Diesen Stuhl kennen hierzulande fast alle Eltern, und insbesondere deren Füße. Egal, wie man es anstellt, stolpern Mama und Papa nämlich circa 100 Mal pro Woche über die extralangen Bodenleisten des Tripp-Trapp-Stuhls, immer wieder aufs Neue versagt die Koordination zwischen Auge und Hirn und Körper. Vor Schmerz möchte man dann jedes Mal laut "Scheiße!" schreien, aber "Scheiße" sagen wir nicht, wir sagen "schade", wie der Nachwuchs uns mahnend erinnert. Und außerdem kompensiert der Tripp Trapp diese tägliche Minifolter, da er ansonsten annähernd perfekt ist.
Der legendäre Tripp Trapp wurde 1972 von dem norwegischen Designer Peter Opsvik entworfen. Dessen eigenes Kind war damals dem Hochstuhl entwachsen, aber noch zu klein für einen normalen Stuhl, und so kam Opsvik auf die so logische wie brillante Idee, ein Modell mit höhen- und tiefenverstellbaren Sitz- und Fußplatten zu entwickeln: einen Stuhl, der mit den Kleinen mitwächst.
Der norwegische Kindermöbelhersteller Stokke brachte den Tripp Trapp 1972 auf den Markt, seither wurde er über 13 Millionen Mal in mehr als 80 Länder verkauft, erhielt zahlreiche Designauszeichnungen und war sogar in Ausstellungen im New Yorker Museum of Modern Art oder dem Londoner Victoria & Albert Museum zu sehen.
Skandinavisch auch der Preis
Opsviks Entwurf ist der Inbegriff skandinavischen Designs: aus hochwertigem Material wie Buche oder massiver Eiche gefertigt, langlebig, puristisch und intelligent gestaltet. Er passt zu jeder Einrichtung. Er lässt die Wohnung – anders als die meisten Kindersachen – nicht zu einer albern-infantilen Chaoshölle werden, taucht sie andererseits aber auch nicht in jene lustfeindliche Pfarrhaus-Aura, die der skandinavischen Moderne sonst gerne mal eigen ist. Man erhält den Tripp Trapp in allen möglichen fröhlichen Farben, wobei das klassische rot und blau neben dem traditionellen natürlichen Look vielleicht noch immer die schönsten sind.
Natürlich steht auch der lange Fuß im Dienste der Funktionalität – er macht den Stuhl kippelfest. Skandinavisch ist nicht zuletzt der Preis, der aktuell bei rund 220 Euro für Neumodelle liegt. Aufgrund der Langlebigkeit des Tripp Trapp gibt es aber auch einen florierenden Ebay-Markt, wo Modelle mit schöner Patina und Babybreikrusten deutlich günstiger zu haben sind.
Zum 50. Geburtstag bringt Stokke jetzt eine Sonderedition heraus, aus Eschenholz, in zwei Farbvarianten, mit dem Logo "50 Jahre Tripp Trapp" als Lasergravur versehen, in limitierter Auflage. Das braucht ernsthaft natürlich kein Erwachsender und erst recht kein Kind. Unverändert ist hingegen auch bei dem Sondermodell das Design. Alles andere wäre auch wirklich schade.