Filmpreise kennen neuerdings keine Geschlechter mehr, in der Mode gilt Genderfluidität als oberstes Gestaltungsprinzip, ein bisschen queer reimt sich mittlerweile schon auf Bier (Jens Friebe). Wenn Cindy Sherman, die seit Jahrzehnten alle möglichen Identitäten durchgespielt hat, in ihrer neuesten Werkserie aussieht wie ein vom Laufsteg gefallenes Balenciaga-Model, spricht das nicht nur für das visionäre Gespür der New Yorker Verwandlungskünstlerin. Es gibt der Gegenwart auch einen humorvoll-historischen Resonanzraum.
Sherman posiert vor Digital-Collagen von Fotografien, die auf Reisen durch Bayern, Shanghai und Sissinghurst entstanden. Superartifizielle Kulisse, Authentizität versprechender Frontalblick: Widersprüche trägt der Mann von heute wie eine zweite Haut!
Shermans Serie ist bis zum 31. Oktober bei Metro Pictures in New York zu sehen. Weitere Fragen zum neuen Mann besprechen wir in der aktuellen Monopol-Ausgabe.