Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Berlin, Bern, Bremen, Gotha, Heidelberg, Lübeck, New York, Paris und Stuttgart

Coronabedingt können bestimmte Ticket-, Hygiene- und Abstandsregelungen gelten. Vor dem Ausstellungsbesuch empfiehlt sich deshalb ein Blick auf die jeweilige Institutions-Website.


Hummel in Berlin

Mit dem fast ein Jahrhundert lang kaum beachteten Maler Johann Erdmann Hummel widmet die Alte Nationalgalerie in Berlin einem als "Hidden Champion" und "Fanatiker der Reflektion" bezeichneten Künstler eine beachtliche Ausstellung. "Magische Spiegelungen - Johann Erdmann Hummel" zeigt von Freitag an bis zum 20. Februar mit 45 Gemälden und 50 Zeichnungen von Hummel (1769–1852) sowie einige ausgewählte Werke der Neuen Sachlichkeit.

"Man kann wirklich von seiner Wiederentdeckung sprechen", sagte der Leiter der Alten Nationalgalerie, Ralph Gleis, am Donnerstag. Kein anderer zeitgenössischer Künstler habe optischen Phänomenen, Spiegelungen, räumlichen Perspektiven oder unterschiedlichen Beleuchtungszenarien ein solches Interesse entgegengebracht.

Kuratorin Birgit Verwiebe, die für die Ausstellung neben den Werken der Nationalgalerie Leihgaben aus Kassel, Erfurt, Hannover, München oder Köln zusammengestellt hat, sprach von einem Ausnahmekünstler, der sich intensiv mit Spiegelungen, Licht und Schattenphänomenen befasst habe. In seiner Zeit wurde er deswegen auch "Perspektiv-Hummel" genannt.

Die Ausstellung mit Porträts, Landschaftsbildern, Blicken in Innen- und Außenräume hat manche überraschende Perspektive zu bieten. So hängt Olafur Eliassons Blick auf Berlin "Your reserved Berlin Sphere" direkt neben Hummels wohl bekanntestem Werk "Die Granitschale im Berliner Lustgarten". Während in Hummels Bild flanierende Passanten in der riesigen Granitschale reflektiert werden, spiegelt sich das Bild je nach Blickwinkel zusätzlich in Eliassons Arbeit.

In Hummels verschiedenen Arbeiten zur Granitschale hat diese je nach Licht jeweils einen anderen Farbton - für die Kuratorin ein Vorgriff Hummels auf den impressionistischen Umgang mit Licht und Farbe.

Eindrucksvoll sind auch die beiden Varianten der "Schachpartie", die erstmals mit dieser Ausstellung nebeneinander zu sehen sind. Hummel lenkt die Aufmerksamkeit zunächst auf eine zentrale Männergruppe, die sich um einen Schachtisch gruppiert. Erst der umherschweifende Blick lässt andere Perspektiven auf die Szene und die Raumsituation zu, die in Spiegeln und Fenstern reflektiert jeweils andere Ausschnitte sichtbar machen und damit neue Eindrücke ermöglichen. (dpa)

Hummel: "Magische Spiegelungen – Johann Erdmann Hummel", Alte Nationalgalerie, Berlin, bis 20. Februar 2022

Roma-Biennale in Berlin

Endspurt der zweiten Roma-Biennale: Die Schau, die den Blick auf Alltagsrassismus und gewalttätige Übergriffe in Europa lenkt, startete im  im Zeichen des 50. Jahrestags des "Romaday". Nach sieben Monaten endet sie nun am Sonntag mit einer Ausstellung, die in fünf Themenkomplexe aufgeteilt ist. Dabei geht es um Selbstbekenntnis, Widerstand und Resilienz, Überleben, Erinnerung und schließlich die eigentliche Tatsache der Existenz.

Unter dem Motto "We are here" soll die "Vision einer tiefen Solidarität in einer radikal vielfältigen und gerechten Gesellschaft" entwickelt werden. Als Anlass dient unter anderem der Jahrestag der Entweihung des Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas und der Welttag der Migrantinnen und Migranten sowie Geflüchteten. Im Fokus stehen insbesondere Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern wie Emilia Rigová, Barby Asante, Krzysztof Gil, Durmish Kjazim, Scott Benesiinaabandan, Edis Galushi, Roland Korponovics und Dan Turner.

Die zweite Roma-Biennale findet im öffentlichen Raum, an verschiedenen Partnerstandorten und online statt. Auf der Website finden Sie eine Karte, die die Ausstellungsorte in Berlin zeigt.

Roma-Biennale Abschluss: "We are here", verschiedene Standorte in Berlin, bis 24. Oktober 2022


Meret Oppenheim in Bern

Mit der Angst vor kaltem Kaffee hatte es nichts zu tun, dass Meret Oppenheim 1936 Tasse samt Untertasse mit Pelz überzog – das Werk wurde noch im Entstehungsjahr vom Museum of Modern Art angekauft und so berühmt, dass es seine Schöpferin so nervte wie manchen Popstar sein größter Hit. Oppenheim, als Tochter einer Schweizer Mutter und eines deutsch-jüdischen Vaters 1913 in Berlin geboren, lebte damals in Paris und verkehrte im Kreis der Surrealisten, wo sie sich durchaus selbstbewusst durchsetzte. "Das Weib ist ein mit weißem Marmor belegtes Brötchen", soll Max Ernst über sie gesagt haben, nachdem eine Beziehung mit ihr in die Brüche gegangen war.

Mit Anfang 20 hatte Oppenheim, aus Basel kommend, sich von Alberto Giacometti und Hans Arp in die surrealistischen Kreise einführen lassen, Man Ray fotografierte sie in dem Zyklus "Érotique voilée" nackt und mit schwarzer Druckerfarbe beschmiert neben einer Kupferdruckpresse. Doch mit der Rolle der Muse gab sie sich schon damals nicht zufrieden, und auch die klassische Rolle der Ehefrau und Mutter sah sie für sich selbst nicht vor. Neben ihrem Bett hing ein von ihr selbst gemalter "Würgeengel", auf dem eine Frau einen Säugling ermordet – das sollte sie davon abhalten, ihre Freiheit mit einer Schwangerschaft zu gefährden.

Was sie dann ausbremste, war die politische Katastrophe des heraufziehenden Zweiten Weltkriegs – ab den späten 1930er-Jahren schuf sie nur wenige Werke, darunter sehr melancholische Gemälde wie die "Steinfrau" (1938), in der eine Frauenfigur, beschwert von riesigen Steinen, in einem Fluss zu versinken droht. Ihre produktivste Zeit als Künstlerin begann erst in den 1950er-Jahren. Von den surrealistischen Männerbünden hatte sie sich da unabhängig gemacht, stattdessen ein Atelier in Bern gemietet. Dort startet nun im Oktober auch eine große Retrospektive, die das Kunstmuseum Bern in Zusammenarbeit mit dem MoMA in New York und der Menil Collection in Houston organisiert hat. Gezeigt werden über 180 Werke aus allen Schaffensphasen ihrer langen internationalen Karriere, von Gemälden und Skulpturen über Arbeiten im öffentlichen Raum bis hin zu Gedichten.

"Meret Oppenheim. Mon Exposition", Kunstmuseum Bern, bis 13. Februar 2022


Manet in Bremen

Was macht Freundschaft unter Künstlern aus? Man malt und zitiert einander, teilt ähnliche Vorlieben, verteidigt einander gegen Kritik. Die Kunsthalle Bremen erkundet ein spannendes Beispiel aus Paris.
Dem Phänomen Künstlerfreunde widmet sich die Kunsthalle Bremen in einer neuen Sonderausstellung. Der französische Maler Édouard Manet (1832-83) war Mitbegründer des Impressionismus, eine Figur von Weltgeltung. Seinen Weggefährten Zacharie Astruc hat die Kunstgeschichte fast vergessen.

Doch es war eine Freundschaft auf Augenhöhe: Die Schau zeigt die Werke, zu denen sie einander inspirierten, die wechselseitigen Freundschaftsgaben. Und sie zeichnet ein spannendes Bild der Pariser Künstlerkreise in der Zeit, als der Impressionismus noch jung war. "Manet und Astruc. Künstlerfreunde" mit 120 Exponaten wird von Samstag bis zum 27. Februar 2022 gezeigt.

Kunsthallendirektor Christoph Grunenberg sprach am Donnerstag von einer "besonderen Ausstellung". Seit 2011 habe man sich um die notwendigen Leihgaben bemüht, unter anderem aus Paris und New York. Ausgangspunkt ist aber wie oft in Bremen ein Hauptwerk der eigenen Sammlung: Manets "Bildnis des Zacharie Astruc" von 1866.

Manet porträtierte den Freund nicht nur. Das Bild verweist auf die gemeinsame Schwärmerei für Spanien und Japan, auch ein Album mit einer Widmung Manets für Astruc ist zu sehen. Kein Wunder: Der Kunstkritiker Astruc hatte Manet in Schutz genommen, als dessen Bild "Das Frühstück im Garten" (Zwei Männer und zwei nackte Frauen beim Picknick!) 1863 einen Skandal auslöste.

Grunenberg nannte Astruc ein "Universalgenie" - er war ein Autodidakt, der Journalist, Musiker, Komponist, Maler, Zeichner und Bildhauer war. Die Schau steckt voller Spiegelungen: Astrucs lebensgroße Skulptur "Mönch in Verzückung im Traum" (1899) steht neben dem Gemälde "Betender Mönch" (1864/65) von Manet. Astruc porträtierte seine Frau Ida als spanische Carmen, und diese Gipsbüste ist wiederum den Carmen-Darstellungen von Manet sehr ähnlich.

Höhepunkt der Querverweise ist das große Gemälde "Ein Atelier in Batignolles" (1870) von Henri Fantin-Latour: Im Kreise seiner Künstlerfreunde malt Manet ein Portät von Astruc. Von hinten zu sehen ist das künftige Bild, das nun der Kunsthalle Bremen gehört. (dpa)

Manet: "Manet und Astruc. Künstlerfreunde", Kunsthalle Bremen, bis 27. Februar 2022


Sonderausstellung zu verlorenen Meisterwerken in Gotha

Nach aufwendiger Restaurierung warten die fünf geraubten und schließlich nach Gotha zurückgekehrten Altmeistergemälde auf ihre Präsentation im Museum in Gotha. Die Sonderausstellung, die offiziell ab Sonntag geöffnet ist, wird "wegen des zu erwartenden großen Interesses" bereits am Samstag von 18.00 bis 22.00 Uhr zu besuchen sein, teilte die Stiftung Schloss Friedenstein am Donnerstag mit. Am Sonntag werde außerdem zusätzlich von 10.00 bis 20.00 Uhr ein Rahmenprogramm aus verschiedenen Führungen angeboten.

Die fünf wertvollen Altmeistergemälde wurden im Dezember 1979 aus Schloss Friedenstein gestohlen. Es war der größte Kunstraub der DDR. Erst 2020 kehrten die Bilder zurück. Ausgehend von diesem Verbrechen erzählt die Sonderausstellung "Wieder zurück in Gotha! – Die verlorenen Meisterwerke" die wechselhafte Geschichte der Gemälde.

Historische Dokumente, von den alten Sammlungsinventaren über handschriftliche Briefe bis hin zu Stasi-Akten, bieten die Möglichkeit, die Geschichten der Werke nachzuvollziehen. Ebenso sollen zurückerworbene Gemälde der altherzoglichen Sammlung gezeigt werden, die verkauft wurden oder im Krieg verloren gegangen waren. Eine Schattengalerie präsentiert zudem nicht wiedergekehrte Bilder. Die Ausstellung ist bis zum 22. August 2022 zu sehen. (dpa)

Sonderausstellung: "Wieder zurück in Gotha! – Die verlorenen Meisterwerke", Herzogliches Museum, Gotha, bis 22. August 2022


"Frauenkörper" in Heidelberg

Muss frau immer schön sein? Und was heißt schon schön? Eine Heidelberger Schau widmet sich dem weiblichen Körper. Entblößt. So wie Dürer, Rubens und Dix ihn sahen. Und wie Cindy Sherman ihn sieht.

Entspannt, die Augen geschlossen, nur die Scham bedeckt, liegt die junge Frau da. So haben Maler über die Jahrhunderte wohl am liebsten den weiblichen Körper gesehen. Auch Félix Vallotton wiederholt 1924 die Pose der nackten Schönen, die sich wie hingegossen präsentiert. Allerdings hat sie nicht den unschuldigen Opfer-Habitus der Renaissance. Sie strahlt Selbstbewusstsein aus. Wie sich der Blick auf das Weibliche im Laufe der Jahrhunderte gewandelt hat, thematisiert eine Ausstellung in Heidelberg von diesem Sonntag an.

"Frauenkörper" wirft ein Schlaglicht auf die Darstellung von Frauen in der Kunstgeschichte, von der Renaissance bis in die heutige Zeit. Das Kurpfälzische Museum Heidelberg hat dafür rund 130 Gemälde, Grafiken, Skulpturen, Fotos und Videos von Künstlerinnen und Künstlern des 16. bis zum 21. Jahrhundert zusammengetragen, darunter Werke von Albrecht Dürer, Rembrandt, Lovis Corinth, Käthe Kollwitz, Otto Dix, Max Beckmann, Maria Lassnig und Cindy Sherman. Die Schau, die mit hochkarätigen internationalen Leihgaben bestückt ist, ist bis zum 20. Februar zu sehen.

"Der nackte weibliche Körper gehört zu den zentralen Sujets der abendländischen Kunst", erläutert Kuratorin Dagmar Hirschfelder. Wie sich das Bild wandelte und welche Kontinuitäten es gibt, will sie mit der Ausstellung zeigen. Die beginnt bei Adam und Eva. So wie Dürer sie sah. Nach dem damaligen Körperideal, wohlproportioniert durchkonstruiert. Daneben das biblische Paar von Rembrandt in einer naturgetreueren Version. Die "Schlummernde Venus" auf dem roten Diwan aus der Tizian-Nachfolge spiegelt das Bild der Renaissance wider, der Manierismus lässt die Frauen in kunstvollen Drehungen erscheinen. Bei Lovis Corinth ist die Frau vor allem sinnlich, bei Otto Dix frivol, und die rauchende Nackte von Max Beckmann scheint sogar ausgezogen die Hosen anzuhaben.

"Körperideale haben sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt", sagt Hirschfelder. Die Perspektive nicht unbedingt. Ob als porzellanartige Objekte der Begierde, Opfer gemeiner Verbrechen wie bei Rubens' "Susanna und die beiden Alten" oder als selbstbewusster Frauenakt - allen Bildern gemein ist zunächst der männliche Blick.

Vor allem im 20. und 21. Jahrhundert stellen Künstlerinnen wie Käthe Kollwitz, Maria Lassnig und Cindy Sherman dem ihre eigene Sicht entgegen. Ungeschönte, schlaffe, verletzte, fragmentierte und gequetschte Körper erzählen von Ängsten, Schmerz, Gewalt und Bedrohung. Ihr wollt Sex? Holt ihn Euch, scheint die französische Performance-Künstlerin ORLAN zu sagen, die 1977 in einer provokanten Installation für fünf Francs einen Kuss anbot. In "Sex Pictures" ersetzt Sherman ihren Körper durch Puppen, Annegret Soltau verwandelt eine Familie in zusammengeflickte Zwitterwesen, und die Fotos der schwedischen Netzkünstlerin Arvida Byström bedienen nur auf den ersten Blick den Voyeur.

Kuratorin Hirschfelder, die im November zur Gemäldegalerie Berlin wechselt, hat das Thema schon lange beschäftigt. Dass die Kunsthalle Mannheim mit der Ausstellung "MUTTER!" ebenfalls Frauen in den Vordergrund rückt, sei reiner Zufall. Dass Frauen sichtbarer werden, hat für sie aber etwas mit der Gender- und Me-Too-Debatte zu tun: "Ich habe das Gefühl, dass das gerade sehr stark in der Luft liegt." Der andere Blick auf Frauen kam aber schon früher auch von Männern: Das lebensgroße Schwarz-Weiß-Foto einer über 90-jährigen Japanerin mit all ihren Runzeln und Falten von Manabu Yamanaka zeigt: Schönheit hat nicht immer etwas mit Perfektion und Jungsein zu tun. (dpa)

Frauenkörper: "Der Blick auf das Weibliche von Albrecht Dürer bis Cindy Sherman", Kurpfälzisches Museum, Heidelberg, bis 20. Februar 2022


Cranach und Kemmer in Lübeck

Lucas Cranach der Ältere ist ein Star unter den Malern der Renaissance. Sein Lübecker Schüler Hans Kemmer dagegen ist noch weitgehend unbekannt. Eine Ausstellung mit Werken beider Künstler soll das ändern.

Die Lübecker Museen feiern eine Entdeckung: In einer Ausstellung sind im Museum St. Annen von Sonntag (24. Oktober) an Gemälde des Lübecker Reformationsmalers Hans Kemmer (um 1495 bis 1561) zu sehen. In der Ausstellung werden nach Angaben des Lübecker Museumsverbundes erstmals 22 der 29 noch erhaltenen Werke Kemmers gezeigt. Ihnen werden 42 Bilder seines Lehrers Lucas Cranach des Älteren (um 1472 bis 1553) gegenübergestellt. "Die Ausstellung macht es möglich, erstmals einen bisher ungehobenen Schatz des St.-Annen-Museums der Öffentlichkeit zu präsentieren", sagte der Leitende Direktor des Museumsverbundes, Hans Wißkirchen, am Donnerstag.

"In den vergangenen Jahren wurde unsere hochkarätige Sammlung deutscher und niederländischer Malerei des 15. und 16. Jahrhunderts kontinuierlich erweitert. Diese strategischen Ankäufe machen es nun zusammen mit kostbaren Leihgaben möglich, Hans Kemmer zu seinem 460. Todestag mit einer ihm gebührenden Ausstellung zu ehren", sagte er.

Kemmer wurde in Lübeck geboren und ging um 1515 als Schüler von Lucas Cranach nach Wittenberg. In dessen großem Werkstattbetrieb lernte er die Bildsprache der Reformation kennen und entwickelte sie möglicherweise mit. Diese Kenntnisse machten ihn nach seiner Rückkehr nach Lübeck im Jahr 1529 schnell zum wichtigsten Maler seiner Region. Nach kurzer Zeit gehörte die Lübecker Führungselite zu seinen Auftraggebern, darunter Ratsherren, Bürgermeister und reiche Kaufleute. 

Zur Ausstellung, die bis zum 6. Februar 2022 zu sehen ist, gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm. Eröffnet wird die Schau mit dem Titel "Cranach-Kemmer-Lübeck. Meistermaler zwischen Renaissance und Reformation" am 23. Oktober um 18.00 Uhr in der St.-Aegidien-Kirche zu Lübeck. (dpa)

Cranach und Kemmer: "Cranach-Kemmer-Lübeck. Meistermaler zwischen Renaissance und Reformation", St.-Aegidien-Kirche, Lübeck, bis 6. Februar 2022


Dresdner Pretiosen auf Papier in New York

Mit einem Jahr Verspätung wegen der Corona-Pandemie ist das Dresdner Kupferstich-Kabinett mit einigen Pretiosen auf Papier zu Gast in New York. Die Schau "Van Eyck to Mondrian: 300 Years of Collecting in Dresden" in der Morgan Library & Museum vereint von diesem Freitag an bis zum 23. Januar 2022 eine Auswahl von rund 60 der bedeutendsten Zeichnungen, wie die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) am Mittwoch mitteilten. Anlass ist das 300. Gründungsjubiläum des Kabinetts, einem der weltweit ersten Spezialmuseen dieser Art. Ursprünglich sollte die Dresdner Jubiläumsschau 2020 direkt im Anschluss nach New York gehen.

Mit Verspätung ist nun auch die einzige bisher bekannte Zeichnung des flämischen Malers Jan van Eyck (um 1390–1441) in der US-Metropole zu sehen: die um 1435/40 entstandene, in Silber- und Goldstift ausgeführte Gemäldevorzeichnung zum Bildnis eines älteren Mannes im Kunsthistorischen Museum in Wien. Weitere Werke stammen von Lucas Cranach der Ältere, Hans Holbein der Jüngere, Rembrandt van Rijn , Peter Paul Rubens, Antonio da Correggio, Caspar David Friedrich, Francisco de Goya, Adolph Menzel, Käthe Kollwitz, Gustav Klimt, Otto Dix und Georg Baselitz.

Die Morgan Library & Museum gilt als eines der bedeutendsten Häuser für das Sammeln und Ausstellen von Zeichnungen weltweit - und ist den SKD in kollegialer Zusammenarbeit seit Jahren eng verbunden. (dpa)

"Van Eyck to Mondrian: 300 Years of Collecting in Dresden": Morgan Library & Museum, New York, bis 23. Januar 2022


Georg Baselitz in Paris

Nur wenige Künstler werden in Frankreich so gefeiert wie Georg Baselitz. Bedeutende Schauen als Bildhauer und als Zeichner wurden dem deutschen Künstler schon vor Jahren gewidmet. Im Oktober 2019 wurde er zum Mitglied der französischen Akademie der bildenden Künste gewählt, und nun widmet das Pariser Centre Pompidou dem 83-Jährigen eine der umfangreichsten Retrospektiven weltweit. Präsentiert wird sein 60-jähriges Schaffen. 

Baselitz werde in Frankreich womöglich mehr verehrt als in Deutschland, sagte Bernard Blistène, Kurator der bis zum 7. März 2022 dauernden Retrospektive. Deutschland sei Baselitz teilweise sehr kritisch gegenübergestanden, erklärte der Ex-Direktor des Museums für moderne Kunst des Centre Pompidou. 

Damit spielt er unter anderem auf die Rezeption seiner Frühwerke an, die in den Jahren 1960 bis 1963 entstanden, wie das Ölgemälde "Die große Nacht im Eimer". Das Werk, das eine Figur mit einem riesigen Phallus zeigt, wurde damals wegen angeblicher Unsittlichkeit beschlagnahmt. Baselitz gilt als Maler-Rebell, als Provokateur, der sich gegen jegliche Konventionen stellt, wie Blistène anmerkt. 

Was auch die Überblicksschau auf rund 2 000 Quadratmetern eindringlich illustriert: Abbildungen von Figuren mit entstellten Gesichtern und Körpern, menschliche Silhouetten, die auf dem Kopf stehen, und alternde Körper reihen sich aneinander. Dazwischen vereinzelt grobschlächtige Holzskulpturen wie die aus dem Jahr 1980, seine allererste Plastik. Sie stellt eine halb aufgerichtete Figur dar, die einen Arm ausstreckt. Sie hat damals für viel Aufsehen gesorgt, weil einige darin den Hitlergruß sahen. 

Blistène will aber auch zeigen, dass Baselitz nicht als deutscher Maler identifiziert werden sollte. Er sei vor allem ein Künstler der Geschichte der Malerei, erklärte er. Denn er habe eine Bildsprache zwischen Figuration und Abstraktion geschaffen mit zahlreichen stilistischen Bezügen, unter anderem auf die Art Brut-Kunst der Franzosen Jean Dubuffet und Jean Fautrier. (dpa)

Georg Baselitz: Retrospektive, Centre Pompidou in Paris, bis 7. März 2022


Rubens in Stuttgart

Kennen Sie diese Kunstdrucke, die in etlichen Wohnzimmern hängen und in Hotels? Die das Auge kaum noch erfasst, weil man ja mittlerweile weiß, wie die "Seerosen" von Claude Monet aussehen oder die Suppendosen von Andy Warhol? So ähnlich könnte es Besuchern gegangen sein, damals in den Antwerpener Stuben des frühen 17. Jahrhunderts. Denn Werke des barocken Künstlergenies Peter Paul Rubens zierten seinerzeit etliche Wände, nicht immer waren es Originale, sondern auch massenweise Kopien. Aber Rubens, dieser für monumentale Formate, für Opulenz und wogende Leiber bekannte "Gott der Maler", war schon in seiner Zeit eine Marke nicht nur bei den Bürgern. Er wurde auch von Kirche und Königen als diplomatischer Kosmopolit umworben.

Wie aber wurde aus dem flämischen Lehrling der erfolgreichste Künstler des Barocks, ein Serienmaler mit Netzwerk und großer Werkstatt? Das will die Stuttgarter Staatsgalerie in den kommenden Monaten mit ihrer Ausstellung unter dem Titel "Becoming Famous. Peter Paul Rubens" zeigen.

Rund 90 Werke - auch aus der eigenen Sammlung - sollen bis zum 20. Februar 2022 in aller Vitalität den Weg weisen, der Rubens (1577-1640) aus seinen frühen Schaffensjahren heraus zum späteren Erfolg geführt hat. Geschickt und früh habe der Künstler mit dem nötigen Startkapital der eigenen Familie einflussreiche Freunde und spätere Förderer kennengelernt, ein Netzwerk gestrickt und mit künstlerischem Talent und Ehrgeiz an Einfluss gewonnen, sagte Kuratorin Sandra-Kristin Diefenthaler am Donnerstag vor Eröffnung der Schau.

Die für die Stuttgarter Ausstellung zusammengetragenen Rubens-Gemälde umfassen neben gesicherten Rubens-Originalen auch Stücke aus der Antwerpener Bilderfabrik des Meisters ebenso wie Gemälde, die nur möglicherweise aus Hand oder Haus des Flamen stammen. "Deutlich wird vor allem, wie er bereits sehr früh in seiner Zeit auf Teamwork setzte, um schneller und erfolgreicher Aufträge erfüllen zu können", sagte Diefenthaler. Zwar gelten die Arbeiten seiner Werkstatt als originäre Rubens-Werke. Aber es sind nicht selten die Werke aus den Händen seiner zahlreichen Mitarbeiter, die durch das ständige Kopieren seiner Bildfiguren die Handschrift des Meisters übten und eine wahre Bilderflut produzierten.

Mit Hilfe mehrerer Gemälde zeigt die Staatsgalerie, wie Rubens einen Vorrat an Vorlagen, sogenannte Tronies, anlegte, um Aufträge termingerecht erledigen zu können. Für die Staatsgalerie ein lohnenswerter Studienansatz: Denn durch das kunsttechnologische Studium der Werke aus der eigenen Sammlung fanden Diefenthaler und Rubens-Kenner Nils Büttner heraus, dass das Museum weit mehr besitzt als nur ein einziges gesichertes Gemälde. Unter anderem stammt auch der "Weibliche Studienkopf" von ihm - das Gesicht der emporblickenden Frau findet sich zwischen 1611 und 1621 auf zahlreichen Gemälden wie der "Reuigen Magdalena und ihre Schwester Martha". Insgesamt sind sogar 1500 Gemälde aus seiner gut florierenden Werkstatt überliefert, wobei nur ein Drittel ausschließlich von ihm selbst stammen soll.

Schon zu Lebzeiten als "Gott der Maler" verehrt, standen Könige Schlange bei dem in Siegen geborenen Rubens. In seiner riesigen Werkstatt arbeitete er oft an mehreren Bildern gleichzeitig, wies Schüler an, diktierte Briefe, ließ sich vorlesen und hörte dabei noch Musik. Heute sind Rubens-Bilder allerdings oft schwer zu verstehen, da ihre Symbolsprache voller Anspielungen auf die klassische Mythologie dem modernen Betrachter nicht mehr geläufig ist. Um zu sehen, wie dieser Star des Barockzeitalters auch ein Unternehmer und Fließbandkünstler gewesen ist, lohnt aber der Weg in die Staatsgalerie.

Unter dem Titel "Things Matter" wird die Ausstellung ergänzt um eine Reihe zeitgenössischer Porträt-Fotografien. Sie machen deutlich, wie sehr Rubens und andere niederländische oder flämische Altmeister auch im 21. Jahrhundert als Vorbilder dienen können. Auf den ersten Blick wirken sie dabei tatsächlich wie originalgetreue Re-Inszenierungen. Erst dann erkennt man die Plastiktüte als Haube, die Tortenspitzen als Halskrausen und die vermeintlich goldenen Zierhaken, die nichts anderes sind als Verschlussclips. (dpa)


Rubens: "Becoming Famous", Staatsgalerie, Stuttgart, bis 20. Februar 2022