Bis 1960 verband die Waisenbrücke über die Spree das Berliner Klosterviertel mit der nördlichen Luisenstadt und dem Märkischen Museum. Dann wurde das im Zweiten Weltkrieg stark beschädigte und notdürftig reparierte Bauwerk abgetragen, da auch die nahe Jannowitzbrücke ein Überqueren des Flusses ermöglichte.
Das Stadtmuseum Berlin setzt sich mit der Allianz Neue Waisenbrücke für den Wiederaufbau eines fahrrad- und fußgängerfreundlichen Spreeübergangs an historischer Stelle ein. "Bis heute klafft im Stadtkern diese schmerzliche Lücke für Menschen, die sich zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewegen", heißt es in einem Aufruf an den Senat. Die Initiative fordert den Bau einer neuen Brücke bis 2025.
Wie die aussehen könnte, wollte das Stadtmuseum mit einem virtuellen Architekturwettbewerb herausfinden. Im März rief das Haus zusammen mit dem Computerspielherausgeber Paradox Interactive die Spielerinnen und Spieler des Städtebau-Games "Cities: Skylines" auf, einen Entwurf für eine Neue Waisenbrücke einzusenden. In dem Spiel lassen sich fiktive Städte simulieren und auch reale Gebiete digital nachbilden.
Nun hat eine Jury aus Vertretern und Vertreterinnen aus Politik, Kultur, Tourismus und Bürgerschaft einen Siegerentwurf gewählt. Eine begrünte Fußgänger- und Fahrradbrücke des Users "Essad", der eigentlich Robert heißt und in Schweden lebt, gewann den ersten Preis. In der Begründung heißt es, überzeugt habe vor allem die schützende Überdachung für den Fahrradüberweg und die Anbindung an das bereits bestehende Wegenetz an den Spreeufern. Die Brücke ähnelt einem Park und ist in zwei Ebenen unterteilt. Auf der oberen Etage wird zu Fuß gegangen, auf der unteren gibt es je eine Fahrradspur für jede Richtung. Der Sieger des Game-affinen Wettbewerbs wurde mit einem Preisgeld von 1000 Euro belohnt. Auch die besten Ideen für den Platz rund um das Märkische Museum (Marktplatz, autofreie Zone) wurden prämiert.
Ob und wie eine Neue Waisenbrücke gebaut werden könnte, ist bisher unklar. Dass ein Entwurf spielend leicht möglich wäre, hat der Wettbewerb des Stadtmuseums nun zumindest gezeigt.