Erstmals steht eine Menschenrechtsbewegung auf Platz eins des globalen Kunstrankings "Power 100". Die internationale Bewegung "Black Lives Matter" führt im Corona-Jahr die vom britischen Kunstmagazin "ArtReview" veröffentlichte Liste der einflussreichsten Persönlichkeiten und Bewegungen der aktuellen Kunst an.
Der gewaltsame Tod des Afroamerikaners George Floyd im Mai durch brutale Polizeigewalt habe Proteste in der ganzen Welt ausgelöst, schreibt "ArtReview". In der Kunstwelt habe "Black Lives Matter" auf jeder Ebene Veränderungen vorangetrieben: Denkmäler würden gestürzt, Galerien diversifizierten eilig ihre Programme, zeitgenössische schwarze Künstler würden sichtbar, Museen überdächten, wen sie repräsentierten.
Auf Platz zwei stieg das indonesische Künstlerkollektiv Ruangrupa auf, das die Kasseler Documenta im Jahr 2022 kuratiert. Platz drei belegen Felwine Sarr und Bénédicte Savoy. Der senegalesische Ökonom und die in Berlin lehrende französische Kunsthistorikerin fordern die umfassende Rückgabe afrikanischer Kulturgüter an die ehemaligen Kolonien.
Europäische Künstler kommen in den "Power 100" kaum vor. Aber unter ihnen sind gleich zwei Deutsche: die Medienkünstlerin Hito Steyerl auf Platz 18 - vor drei Jahren war sie sogar die Nummer eins - und der Fotokünstler Wolfgang Tillmans auf Rang 23.
Infolge der Corona-Krise fielen viele Galerien dieses Jahr aus dem Ranking heraus - keine deutsche Galerie ist mehr vertreten. Dafür schaffte es die Medienkunstsammlerin Julia Stoschek erstmals auf die Liste und landete auf Platz 33. Die "Power 100" werden von einer etwa 20-köpfigen anonymen internationalen Jury erstellt.
Im November hatte Monopol seine Top-100 veröffentlicht. Auch in diesem Ranking steht "Black Lives Matter" auf Platz eins