Als Maria Kulikovska diese Performance zum ersten Mal zeigte, wurde sie verhaftet und in die Liste der verbotenen Künstlerinnen und Künstler Russlands aufgenommen. Es war die Eröffnung der Manifesta 14 in St. Petersburg, gerade waren russische Truppen in die Krim einmarschiert. Kulikovska stammt von der Krim, sie musste fliehen. Ihre nicht angemeldete Performance nannte sie "254", so wie ihre Flüchtlingsnummer, mit der sie damals registriert wurde.
Jetzt ist Maria Kulikovska wieder geflohen, und diesmal ist ihr Beitrag offiziell. Museumsdirektor Klaus Biesenbach hat sie eingeladen, zum Berliner Gallery Weekend an der Neuen Nationalgalerie zu performen. Kulikovska liegt unter einer ukrainischen Flagge verborgen auf den harten Steinstufen. Gelegentlich bewegt sie sich, sie zuckt, man sieht ihre Hand unter dem Stoff hervorlugen. Doch vor allem liegt sie einfach da, ein Mahnmal für die Opfer.
Mit der Performance, die bis Sonntag dreimal täglich stattfindet, soll auch Geld gesammelt werden, das der Berliner Flüchtlingshilfe-Organisation Be an Angel e.V. zugute kommen soll.
Ein Mantra als Charity-Projekt
Auch bei der Galerie Sprüth Magers wird für die Initiative gesammelt. Hier hat der Künstler Sterling Ruby die Fenster zur Straße mit Postern verklebt: "WAS WAR WON" steht in gelber Schrift auf blauem Grund. Für 50 Euro kann man diese Poster erwerben, der Erlös wird komplett gespendet. Wenn man die Worte wiederholt, werden sie zum Mantra, wie ein Slogan, erklärt der Künstler, der innen in der großen Halle der Galerie meterhohe, eindrucksvolle abstrakte Textilbilder und komplex gearbeitete Keramiken zeigt.
Der direkte politische Kommentar ist seine Sache eigentlich nicht, und so ist auch das Poster vieldeutig. Aber dass die Welt nicht nur angesichts des Ukraine-Krieges, sondern auch aufgrund vieler anderer Krisen auf eine riesige Flüchtlingskatastrophe zusteuert, das beschäftigt ihn.
Auch der Künstler Jonas Weichsel hat anlässlich seiner letzten Ausstellung bei der Galerie Thomas Schulte Kunstwerke für die Ukraine gemacht, von denen noch Exemplare erhältlich sind. Der Erlös der abstrakten Arbeiten in blau und gelb geht ebenfalls zu 100 Prozent an Be an Angel e.V.
Weitere Kulturhilfen vom Bund
Der Bund will 20 Millionen Euro zusätzlich in Kultur- und Medienhilfen für die Ukraine stecken. Diese Summe steht nach einem Beschluss des Bundeskabinetts für den Ergänzungshaushalt 2022 zur Verfügung. Damit sollen nach Angaben vom Mittwoch die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine weiter abgemildert werden.
"Mit dem russischen Angriffskrieg soll auch die Kultur und Identität der Ukraine vernichtet werden", sagte Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) in einer Mitteilung. "Deshalb setzen wir alles daran, die ukrainischen Kulturstätten vor der russischen Zerstörungswut zu bewahren." Wichtig sei zudem, die unabhängige Berichterstattung abzusichern, indem geflüchtete Journalistinnen und Journalisten bei der Fortsetzung ihrer Arbeit im deutschen Exil unterstützt werden.