Japanische Architekturbüros wie Sanaa und Shigeru Ban realisieren inzwischen den Großteil ihrer Projekte außerhalb ihrer Heimat. Auf der ganzen Welt schätzt man die ätherische Eleganz, Transparenz und den Minimalismus, die ihre Entwürfe ausstrahlen. Dabei sind diese Attribute nur eine Facette einer längeren Erfolgsgeschichte.
Dass die außergewöhnliche Nachkriegsarchitektur des Inselstaats nicht zu trennen ist von der permanenten Transformation der Städte, ist dem chronologischen Parcours der Ausstellung "Japanische Architektur seit 1950, plurale Räume" im Centre Pompidou Málaga auf Schritt und Tritt zu entnehmen. Ob die hohe Bevölkerungsdichte, Erdbeben, Tsunamis, Atomunfälle oder wirtschaftlichen Krisen: Die Zerstörung trifft stets auf einen fruchtbaren Boden, einen Willen zur Mutation, der sich seit Generationen in die kollektive DNA eingeschrieben hat.
Spätestens mit den experimentellen Konstruktionen der Expo ’70 in Osaka läuteten die Metabolisten eine nicht abreißende Abfolge von Meisterwerken der japanischen Nachkriegsbaukunst ein. Originaldokumente, maßstabsgetreue Modelle, Zeichnungen, Filme und fotografischen Projektionen spannen in fünf Kapiteln den Bogen von "Futuristische Visionen" bis zur "Architektur der Auslöschung". Am Anfang der Route steht der Einfluss der Schriften von Bruno Taut. Der Deutsche war 1933 in Japan und entdeckte die "Leichtigkeit" der kaiserlichen Villa Katsura, in der westliche Architekten und Architektinnen in seinem Gefolge ihre Auffassung von modernem Bauen vorweggenommen sahen.
Von der Liebe zur Betonwand
Mit den experimentellen Kontruktionen der Expo ’70 in Osaka läuteten die Metabolisten eine nicht abreißende Abfolge von Meisterwerken der japanischen Nachkriegsbaukunst ein. Originaldokumente, maßstabsgetreue Modelle, Zeichnungen, Filme und fotografischen Projektionen spannen in fünf Kapiteln den Bogen von "Futuristische Visionen" bis zur "Architektur der Auslöschung".
Am Anfang der Route steht der Einfluss der Schriften von Bruno Taut. Der Deutsche war 1933 in Japan und entdeckte die "Leichtigkeit" der kaiserlichen Villa Katsura, in der westliche Architekten und Architektinnen in seinem Gefolge ihre Auffassung von modernem Bauen vorweggenommen sahen.
Das Ergebnis war ein untypisch japanischer Trend Richtung Schwere und Massivität, der Gropius dazu bewog, zu schreiben: "Aber heutzutage ist der junge japanische Architekt oft nur zu gerne bereit, alle diese Vorteile wegzuwerfen, weil sie für ihn gedanklich verknüpft sind mit der feudalen Vergangenheit ... Seine Liebe gehört der undurchdringlichen, unbeweglichen Betonwand, die für ihn die Festigkeit und Widerstandskraft verkörpert, die er gern seinen modernen Gebäuden geben möchte." Unvermeidlich auf diesem Pfad zwischen Brutalismus, internationalem Stil und Metabolismus sind die Entwürfe von Kisho Kurokawa und Arata Isozaki, erweiterbare oder aufblasbare Strukturen und nachwachsende Komponenten inklusive.
Gegensätze in Einklang
Die nachfolgende Generation legte den Fokus auf das Haus und den Einzelnen, wie im Wohnturm von Takamitsu Azuma von 1966, der sich in die Zwischenräume von Tokios Stadtgefüge fügte, ein Klassiker, flankiert von Namen, die sich in den letzten Jahrzehnten etabliert haben, darunter Tadao Ando, Toyo Ito, Sanaa, Shigeru Ban, Kengo Kuma und Sou Fujimoto, der Gegensätze wie Öffnen und Schließen, Transparenz und Opazität oder Natur und Künstlichkeit in Einklang brachte.
Am Ende dieser Entwicklung hin zu einer "weißen" Architektur steht das Curtain Wall House von Shigeru Ban in Tokio. Eine Ikone ist fast schon das Foto selbst, das die Eckansicht mit dem wehenden, zwei Geschosse überziehenden Vorhang zeigt. Dem vergleichsweise winzigen Modell in Málaga steht der Vorhang statt einer Wand bereits gut zu Gesicht, die Räume können nach außen hin geöffnet oder geschlossen werden, geben Einblicke frei, wenn der Wind die Vorhänge bauscht. Der nächste Sturm kann kommen, denn einst ist gewiss: Nach der Zerstörung folgt die nächste geniale Idee.