Joseph Beuys war einer der wichtigsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Aber wie nah war der ehemalige Hitlerjunge und Wehrmachtssoldat dem nationalsozialistischen Gedankengut? Diese Frage wurde bereits oft diskutiert, und sie tauchte auch zum Beginn des Beuys-Jubiläumsjahres "beuys2021", das an diesem Wochenende in NRW mit mehreren Ausstellungen beginnt, in den deutschen Feuilletons wieder auf.
Im Interview mit dem Monopol Magazin nimmt eine der Kuratorinnen des "beuys2021"-Programms, Catherine Nichols, zu der Frage Stellung: "Sicher war er ideologisch indoktriniert worden – wie fast jeder männliche Deutsche seines Jahrgangs. Fast alle waren in der Hitlerjugend und später Soldaten. Die Frage ist, was nach dem Krieg geschah, und ob Beuys, wie behauptet wird, tatsächlich reaktionäres Gedankengut fortgesetzt hat, tatsächlich völkisch-rassistische Elemente transportiert hat, oder ob er nicht gerade aus dieser Erfahrung heraus seinen Aufruf zur Alternative entwickelte, eine Herangehensweise, die alle Bürgerrechtsbewegungen miteinander verbinden wollte."
Für Nichols soll das Jubiläumsjahr eine Gelegenheit sein, diese und viele andere Fragen zu Beuys neu zu diskutieren: "Wir wollen Menschen einladen, mit uns und miteinander nachzudenken – das ist letztlich das, was Beuys selbst vor allem erreichen wollte: Menschen ins Gespräch zu ziehen, Denkprozesse auszulösen."
Das Interview mit Nichols erscheint in einem 52-seitigen-Sonderheft, das der Aprilausgabe von Monopol beiliegt. Essayisten, Autorinnen und Kunstschaffende verschiedener Sparten nähern sich dort den vielfältigen Facetten des Beuys’schen Werkes und klopfen es auf seine Gültigkeit für unsere Gegenwart ab. Dazu gibt es das Jubiläumsprogramm in NRW im Überblick.