München

Wirecard-Büroausstattung wird versteigert

Eineinhalb Jahre nach dem Zusammenbruch von Wirecard wird die Büroausstattung des Konzerns versteigert. Dass in diesem öden Mobiliar der mutmaßlich größten Betrugsskandal der Nachkriegszeit stattfand, ist schwer vorstellbar

Die Bestandsbeschreibung klingt wie eine Inventur längst vergangengeglaubter Bürowelten: "1 Garderobenständer Rexite Pop Desing Raul Barbieri", "2 Grünpflanzen im Kunststoffbehälter anthrazit", "Aktenablageschrank, 2-türig", "1 Besprechungstisch, Bootsform, Untergestell Chrom", "2 Unterstellrollcontainer" ... Bei einer Online-Auktion wird noch bis Donnerstag das Mobiliar aus der einstigen Firmenzentrale des Skandalkonzerns Wirecard in Aschheim bei München meistbietend und lieblos verscherbelt. Auch wenn der einstige Zahlungsabwickler mit Luftbuchungen Schlagzeilen gemacht hat – die Mitarbeiter saßen doch auch nur auf schlichten "Bürodrehstühlen, Sitzfläche Stoffbezug schwarz".

Der Konzern war 2020 nach dem Eingeständnis von Scheinbuchungen in Milliardenhöhe zusammengebrochen. Wirecard hatte 2017 und 2018 hohe Gewinne von zusammen über 600 Millionen Euro ausgewiesen und einen zweistelligen Millionenbetrag an Dividenden ausgeschüttet. Nach den Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft gab es diese Gewinne tatsächlich gar nicht. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Wirecard-Vorstand Banken und Investoren um etwa drei Milliarden Euro betrog.

Es ist der mutmaßlich größten Betrugsskandal der Nachkriegszeit, aber einen Trick, den jeder Kleinstkriminelle kennt,  hatten auch die Wirecard-Finanzprofis drauf: Verhalte dich unauffällig! Kein Protz, kein Damien Hirst, kein Mamorfußboden, jedenfalls nicht in der Zentrale. Es gibt zwar auch Kunst, die zur Versteigerung steht, aber die Beschreibung lässt nicht auf ein unbekanntes Meisterwerk hoffen: "1 Stück Collage, ca. 0,9x1,35m, Objekt momentan nicht definierbar."

(mit Dpa-Quelltext)