Radiobeitrag

Muss eine Vizepräsidentin den "Wow-Effekt" haben?

Das "Vogue"-Doppelcover mit der designierten US-Vizepräsidentin Kamala Harris hat viel Kritik ausgelöst. Die Kontroverse zeigt, wie unsicher die Gesellschaft noch immer im Umgang mit der Inszenierung mächtiger Frauen ist

Auch wenn immer wieder analysiert wird, dass der Printjournalismus an Einfluss verliert, zeigt sich bei der Februar-Ausgabe der US-amerikanischen "Vogue" wieder einmal, wie das Cover eines gedruckten Heftes zu flächendeckendem Aufruhr im Netz führen kann. Auf dem Titel der Februar-"Vogue" ist die designierte US-Vizepräsidentin Kamala Harris zu sehen, inszeniert vom Fotografie-Shooting-Star Tyler Mitchell, der unter anderem schon Beyoncé und Harry Styles für das Cover des Magazins abgelichtet hat.

In der gedruckten Ausgabe der "Vogue" ist die neue mächtigste Frau der USA leger in jeansähnlicher Hose und Converse-Turnschuhen vor drapierten Stoffbahnen in Pastelltönen zu sehen. Online wurde noch ein zweites Cover nachgeschoben, auf dem Harris im hellblauen Hosenanzug etwas klassischer und präsidialer präsentiert ist (offenbar hatte es Unstimmigkeiten zwischen der "Vogue" und dem Team der Politikerin gegeben, welches Foto als Titelbild benutzt werden sollte).

Die Kritik ließ nicht lange auf sich warten, am Vorgehen des Magazins, aber auch am Motiv selbst. Das Foto habe "keinen Wow-Effekt" und erbiete einer kommenden Vizepräsidentin nicht genug Respekt, lautete einer der Vorwürfe. Außerdem sei Harris, deren Familie aus Indien und Jamaika stammt, so ausgeleuchtet, dass ihre Haut sehr hell wirke - einige Kritikerinnen vermuteten "White-Washing".

Im Radio bei Detektor FM spricht Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr über die Kontroverse und die dahinterliegende Unsicherheit im Umgang mit mächtigen Frauen. Diese hätten heute dasselbe Problem wie früher die adeligen Herrscher, die durch ihr Äußeres auch politische Botschaften senden mussten. Während die allermeisten männlichen westlichen Politiker in der Uniform des Anzugs verschwinden, müssten sich Frauen sehr genau überlegen, wie sie in der Öffentlichkeit auftreten, weil sie noch immer gnadenlos beurteilt würden. Hier kann man den Radiobeitrag hören: