Köpfe 2022

Von wem wir in diesem Jahr noch hören werden

Wer wird 2022 neue Ämter bekleiden, über wen wird der Kunstbetrieb sprechen? Ein Überblick über die wichtigsten Personalien 


Sebastian Baden wird neuer Leiter der Frankfurter Schirn

Sebastian Baden soll vom nächsten Sommer an der neue Direktor der Schirn Kunsthalle in Frankfurt am Main werden. Er folgt dann auf Philipp Demandt, der das Haus seit 2016 führte und sich fortan auf die Leitung des Städel Museums und der Liebieghaus Skulpturensammlung konzentrieren soll. Der 1980 geborene Kunstwissenschaftler ist seit 2016 Kurator für zeitgenössische Kunst, Skulptur und Neue Medien an der Kunsthalle Mannheim. Zuvor lehrte er sechs Jahre lang Kunstwissenschaft und Medientheorie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe.


Liberty Adrien und Carina Bukuts werden Kuratorinnen des Portikus in Frankfurt am Main

Liberty Adrien und Carina Bukuts haben bereits im Sommer 2021 für den Ausstellungsparcours "Balade" in Berlin zusammengearbeitet. An neun Orten in Berlin-Charlottenburg zeigten sie Interventionen von Willem de Rooij, Christine Sun Kim, Jumana Manna und anderen. Liberty Adrien ist Kunsthistorikerin und Kuratorin, sie gründete den Kunstraum Âme Nue in Hamburg und Ateliers in Paris mit und erhielt ein Forschungsstipendium des französischen Kulturministeriums über staatlichen Ankäufe von Kunst von Frauen. Carina Bukuts ist Kunstkritikerin und und Chefredakteurin des Online-Magazins "Passe-Avant". Sie kuratierte unter anderem Ausstellungen am Künstlerhaus Bethanien. Mit ihrem publizistischen Hintergrund beabsichtigen die beiden, auch die Frankfurter Ausstellungshalle Portikus in diese Richtung zu erweitern und zugleich andere Formen des Zusammentreffens zu entwickeln. Sie übernehmen ihre Aufgabe von der derzeitigen Kuratorin Christina Lehnert.


Klaus Biesenbach wird Direktor der Neuen Nationalgalerie

Klaus Biesenbach wird Direktor der frisch sanierten Neuen Nationalgalerie und des noch entstehenden Museums des 20. Jahrhunderts nebenan. Biesenbach war zuvor unter anderem MoMA-Chefkurator in New York. Stiftungspräsident Hermann Parzinger sprach bei seiner Ernennung im Spätsommer von "einem absoluten Glücksfall für die Nationalgalerie, für Berlin, für die Kunst". Der damalige Künstlerische Direktor des Museum of Contemporary Art in Los Angeles kehre damit in die Stadt zurück, in der er vor 30 Jahren seine Karriere im Kunstbetrieb begonnen habe, hieß es. Damals etablierte Biesenbach mit anderen die Kunst-Werke in der Auguststraße in Berlin-Mitte.

Die damalige Kulturstaatsministerin und Stiftungsratsvorsitzende Monika Grütters erklärte zu Biesenbachs Ernennung: "Er ist eine erstklassige Wahl, um als neuer Direktor die Weichen für die frisch wiedereröffnete Neue Nationalgalerie und das neue Museum der Moderne Richtung Zukunft zu stellen." Biesenbach folgt in der Nationalgalerie, einem ikonischen Bau von Ludwig Mies van der Rohe, auf Joachim Jäger.


Sam Bardaouil und Till Fellrath leiten den Hamburger Bahnhof

Das Kuratorenduo Sam Bardaouil und Till Fellrath übernimmt den Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart in Berlin. Bardaouil und Fellrath sind die Gründer der Plattform Art Reoriented, die mit Projekten in Südkorea, Doha oder Paris bekannt wurde. Außerdem kuratieren die beiden die Lyon-Biennale 2022. Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, erklärte, das Duo werde Großes für die zeitgenössische Kunst in Berlin bewirken. Zu ihren Projekten gehört in diesem Jahr auch der Französische Pavillon bei der Biennale in Venedig. Im Hamburger Bahnhof folgt das Duo auf Leiterin Gabriele Knapstein.


Antje-Britt Mählmann ist neue Leiterin von Museum Schloss Moyland

Nach jahrelanger Vakanz bekommt das Beuys-Museum Schloss Moyland am Niederrhein eine neue künstlerische Leitung. Ab 1. April 2022 wird die Kunsthistorikerin Antje-Britt Mählmann diesen Posten übernehmen. Mählmann leitete zuletzt die Kunsthalle St. Annen, Lübeck. Davor war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Kunsthalle Emden sowie als freie Kuratorin für die Kunsthalle Wilhelmshaven tätig.


Laurence des Cars ist die neue Direktorin des Louvre

Mit Laurence des Cars hat im September zum ersten Mal in der Geschichte des Pariser Musee du Louvre eine Frau die Leitung übernommen. Die Kunsthistorikerin, Kuratorin und Kulturmanagerin leitete vorher vier Jahre lang das Pariser Musée d'Orsay. Auf Vorschlag von Frankreichs Kulturministerin Roselyne Bachelot-Narquin ernannte Präsident Emmanuel Macron des Cars zur neuen Louvre-Leitung. In einem Radiointerview sagte die Direktorin, sie hoffe, den Louvre als "Museum der Gegenwart" zu positionieren und auch ein jüngeres und diverseres Publikum anzusprechen.


Catherine Nichols kuratiert die Manifesta 14

Die in Berlin lebende australische Kuratorin Catherine Nichols wird als Leiterin der Manifesta 14 in diesem Jahr die Wanderbiennale in Pristina gestalten. Die 47 Jahre alte Nichols wird aus Sicht von Hedwig Fijen, Gründungsdirektorin der Manifesta, "ihr umfangreiches Wissen und ihre Visionen in Bezug auf interdisziplinäre Programme einbringen, die alternative demokratische Formen und künstlerische Transformation erforschen". Nichols' Fachwissen passe "perfekt zu den künstlerischen Praktiken, die neue nachhaltige und kreative Gemeinschaften erforschen, die sich darauf konzentrieren, wie wir in einem Zeitalter, das dringend auf ökologische Nachhaltigkeit angewiesen ist, leben, arbeiten und füreinander sorgen können", hieß es von Seiten der Veranstalter.

Nichols hat bereits zahlreiche Ausstellungen kuratiert, etwa auch für die Nationalgalerie in Berlin. Bis zuletzt war sie in Nordrhein-Westfalen künstlerische Leiterin des Jubiläumsprogramms Beuys 2021, das Joseph Beuys (1921-1986) als einem der wichtigsten deutschen Nachkriegskünstler gewidmet ist.

Sie wolle mit dem Team der Manifesta Menschen aus Europa und darüber hinaus zusammenzubringen, "um zu erforschen, wie das Geschichtenerzählen uns in die Lage versetzen kann, miteinander in Kontakt zu treten und in unserer uns innewohnenden Pluralität an einem Strang zu ziehen, um eine gemeinsame Welt zu schaffen, die mehr als nur menschlich ist", kündigte Nichols an. Die Manifesta 14 findet vom 22. Juli bis zum 30. Oktober statt. 


Tina Brüderlin übernimmt Ethnologisches Museum Berlin

Die Ethnologin Tina Brüderlin, zuvor am Freiburger Museum Natur und Mensch tätig, wird zum Jahreswechsel Leiterin des Ethnologischen Museums in Berlin. Die 44-Jährige wird das Museum mit den Standorten Humboldt Forum und Dahlem im Januar übernehmen. Brüderlin wurde in Colorado (USA) geboren und studierte Ethnologie, Amerikanistik und Kulturgeographie in Mainz und New Hampshire (USA). Als regionale Schwerpunkte ihrer wissenschaftlichen Karriere werden Ostafrika und Nordamerika genannt. Nach dem Studium arbeitete Brüderlin als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Mainz, später als Sammlungs- und kuratorische Assistentin am American Museum of Natural History in New York. In Berlin wirkte sie anschließend als wissenschaftliche Mitarbeiterin und befasste sich mit Provenienzforschung zu Teilen der Sammlung des Ethnologischen Museums. Seit 2012 ist Brüderlin Sammlungsleiterin in Freiburg, wo sie etwa Digitalisierungsprojekte verantwortete.

"Das Ethnologische Museum Berlin befindet sich in dynamischen und herausfordernden Prozessen", sagte Brüderlin mit Blick auf ihre künftige Aufgabe. Die Sammlungen gehörten zu den bedeutendsten weltweit. "Dieses bringt große Verantwortung mit sich." Dazu gehören etwa auch die Benin-Bronzen. Die Kunstwerke stammen größtenteils aus den britischen Plünderungen des Jahres 1897, aktuell verhandeln Deutschland und Nigeria über Rückgaben. Die Bronzen sollen auch im Humboldt Forum ausgestellt werden. Stiftungspräsident Hermann Parzinger sieht das Ethnologische Museum denn auch "mehr denn je im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit". Es brauche eine entschiedene und umsichtige Leitung.


Eva Birkenstock ist neue Direktorin am Ludwig Forum Aachen

Die Kunsthistorikerin präsentierte im Oktober ihre Pläne für das Museum für moderne Kunst. Nach Angaben der Stadt erklärte sie, die Kollektion des berühmten Sammlerehepaares Peter und Irene Ludwig solle den Dreh- und Angelpunkt bilden für ein internationales, disziplinübergreifendes Programm. Neben örtlichen Kooperationen wolle sie Brücken schlagen in die Euregio, nach Köln und Düsseldorf und auch in die Welt. Birkenstock war zuvor Direktorin des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen in Düsseldorf. Das Ludwig Forum ist in einem weitläufigen historischen Industriegebäude untergebracht. Die ehemalige Schirmfabrik ist im Bauhausstil errichtet und liegt nahe der Innenstadt.


Roland Nachtigäller wird Geschäftsführer der Insel Hombroich

Der bisherige Direktor des Museums Marta Herford, Roland Nachtigäller, wird ab 2022 neuer Geschäftsführer der Stiftung Insel Hombroich in Neuss. Damit ist er auch verantwortlich für die Weiterentwicklung des rund 64 Hektar großen Gesamtkomplexes zwischen Raketenstation, Kirkeby-Feld und Museum Insel Hombroich. "Dieses grandiose und radikal gedachte Projekt hat mich schon seit meinen Studienjahren fasziniert", sagte der 1960 geborene Nachtigäller. Der Düsseldorfer Kunstmäzen Karl-Heinrich Müller hatte das Gelände 1982 erworben und umgestalten lassen. Das stetig erweiterte Projekt beinhaltet heute einen außergewöhnlichen Landschafts- und Kulturraum mit Atelier-, Wohn-, Archiv- und Ausstellungsräumen sowie Cafés.


Barbara Staudinger wird Direktorin des Jüdischen Museums Wien

Barbara Staudinger soll ab Mitte 2022 das Jüdische Museum Wien leiten. Die derzeitige Chefin des Jüdischen Museums Augsburgs werde die Institution in der österreichischen Hauptstadt stärker wissenschaftlich und gesellschaftspolitisch ausrichten und sie einem jüngeren Publikum öffnen, sagte Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler. Die aus Wien stammende Staudinger ist seit 2018 Direktorin des Jüdischen Museums Augsburg. Unter ihrer Führung wurden dort Ausstellungen gezeigt, die über jüdische Geschichte und Gegenwart hinausgingen und Themen wie Migration und Ausgrenzung behandelten.


 

 

Dagmar Hirschfelder wird Direktorin der Gemäldegalerie Berlin

Sie folgt damit zum Jahreswechsel auf Michael Eissenhauer, der bisher verantwortlich war. Hirschfelder leitete seit 2017 die Abteilung "Gemälde und Graphik" am Kurpfälzischen Museum Heidelberg, zuvor war sie in mehreren Funktionen am Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg tätig. Sie studierte Kunstgeschichte, Geschichte und Germanistik in Bonn und Paris. Die 48-Jährige gilt als Spezialistin für nordalpine Malerei des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit. 

Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, zu der die Gemäldegalerie gehört, bezeichnete Hirschfelder in einer Mitteilung als "fachlich überaus versierte und international vernetzte Kunsthistorikerin". Mit Blick auf den benachbarten Neubau des Museums des 20. Jahrhunderts sieht Parzinger das Kulturforum als Ort großer Veränderungen. Hirschfelder werde dafür sorgen, "dass die Gemäldegalerie ihrem Rang entsprechend dort angemessen präsent sein wird".

"Bei der Konzeption von Ausstellungen geht es mir immer auch um die Relevanz historischer Zusammenhänge für die heutige Lebens- und Erfahrungswelt der Besucherinnen und Besucher", sagte Hirschfelder. Grundlage zukunftsorientierter Museumsarbeit sei für sie "die proaktive Öffnung der Sammlungen für die gesamte Gesellschaft, verbunden mit einer intensiven Erforschung der Bestände und innovativer Ausstellungstätigkeit".


Kabelo Malatsie wird Direktorin der Kunsthalle Bern

Ab diesem Jahr wird Kabelo Malatsie die Kunsthalle Bern leiten. Die Südafrikanerin überzeugte als eine von 130 Bewerberinnen und Bewerbern "durch ihr poetisches und ebenso klares wie vielschichtiges Konzept für die Kunsthalle Bern als experimentelle Landschaft", teilte die Institution mit. "Es geht ihr um den Versuch, unsere Zeit und ihre Verhältnisse über die Metapher des Staubs zu denken, der vom Wind über alle Grenzen hinweg getragen wird. Kabelo Malatsie versteht das Ausstellungsmachen und damit die Institution als Anstifterin und Förderin für die Neugestaltung und Neuinterpretation der Welt, die wir bewohnen."

Kabelo Malatsie studierte an der Universität Witwatersrand in Johannesburg. Von 2011 bis 2016 war sie stellvertretende Direktorin der Stevenson Gallery in Kapstadt und Johannesburg. Von 2018 bis 2019 leitete sie das Visual Arts Network of South Africa, das Kunstschaffende miteinander verknüpft. Als freie Kuratorin ko-kuratierte sie unter anderem die Gruppenausstellung "Deliberation on Discursive Justice" für die Yokohama Triennale 2020, "In the Open or in Stealth" im MACBA Barcelona sowie Einzelausstellungen etwa von Nicholas Hlobo, Moshekwa Langa, Sabelo Mlangeni und Bogosi Sekhukhuni in verschiedenen Institutionen in Südafrika. 2016 war sie für eine Forschungsreise anlässlich ihrer Masterthesis in der Schweiz und hat unter anderem im Archiv der Kunsthalle Bern recherchiert.


Kathleen Rahn wird Direktorin des Museums Marta Herford

Die 48-Jährige sei unter 70 Bewerberinnen und Bewerbern ausgewählt worden, teilte der Kunstverein Hannover mit. Rahn ist seit Juni 2014 Direktorin des Kunstvereins der niedersächsischen Landeshauptstadt. "Das Marta Herford ist ein außergewöhnliches Museum, das durch seine kluge und herausragende Architektur sowie durch die programmatische Gestaltung meiner Vorgänger ein profiliertes Haus mit internationaler Strahlkraft ist", sagte die Kunstwissenschaftlerin. Es sei ihr eine große Ehre, dass sie diese reizvolle Arbeit weiterführen und neue Impulse setzen dürfe.


Emma Enderby ist Hauptkuratorin am Haus der Kunst

Die britische Kunsthistorikerin Emma Enderby leitet seit November als Hauptkuratorin die inhaltliche Produktion und das Forschungsprogramm am Münchner Haus der Kunst. Enderby ist damit Teil des Führungsteams um den künstlerischen Geschäftsführer Andrea Lissoni. Sie war bis dahin als Chefkuratorin am New Yorker Kunsthaus The Shed tätig, wo sie unter anderem die Ausstellungen "Ian Cheng: Life after BOB" und die Agnes-Denes-Retrospektive kuratierte. Zuvor arbeitete sie als Kuratorin für den Public Art Fund in New York und die Serpentine Galleries in London. Außerdem war sie in London an Ausstellungen der Royal Academy of Arts und der Whitechapel Gallery beteiligt. Enderby hat an der University College London und der Universität Oxford studiert.

"Emmas umfassendes interdisziplinäres Fachwissen in Kombination mit ihrem großen Engagement für visionäre künstlerische Methoden wird ein grundlegender Beitrag zu den neuen Wegen des Haus der Kunst darstellen", sagte Lissoni in einem Statement. Enderby will nach eigener Aussage in München "den Freiraum für interdisziplinäre Methoden am Haus der Kunst sowie das innovative, offene und zukunftsweisende Programm, für das diese Institution bekannt ist, weiter vorantreiben."


Bettina Steinbrügge wird Direktorin des Mudam in Luxemburg

Bettina Steinbrügge wechselt nach acht Jahren als Direktorin am Kunstverein in Hamburg im Frühjahr nach Luxemburg, um dort das Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean (Mudam) zu leiten. Steinbrügge wurde 2014 zur Direktorin des Kunstverein in Hamburg berufen, davor war sie Senior Curator am 21er Haus in Wien. "Ich verlasse eine wunderschöne Aufgabe in einer großartigen Stadt", sagt Bettina Steinbrügge in einer Mitteilung des Kunstvereins. "Wir haben gemeinsam viel erreicht. Ich bin dankbar für all die schönen Kooperationen in der Stadt wie auch für alle Menschen, die ich hier in den letzten acht Jahren kennen lernen durfte. Und nun freue ich mir sehr auf die neue Aufgabe, die mich in Luxemburg erwartet."


Marius Winzeler ist neuer Direktor des Grünen Gewölbes

Marius Winzeler ist seit Oktober der neue Direktor des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. "Ich freue mich, dass wir mit Marius Winzeler einen national wie international vernetzten Fachmann für ein Herzstück der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und das Leben im Residenzschloss gewonnen haben", sagte Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU).

Er sei mit Dresden und seinen Sammlungen seit 1986 eng verbunden, sagte der Schweizer Winzeler. 1992 habe er als Praktikant bei der Denkmalpflege für das Grüne Gewölbe gearbeitet. "Nun selber als Direktor dieser weltberühmten zwei Sammlungen, des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer, tätig sein zu dürfen und an der weiteren Vollendung des Residenzschlosses als Vermittlungs- und Erlebnisort für alle Generationen mitzuwirken, erfüllt mich mit großer Freude und mit Respekt." Winzerle war von 2001 bis 2008 im Kulturhistorischen Museum in Görlitz tätig, von 2008 bis 2015 war er Direktor des Städtischen Museums Zittau. Anfang 2016 hatte er die Leitung der Sammlung Alter Kunst an der Nationalgalerie Prag übernommen.


Kader Attia kuratiert 12. Berlin Biennale

Der Künstler und Documenta-Teilnehmer Kader Attia ist Kurator der Berlin Biennale 2022. Die Entscheidung wurde von einer siebenköpfigen internationalen Auswahlkommission getroffen. Attia, 1970 im französischen Dugny geboren, beschäftigt sich in seinem Werk mit kolonialen Wunden und Techniken der Reparatur als kulturellem Widerstand. Bekannt wurde er unter anderem durch seine Teilnahme an der Documenta 13 in Kassel (2012), bei der er Skulpturen von entstellten und zusammengeflickten Soldatengesichtern aus dem Ersten Weltkrieg zeigte, die er mit afrikanischen Artefakten kombinierte. Seine Werke waren außerdem auf der Venedig-Biennale und bei der Manifesta in Palermo zu sehen. 2013 fand Attias erste Einzelausstellung in Deutschland in den Berliner Kunst Werken statt. 2016 gründete er in Paris den Kunstraum La Colonie. Kader Attias künstlerisches Team für die Biennale im Sommer besteht aus den Wissenschaftlerinnen und Kuratorinnen Ana Teixeira Pinto, Đỗ Tường Linh, Marie Helene Pereira, Noam Segal und Rasha Salti.


Beate C. Arnold ist neue Leiterin der Kunstschau Worpswede

Die Kunsthistorikerin Beate C. Arnold hat die Leitung der Großen Kunstschau Worpswede übernommen. "Worpswede ist ein Schatz, den es gilt, weiter zu heben", sagte sie bei ihrer offiziellen Amtseinführung. Die vor den Toren Bremens gelegene Künstlerkolonie ist kein Neuland für die 55-Jährige, bereits seit 2001 ist Arnold wissenschaftliche Leiterin der Barkenhoff-Stiftung Worpswede. Unter ihrer Ägide wurde der ehemalige Künstlersitz Heinrich Vogelers umfassend restauriert und zum renommierten Museum.  Arnold möchte das Haus "so sichtbar machen, dass sowohl die Räume als auch die Kunst zur Geltung kommen." Die Kunsthistorikerin erklärte weiter: "Wir sind als Kulturstandort Worpswede eine große Einheit mit einzelnen Abteilungen." Im Kanon der europäischen Künstlerkolonien sei der Ort einzigartig. 


Jörg van den Berg ist neuer Leiter am Museum Morsbroich

Der Kurator Jörg van den Berg ist seit August der neue Direktor des Museums Morsbroich in Nordrhein-Westfalen. Van den Berg habe weit gefächerte Erfahrungen als Kurator und Fachkenntnisse unter anderem in Vermittlung, Lehre und Strategieentwicklung, erklärte Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD). Der in Duisburg geborene van den Berg war vorher Künstlerischer Leiter des Museums Große Kunstschau Worpswede in Niedersachsen. Seine Tätigkeiten auch für Kunstvereine und private Stiftungen seien immer durch den Willen gekennzeichnet, die verschiedenen Künste untereinander und mit anderen Bereichen ins Gespräch zu bringen, erklärte die Stadt Leverkusen. Zur Sammlung von Gemälden, Skulpturen und Grafiken in Morsbroich gehören Werke von Gerhard Richter, Georg Baselitz, Rosemarie Trockel, Blinky Palermo und Sigmar Polke.


René Block kuratiert kommende Riga-Biennale

Der deutsche Kurator René Block wird die dritte Ausgabe der Riga International Biennial of Contemporary Art (RIBOCA) kuratieren. Schon als 22-Jähriger bereitet Block der jüngeren Kunstgeschichte den Weg: 1964 eröffnet er in Westberlin seine Galerie mit der Schau "Neodada, Pop, Décollage, Kapitalistischer Realismus", in der er damals unbekannte Künstler wie Joseph Beuys, Wolf Vostell, Nam June Paik, Sigmar Polke oder Gerhard Richter präsentiert. Und auch in den vielen kuratorischen Projekten der Folgejahre zeigt er sich als Entdecker: beim DAAD und dem Institut für Auslandsbeziehungen (Ifa), sowie als Leiter des Museums Fridericianum in Kassel, des Berliner Kunstraums Tanas und zahlreicher Biennalen von Istanbul bis Sydney. "René Block hat eine einzigartige Geschichte des Aufspürens, Zeigens, Sammelns und Ausstellens moderner Kunst geschrieben", konstatierten 2015 der Neue Berliner Kunstverein und die Berlinische Galerie, die Block eine Retrospektive ausrichteten. Block kuratierte zudem zahlreiche Biennalen, darunter den Belgrade October Salon (2006), Gwangju (2000), Istanbul (1995) und Sydney (1990). Seit 2008 ist der heute 79-Jährige Künstlerischer Leiter der Kunsthalle 44 auf der dänischen Insel Møen.

Die dritte Ausgabe der Riga-Biennale wird vom 15. Juli bis zum 2. Oktober 2022 in der lettischen Hauptstadt stattfinden. Der deutsche Kunsthistoriker Nico Anklam, kürzlich zum Direktor der Kunsthalle Recklinghausen ernannt, wird als assoziierter Kurator das öffentliche Programm der dritten Riga-Biennale verantworten.

 

Barbara Steiner ist neue Direktorin der Stiftung Bauhaus

Die promovierte Kunsthistorikerin Barbara Steiner aus Österreich ist seit September neue Direktorin und Vorstand der Stiftung Bauhaus Dessau. Sie wurde aus 32 internationalen Bewerberinnen und Bewerbern vom Stiftungsrat ausgewählt. Seit Mitte 2016 war sie zuvor Direktorin des Kunsthauses Graz (Österreich), bis dahin war sie zwei Jahre an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig tätig.

Steiner studierte Kunstgeschichte und Politikwissenschaften an der Universität Wien. Sie sei eine herausragender Persönlichkeit mit profundem Wissen über die Auseinandersetzung mit der Moderne, erklärte der Kulturminister des Landes Sachsen-​Anhalt Rainer Robra, und habe langjährige Leitungserfahrung in Kultureinrichtungen, darunter von 2001 bis 2011 als Chefin der Stiftung Galerie für Zeitgenössische Kunst (GfZK) in Leipzig. Sie lehrte unter anderem an der Kunstuniversität Linz, der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen und an der Universität für Angewandte Kunst in Wien.

Sie freue sich auf die neue Aufgabe und darauf, die bislang geleistete hervorragende Arbeit der Stiftung Bauhaus Dessau weiterzuführen beziehungsweise auszubauen. Sie sehe diese im Spannungsfeld von Mythos, Marke, Welterbestätte. Dazu kämen Anforderungen an die Designforschung und Lehre. Sie wolle zudem die Vernetzung der Stiftung in der Stadt, Region und international vorantreiben, erklärte Steiner.


Claudia Roth ist neue Kulturstaatsministerin

Als Rio Reisers Band Ton Steine Scherben die Kulturszene mit Anarcho-Songs wie "Keine Macht für niemand" politisierte, stand Claudia Roth als Managerin noch neben der Bühne. Einige Jahrzehnte später rückt die 66-Jährige mit der Kabinettsliste der neuen Ampel-Koalition ins Rampenlicht bundesdeutscher Kulturpolitik. Die Grünen-Politikerin ist nun als Kulturstaatsministerin in das SPD-geführte Kanzleramt eingezogen. 

Roth hat bereits eine lange Parteikarriere hinter sich, bis heute ist sie eines der prominentesten Gesichter der Partei. Sie gilt wahlweise als Herz, Seele oder Mutter der Grünen. Mehr als elf Jahre stand sie an der Spitze. Ihr Image als im Umgang auch mal schwierige Politikerin machte sie selbstironisch zum Titel einer Kampagne für mehr Frauen bei den Grünen: "Wer nervt mehr als Claudia?" Sie war Außenpolitikerin, Menschenrechtsexpertin, engagierte sich für Kulturpolitik, Minderheiten und Demokratiefragen. Unter dem damaligen Kanzler Schröder war sie zwei Jahre lang Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe. Seit 2013 ist Roth Vizepräsidentin des Bundestages, damals mit dem schlechtesten Ergebnis gewählt. Auf dem Posten wurde sie gerade erst - sehr klar - bestätigt.

Roth trifft in Flüchtlingslagern ebenso den richtigen Ton wie im Fußballstadion. Vor allem am äußersten rechten Rand gilt sie als rotes Tuch. Regelmäßig wird sie Ziel von Hassbotschaften und Drohungen. Ihre beruflichen Wurzeln hat die in Ulm geborene Roth im Kulturbereich. Sie studierte Theaterwissenschaften in München, war anschließend Dramaturgin an Bühnen in Dortmund und Unna. Als Managerin von Ton Steine Scherben agierte sie zu Beginn der 80er Jahre, zog auch mit Reiser & Co von Berlin aus in ein Bauernhaus im friesischen Fresenhagen.

Und nun hat sie  ihr Büro im Kanzleramt. Ihr neues Amt verbindet zwei Leidenschaften, wie Roth der Deutschen Presse-Agentur sagte. "Schon immer schlagen zwei Herzen in meiner Brust: die große Liebe für die Kunst und Kultur und meine Leidenschaft für die Demokratie. Zwei Bereiche, die untrennbar miteinander verwoben sind, denn unserer Demokratie fehlt ohne Kunst und Kultur die Stimme. Mit dem Amt der Staatsministerin für Kultur und Medien vereinen sich diese zwei Herzen zu einer großen Liebe." Kultur ist für sie "der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält, kein Sahnehäubchen für gute Zeiten, kein Luxusgut, sondern essenziell für unser Menschsein und Grundnahrungsmittel unserer Demokratie".

 

Anna Gritz wird Direktorin am Haus am Waldsee

Die Kunsthistorikerin und Kuratorin Anna Gritz übernimmt die Leitung des Berliner Ausstellungshauses Haus am Waldsee. Sie arbeitet derzeit als Kuratorin an den Berliner Kunst Werken (KW) und hat dort unter anderem Ausstellungen von Judith Hopf und Amelie von Wulffen und die Gruppenschau "The Making of Husbands: Christina Ramberg in Dialogue" verantwortet. Vorher arbeitete sie bei Apexart in New York und an der Hayward Gallery und dem Institute for Contemporary Art ICA in London. Seit 2019 ist sie Mitglied der Ankaufskommission des FRAC Lorraine in Metz und sitzt im Beirat des E-Werks Luckenwalde.

"Neben hoher kuratorischer Kompetenz, einem feinen Gespür für die Fortentwicklung der Aufgaben zeitgenössischer Kunstinstitutionen und einem eigenen Blick auf die Kunst verfügt Anna Gritz über ein interessantes internationales Netzwerk", schreibt der Vorstand des Trägervereins der ehemaligen Privatvilla in Berlin-Zehlendorf.

"Ich freue mich sehr darauf, dieses neue Kapitel in der Geschichte des Hauses am Waldsee zu beginnen. Die besondere Lage des Hauses, seine Architektur und der gerade neu sanierte Garten schaffen ungemeine Möglichkeiten", kommentiert Anna Gritz ihre neue Stelle. "Ich kann es kaum erwarten, in enger Zusammenarbeit mit dem Team des Hauses die Rolle von Institutionen in der heutigen Zeit zu überdenken und künstlerische Perspektiven im Zentrum dieser Untersuchung zu verorten." 


Matthias Pees wird neuer Intendant der Berliner Festspiele

Der Frankfurter Theaterchef Matthias Pees wird neuer Intendant der Berliner Festspiele, zu denen auch das Ausstellungshaus Gropius Bau gehört. Pees wurde vom Aufsichtsrat der Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin als Nachfolger von Thomas Oberender berufen. Die ehemalige Kulturstaatsministerin Monika Grütters würdigte Pees als "renommierten Theater- und Festivalprofi". Sie sei überzeugt, mit Pees an Bord würden die Berliner Festspiele "auch in Zukunft weit über die Grenzen der Stadt hinaus strahlen".

Pees (Jahrgang 1970) war vorher Intendant des Mousonturms in Frankfurt am Main. Zu seinen Stationen gehören außerdem die Wiener Festwochen, die Ruhrfestspiele Recklinghausen und die Berliner Volksbühne, zudem arbeitete er als Theaterkritiker.