Pati Hill in Zürich

Die Frau mit dem Fotokopierer

Pati Hill war Schriftstellerin, Künstlerin, Model und Galeristin. Nach der ersten Station in München ist das aufregende Werk der 2014 verstorbenen US-Amerikanerin nun in der Kunsthalle Zürich zu sehen 

Wie stellt man Werke aus, die vor allem sprachbasiert sind? Die grauen Stellwände, die den weitläufigen White Cube einrahmen, vermitteln einen konventionellen ersten Eindruck, wie man ihn von der Kunsthalle Zürich kaum kennt. Ein Saaltext mit biografischen Angaben neben dem Eingang zu Pati Hill, aufgelockert mit einigen Abbildungen, Tische mit verschiedenem Papierwerk darauf. Wie ein verheißungsvoller Gegensatz steht die Behauptung im Raum, dass das Faszinierende an ihrem Werk die Bildlichkeit von Sprache und die Sprachlichkeit von Bildern sei.

Das sagt Maurin Dietrich vom Kunstverein München, die gemeinsam mit Daniel Baumann die Ausstellung kuratierte, die nun nach München auch in Zürich zu sehen ist. Und tatsächlich bilden die grauen Stellwände nur die Kulisse für ein Schaffen, das in Vielfalt und Reichtum beeindruckt. In den mehr als 60 Jahren, in denen Hills künstlerisches Werk entstand, zeichnete sie, veröffentlichte Kurzgeschichten, Poesie und Romane, schuf Künstlerinnenbücher und war als Galeristin tätig.

Entsprechend komplex ist ihr Werk. Es thematisiert Hausfrauenarbeit genauso wie Zeichen und Symbole in der Sprache. Als die Pop-Art in den 1950er- und 1960er-Jahren aufblühte, wandte sich die Amerikanerin dem Fotokopierer zu. Sie lotete mit dem damals noch unhandlichen Ungetüm aus der Bürowelt die kreativen Möglichkeiten aus. In dem Projekt "Photocopying Versailles" (1980–83) versuchte Hill, das komplette Schloss in all seinen Details abzukopieren.

Die poetischen und spielerischen Xerografien bilden ihr Hauptwerk. Doch sie lassen sich nicht ohne ihre sprachliche Reflexion betrachten, mit der Hill als Schreibende ihre Erschließung der Welt dokumentierte. Bild und Text sind bei Hill unzertrennlich, beeinflussen sich immer wieder neu. So entstehen mehrschichtige Werke, die sich jeder Einordnung widersetzen. Genauso wie Hill selbst.