Die Architekten von Opposite Office wollen das Gelände der bisherigen Nord-Stream-Anlandestation im vorpommerschen Lubmin zu einem "Zentrum für Völkerverständigung" transformieren: Die Rohre der bislang unbenutzten Pipeline Nord Stream 2 mit einem Durchmesser von 1,15 Metern werden zu einem Haus mit 194 Schlafkojen umgebaut. Diese "werden per Zufallsgenerator jeden Monat an je einem Menschen pro Staat verlost", heißt es in einer Projektbeschreibung des Münchner Büros, das sich als "aktivistisch" bezeichnet. "Dieser einmonatige Aufenthalt, der für alle kostenlos ist, hat zum Ziel, die unterschiedlichsten Menschen aus allen Klassen, Kulturen, Religionen und Nationen zusammenzubringen."
Durch Nord Stream 1 wurden 2021 nach Angaben der Betreibergesellschaft 59,2 Milliarden Kubikmeter Erdgas aus Russland nach Europa exportiert. Die Pipeline war 2011 in Betrieb genommen worden. Sie verläuft vom russischen Wyborg bis nach Lubmin nahe Greifswald. Weitgehend ähnlich verläuft die Pipeline Nord Stream 2, deren Inbetriebnahme wegen des Ukraine-Konflikts bis auf Weiteres auf Eis gelegt wurde.
Mit ihrem Projekt "Nord Stream 3" strebt Opposite Office einen interkultureller Austausch an, "der Freundschaften ermöglicht und Vorurteile abbaut", so hoffen es jedenfalls die Planerinnen und Planer. "Statt einer Versammlung von Top-Diplomaten/-innen und Staatenlenker/-innen erwächst eine Vollversammlung der Vereinten Nationen der kleinen Leute, der Bürgerinnen und Bürger dieser Welt."
Auch wenn dieses "Nord Stream 3" wohl nie realisiert werden wird – ein schöner Kommentar auf ein mögliches Ende des kriegerischen Zeitalters fossiler Brennstoffe ist diese Utopie allemal.