Vorwurf ist ein Begriff, der jedem vertraut ist. Der Zusammenhang zwischen dem Begriff und der neuen Arbeit, die Jeewi Lee für ihre Ausstellung Vor•wurf verwirklicht hat, lässt sich nur erahnen. Betritt man die Ausstellungshalle, wird man mit einer monumentalen Installation konfrontiert. Ein frei hängendes Tafelbild, das an ein Würfelnetz erinnert. Es ist der aufgefaltete Wohnraum ihres verstorbenen Großvaters.
Für die Ausstellung reiste Lee nach Südkorea, wo das Haus ihres Großvaters steht. Manchen galt er als tapfere Persönlichkeit, anderen als Familientyrann. Lee begab sich zum ersten Mal in das verlassene Haus und löste die Tapete in einem Stück von den vier Wänden und der Decke seines Zimmers. In der Ausstellung hängen Wand und Decke nun aufgefaltet, über zehn Meter lang und freischwebend.
Vor der schwebenden Wand hängen Objekte an den blau gestrichenen Galeriewänden, Haushaltsgegenstände des Großvaters, die in Bronze gegossen und daher wie eingefroren sind, u.a. ein Waschbrett, ein Sieb, eine Suppenkelle, ein getrockneter Schwammkürbis und zwei getrocknete Fische.
In Vor•wurf lässt Jeewi Lee subjektive Geschichte auf ruhige Objektivität prallen und erdtonige, persönliche Gegenstände vor einem kalten Blau schweben. Um unsere Wahrnehmung zu schärfen und unsere Gedanken zu öffnen, stellt sie uns mit dem Kopf vor die Wand.