Bezos erziehen.

Aber was steckt eigentlich genau hinter der Zeichenwelt des BAYC? Hyperpostmoderne Semiotik macht es heute nicht leicht, Messages und Leitlinien auszumachen. Schaut man sich die Symbole und Verweise des BAYC allerdings genauer an, so verdichten sich die Hinweise, dass es sich bei dem NFT-Affen-Club um einen Nazi-Troll-Verein handelt, der vor rechtsextremen Symbolen, Alt-Right-Zitaten und Troll-Mechanismen, wie man sie von moderationsfreien Plattformen wie 4Chan kennt, nur so strotzt.

Die versteckten Hinweise sind zahlreich

Es bedurfte der langwierigen Recherche des New Yorker Künstlers Ryder Ripps, der über die vergangenen Monate zahlreiche Referenzen zusammen stellte und damit nun das Internet und das weltweite "Vertrauen" in NFTs und Kryptowährungen wie Ethereum fundamental ins Wanken bringt. Die Liste ist lang und komplex. Einzeln betrachtet, könnten die Referenzen ein Zufall sein – im Kontext ist es indes eine lange Tirade von Rechtsextremismus und Nazi-Verweisen.

Schon zu Beginn kritisierte die Schwarze Community, dass die anthropomorphisierte Darstellung von Affen in der Popkultur rassistische Stereotypen bediente. Auch ist das BAYC-Logo mehr oder weniger eine Kopie des Emblems des Waffen-SS-Totenkopfs.

Das Unternehmen hinter dem BAYC nennt sich Yuga Labs, was auf den Philosophen René Guénon verweist, der heute in der Alt-Right-Bewegung eine wichtige Rolle spielt. Auch findet Ripps in den Namen der Macher selbst eindeutige Referenzen. So könnte das Alias Gordon Goner ein Anagramm für drongo negro sein (dummer N****), Sass eine Zusammenführung von SA und SS. Die versteckten Hinweise sind so zahlreich und teils hintergründig, dass einem schwindelig wird. Aber genau das scheint die Strategie zu sein, die sehr von der Troll-Kultur des 21. Jahrhunderts geprägt ist. 

Die Recherche von Ryder Ripps schlägt dieser Tage Wellen und führt bereits zu einigen hitzigen Diskussionen. Empfehlenswert für die Vertiefung ist der umfangreiche und sehr gut gemachte Video-Essay des YouTubers Philion "Bored Ape Nazi Club", der diesen Zitat-Teilchenbeschleuniger der Hype-Maschine gut analysiert und auch Anlass für diese Kolumne gewesen ist. Auch fordert Philion unter dem Hashtag #BURNBAYC dazu auf, als Community gegen den Bored Ape Yacht Club vorzugehen, um dem Verbreiten von Nazi-Content ein Ende zu setzen.


Welche Lehren sollte allerdings die Kunst- und Kulturwelt aus dieser Geschichte ziehen? Zuerst, dass man technologischen Hypes generell kritisch gegenüberstehen und nicht immer gleich lemminghaft hinterher rennen sollte, gerade dann, wenn man keine Ahnung hat. Ist das Agieren des Bored Ape Yacht Club vielleicht auch selber Kunst, weil er auf unserer aller Nasen wie impertinente Kinder herumtanzt und die Popwelt und ihre Gier nach Profit ein grausiges Spiegelbild vorsetzt? Wird diese Geschichte zum endgültigen Ende des Krypto-Booms führen, woran ja auch alle derzeitigen Heilsversprechen wie Web3, Blockchain und NFT hängen? Oder führt es eventuell zu einem allgemein distanzierteren und reflektierteren Umgang mit diesen Technologien und Kunst-Hypes? Kann nach solchen Krisen etwas Neues, Genuines entstehen? Die Zeit wird es zeigen.

An alle Sammlerinnen und Sammler, die sich einen Bored Ape für viel Geld gekauft haben – selbst schuld. Und auch wenn einige dazu verleitet sein mögen, die ganze Angelegenheit als Satire, Trollen auf dem nächsten Level oder Gesamtkunstwerk misszuverstehen: Beim Verbreiten von rechtsextremen Symbolen und Narrativen hat für die Ewigkeit zu gelten: keinen Millimeter breit!