Das Spitzensegment des Kunstmarktes ist dem des Fußball nicht ganz unähnlich: Man ist knallhart aufs Geldverdienen gebürstet und nimmt am internationalen Wettbewerb teil (Blockbustershows und Biennalen = Champions League), man ist ultramächtig, wird deswegen aber auch sehr genau beäugt, wenn die Fassade einmal bröckelt – weil etwa ein Spieler den Club wechselt. Geht er, weil der Verein schwächelt? Oder wird er gegangen, weil der Spieler keine Topleistungen mehr bringt?
Das einstige Nachwuchstalent Jeff Koons wurde im Team der Gagosian Gallery zum teuersten lebenden Künstler der Welt. Als er 2013 die Mannschaft wechselte und ankündigte, künftig auch in den Galerien von David Zwirner auszustellen, kam das einem kleinen Erdbeben gleich. Ja, es wurde sogar schon über die Zukunft des mächtigen Larry Gagosian spekuliert. Soeben hat Koons seinen nächsten Wechsel angekündigt: Der 66-Jährige wird künftig von der amerikanischen Pace Gallery vertreten, exclusive und worldwide, wie es in einer Pressemitteilung der Galerie heißt.
Seine bisherigen Galerien werden darüber nicht glücklich sein, andererseits ist Koons auch nicht mehr jener ästhetische Leitstern vergangener Tage. Seine Skulpturen-Serie der "Inflatables", in Edelstahl ausgeführt und oft auf monumentale Größe vergrößert, waren Embleme der 80er; nirgends spiegelten sich unsere Gegenwart so schön affirmativ wie in den reflektierenden Skulpturen-Oberflächen seiner "Balloon Dogs" und seines "Rabbit" (der Stahlhase wurde im Mai 2019 für rund 91 Millionen Dollar auktioniert).
Wortreicher Abschied
Jeff Koons begründet seinen Schritt durchaus wortreich: "Manchmal stehen wir beruflich im Leben an einem Scheideweg. Nachdem ich etwa ein Jahr lang die Gelegenheit hatte, darüber nachzudenken, was ich mit meinem Lebenswerk erreichen möchte, um es zu seinem vollen Potenzial zu bringen, habe ich beschlossen, dass eine Veränderung der Umgebung, in der meine Arbeit betrachtet und unterstützt wird, zu diesem Zeitpunkt eine positive Sache wäre."
Man kann das für leere Rhetorik halten, aber das zumindest ist in der Kunst anders als im Fußball: Auch im fortgeschrittenen Alter können Meisterwerke gelingen, manchmal jedenfalls. Paces erste Zusammenarbeit mit Koons wird eine Ausstellung einer einzelnen Skulptur in den Räumen der Galerie im kalifornischen Palo Alto im Jahr 2022 sein.