Kunstmesse Viennacontemporary

"Nicht auf Kunstgenuss verzichten müssen"

Die Fallzahlen steigen, Wien ist Risikogebiet. Trotzdem soll diese Woche die Viennacontemporary beginnen. Im Interview verrät deren Leiterin Johanna Chromik, wie eine Kunstmesse in Krisenzeiten funktioniert

Am Donnerstag startet die Viennacontemporary in Wien mit rund 65 Galerien aus 16 Ländern. Doch die Corona-Zahlen in der österreichischen Hauptstadt steigen. Vergangene Woche hat Deutschland Wien zum Risikogebiet erklärt. Johanna Chromik, was bedeutet das für Sie?

Das war schon ein Tiefschlag. Aber wir sind mittlerweile daran gewöhnt, sehr flexible, kreative Lösungen zu finden. Realistischerweise werden einige Sammler und Sammlerinnen zu Hause bleiben, aber es werden auch welche kommen. Wir hatten ja auch das Problem mit Ungarn. Da gibt es seit Anfang September sehr restriktive Reiseregelungen, und wir haben uns gemeinsam mit den Ausstellern umstellen müssen.

Wie oft haben Sie in der Vorbereitung dieser Messe gedacht, das klappt nicht? 

Jetzt gibt es kein Zurück mehr ... Wir haben natürlich die Lage immer vorsichtig beobachtet und uns genau auf diese Umstände – Hygienebestimmungen, Reiserestriktionen – vorbereitet. Wir haben das Format soweit angepasst, dass die Messe durchführbar bleibt. Als Fachmesse dürfen wir 2500 Menschen gleichzeitig in die Halle lassen, man registriert sich vorher für einen bestimmten Timeslot. Wir haben einen Covid-Beauftragten, der ständig mit den Behörden im Austausch ist, wir können sofort auf neue Bestimmungen reagieren. Wir wollen Sicherheit, ohne dass man auf den Kunstgenuss verzichten muss.

Was wird anders sein als sonst?

Wir haben uns auf eine Halle beschränkt statt der üblichen zwei, weil das ein handhabbares Format ist. Die Formate der Stände sind verkleinert und auf jeweils 25 oder 35 Quadratmeter vereinheitlicht, das macht es flexibler, aber vermindert auch Hierarchien und betont die Solidarität der Galerien untereinander, die in diesem Jahr besonders wichtig war. Diese Vereinheitlichung der Größen ist aufgrund von Gesprächen mit den Galerien entstanden, die im Übrigen auch rund 50 Prozent weniger zahlen als sonst.

Waren die Galerien auch sonst in die Entscheidungsprozesse eingebunden?

Ja, von Anfang an bis zur letzten Minute war es mir sehr wichtig, mit unserem Komitee und unseren Ausstellern in gutem Austausch zu sein. In unserem Komitee sind Galeristen und Galeristinnen aus Österreich, Deutschland, aber auch Moskau und Budapest. Es war klar, dass es so umgesetzt werden muss, dass unsere Stärken dabei sichtbar bleiben, und dass die Teilnahme für die Galerien aus Zentral- und Osteuropa möglich wird. 

Was machen denn die Galerien, aus Ländern, für die Reiserestriktionen gelten?

In manchen Fällen kommen die Galeristen und Galeristinnen nicht persönlich, sondern schicken die Arbeiten und lassen den Stand von Leuten aus Wien betreuen. Oft helfen sich die Galerien auch untereinander. Die Galerie Vintage aus Budapest zum Beispiel arbeitet mit der Georg Kargl Galerie zusammen, beide zeigen gemeinsam den Künstler Andreas Fogarasi. Eine Galerie aus Moskau nimmt eine andere mit nach Wien. Auch in vielen gemeinsamen Online-Initiativen hat sich ja in diesem Jahr die große Kollegialität unter den Galerien erwiesen. Ich denke, aus dieser Solidarität kann man auch für die Nach-Corona-Zeit lernen. 

Und die Sammler und Sammlerinnen, die nicht kommen können?

Die werden sich hoffentlich in unseren neuen Online-Angeboten umschauen, wo man auch unser gesamtes Talk-Programm verfolgen kann.