"Ich hoffe, dass wir daraufkommen, dass wir damit mehr Widerstandsfähigkeit erreichen", sagte die für nachhaltiges Bauen bekannte Architektin Anna Heringer der Deutschen Presse-Agentur. Gute Architektur entsteht für sie aus dem Zusammenspiel von lokalem Klima und lokalen Ressourcen - wie sie es bei einem Aufenthalt in Bangladesch mit Lehm kennengelernt hat und heute von ihrem Studio im oberbayerischen Laufen aus umsetzt.
Heringer sprach zum Auftakt des Weltkongresses der Architekten am Sonntagabend (Ortszeit) in der brasilianischen Metropole Rio, die die Weltkulturbehörde Unesco 2019 zur Welthauptstadt der Architektur gekürt hatte. Ursprünglich sollte der UIA-Weltkongress dort im Juli 2020 mit 20 000 Teilnehmern aus aller Welt stattfinden. Mit der Pandemie organisierten die Architekten den Kongress neu. Einzige Präsenzveranstaltung ist eine Videoinstallation über Architektur in Ländern der portugiesischsprachigen Welt im "Instituto de Arquitetos do Brasil", die zugleich auch dessen Wiedereröffnung bedeutet.
Der Kongress, der bis zum 22. Juli läuft, steht unter dem Motto "Todos os Mundos - um Mundo só" ("Alle Welten - nur eine Welt"). Anna Heringer, die am Eröffnungstag bereits in einer Gesprächsrunde mit Vertretern aus Südafrika, Venezuela, Ägypten und den USA über eine neue Generation von Architekten gesprochen hatte, sollte am Montag auch einen Vortrag über nachhaltige Strategien des Bauens halten, die ebenso in Deutschland wie Bangladesch oder Brasilien funktionieren.
Für Rio de Janeiro stellt der Weltkongress der UIA auch "eine neue Erfahrung der Reflexion dieses kulturellen Mosaiks von Rio und der lusophonen Architektur" dar, wie das "Jornal do Brasil" schrieb. Seit ihrer Gründung vor mehr als 450 Jahren hat sich die Stadt durch unzählige Reformen stark verändert und immer wieder neu erfunden.
So lässt sich in Rio etwa die Entwicklung des berühmten Architekten Oscar Niemeyer, der die Gebäude der Hauptstadt Brasília entworfen hat, vom ersten Bau bis zum letzten ausgeführten Projekt verfolgen.
Die Architekten der Brasilianischen Moderne wie Niemeyer waren zwar von der europäischen Architektur beeinflusst, passten deren Prinzipien aber dem tropischen Klima an und entwickelten eine eigene Sprache. Für die Olympischen Spiele 2016 wurde das Hafengebiet belebt. Zum Erbe der Spiele gehören fünf Jahre danach jedoch auch unvollendete Bauten und nicht erfüllte Versprechen.