Kunstmesse Art Düsseldorf

Eine Region wird aktiv

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Die Art Düsseldorf ist ins Frühjahr gerutscht und setzt auf die Stärke der rheinischen Sammlerschaft

April, Frühlingserwachen und eine Kunstmesse am Rhein – bevor die Pandemie unser Zeitempfinden durcheinanderbrachte, stand dafür die Art Cologne. Nun hat sich die Art Düsseldorf in ihrem vierten Jahr den Frühjahrsplatz im Messekalender gesichert und lockt ihr Publikum vom 8. bis 10. April in die luftigen Industriehallen des Areals Böhler auf die andere Rheinseite. 85 Galerien aus dem In- und Ausland nehmen teil, und auch wenn die meisten Aussteller aus Deutschland kommen, wird an den Ständen sicherlich nicht nur Deutsch gesprochen werden, da ist sich Messeleiter Walter Gehlen sicher.

Kamel Mennour aus Paris ist zum Beispiel wieder dabei und bringt Werke von Alicja Kwade und Camille Henrot mit nach Düsseldorf. "Für uns hat das Rheinland strategisch eine ideale Lage zwischen den Beneluxländern. Wir finden es wichtig, an kleineren, lokalen Messen teilzunehmen, das ist essenziell für den Kontakt zu deutschen Sammlern", so eine Sprecherin der Galerie.

26 Neuzugänge kündigt die Messe an, darunter viele Berliner Galerien wie Thomas Fischer, der einen gemeinsamen Stand mit Daniel Marzona konzipiert hat. Aber auch heimische Flaggschiffe wie Konrad Fischer aus Düsseldorf oder Thomas Zander aus Köln nehmen zum ersten Mal teil. Die Frage nach einer Präsenz entweder in Köln oder in Düsseldorf stellt sich für die meisten Aussteller nicht mehr, im Gegenteil: "Die Art Cologne ist für uns seit Jahrzehnten unverzichtbar für die Pflege von Kontakten zu Sammlern, Institutionen und Presse, aber die Messe in Düsseldorf bietet uns trotzdem Zugang zu neuen Kontakten, die in Köln bisher nicht möglich waren. Wir führen das auf das extrem starke Rheinland zurück, das zwei zeitlich versetzte Messen anscheinend gut vertragen kann", sagt Luise Nagel von der Produzentengalerie aus Hamburg, die mit Christoph Blawert, Bernhard Brungs, Jonas Burgert, Monika Michalko und Dasha Shishkin fünf malerische Positionen auf den Stand bringt.

"Konkurrenz belebt das Geschäft", wie Sylvia Rehbein von der Thomas Rehbein Galerie aus Köln bestätigt. "Das Galerienwochenende DC Open zeigt ja auch sehr gut, wie zwei Städte kooperieren können, um eine Region zu aktivieren." An ihrem Stand wird ein Querschnitt aus dem Galerie­programm zu sehen sein, hier lohnt sich ein Blick auf die Videos und Skulpturen der belgischen Künstlerin Pauline M’barek und die Fotografien von Andreas Gefeller.

Auch Dennis Hochköppeler von der Kölner Galerie Drei sieht auf der Art Düsseldorf ein anderes Publikum als in der Galerie oder auf anderen Messen: "Ich stelle fest, dass es einen guten Anteil unter den Besucherinnen und Besuchern der Art Düsseldorf gibt, der nicht unbedingt regelmäßig nach Köln kommt, um eine Ausstellung oder eine Messe zu besuchen. Nicht nur auf dieser Ebene ist die Art Düsseldorf eine gute Ergänzung für uns, wenn es um die Sichtbarkeit unseres Programms hier in der Region geht." Für die diesjährige Messe hat sich Drei mit dem Düsseldorfer Kollegen Lucas Hirsch zusammengetan, sie zeigen an ihrem gemeinsamen Stand Arbeiten der Künstlerinnen Phung-Tien Phan und Mira Mann, beide Absolventinnen der Düsseldorfer Kunstakademie.

Die Messe hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, gegenüber der letzten vorpandemischen Ausgabe kein Publikum zu verlieren. "Wir schätzen, dass wir 20 000 Besucherinnen und Besucher, also die Hälfte von 2019, auf der Art Düssel­dorf empfangen, die anderen 20 000 wollen wir aus der ganzen Welt über unsere digitalen Angebote auf die Messe holen", sagt Walter Gehlen. Ob virtuell oder real, erwarten diese hochkarätige Klassiker wie eine Einzelschau von Dan Graham bei Max Mayer, Günther Uecker bei Beck & Eggeling Fine Art oder On Kawara bei Leo Koenig Inc. ebenso wie viel beachtete junge Künstlerinnen, darunter Nadira Husain (PSM Gallery) oder Isabella Fürnkäs (Clages).

Und auch die Institutionen in Düsseldorf haben parallel einiges vor: Die Kunsthalle Düsseldorf präsentiert als willkommenen Ausgleich zur düsteren weltpolitischen Lage die Schau "Happiness Is a State of Mind", während das K20 der Brasilianerin Lygia Pape die erste umfangreiche Einzelausstellung in Deutschland widmet. Im K21 wird Fotografie aus Afrika und der globalen Diaspora aus der The Walther Collection gezeigt, darunter Yto Barrada, David Goldblatt, Santu Mofokeng und Zanele Muholi. Um Denkmäler und Erin­nerungskultur dreht sich die aktuelle Gruppenausstellung "Adjustable Monuments" in der Sammlung Philara. Und um die Ecke im Kunstpalast gibt’s in "Electro. Von Kraftwerk bis Techno" auch noch was auf die Ohren.