Da weiß man eigentlich gar nicht mehr, wo man überhaupt anfangen soll. Die Empörung und Ratlosigkeit in den sozialen Medien ist groß, sehr groß. Vor knapp einer Woche hat das BredaPhoto-Festival ein Foto von einer Installation des niederländischen Konzeptkünstlers Erik Kessels, 54, geteilt, er selbst postete zwei Tage später. Zu sehen ist eine Reihe Fotos von Frauen, die sich Schönheitsoperationen unterzogen haben. Menschen laufen darauf herum, die winzig klein auf den großen, sehr großen Fotos wirken. Es handelt sich aber nicht einfach nur um Fotos, die auf den Boden geklebt wurden. Die Location ist der Skatepark Pier15. Die Bilder sind genau dort auf dem Boden, damit Skater darauf herumfahren und die Gesichter mit ihren Skateboards zerstören, wie die Schönheitsoperationen die Gesichter zerstört haben.
"Destroy My Face" lautet der Titel der Arbeit, die aus 60 Porträts besteht. Kessels hat zuvor 800 Fotos von Frauen und Männern im Internet gesammelt, die sich Schönheitsoperationen unterzogen haben. Er hat eine Künstliche Intelligenz mit den Bildern trainiert, so dass es jetzt 60 Porträts von nicht real existierenden Personen gibt. Die Besucher sollen mit den Gesichtern interagieren, steht auf der Website. Und weiter: "So einfach, wie sie einst schön gemacht wurden, so einfach werden sie jetzt zerstört. (...) Die Bilder von Gesichtern aus der plastischen Chirurgie in der Installation werden langsam von den Skateboardfahrern, die auf ihnen fahren, zerstört werden."
Wie man(n) auf sowas kommt
Es wird natürlich auch erklärt, wie der Künstler auf diese Idee gekommen ist. Kurz zusammengefasst: Kessels beschäftigt sich schon sehr lange in seiner künstlerischen Arbeit mit digitalen Bildkulturen. Ihn interessiert die massenhafte Produktion von Bildern im Zeitalter der sozialen Medien. Das einzelne Bild verliert an Bedeutung, weil Bilder wie Fast Food konsumiert werden. Und dann hat man eigentlich schon gar keine Lust mehr, seinen simplen Kurzschlüssen zu folgen. Und das nicht nur, weil man schon von ihm weiß, dass ihn die Bilderflut stört und er uns immer wieder erzählen möchte, dass zu viele Bilder gemacht werden. Vor Jahren hat er alle Bilder ausgedruckt, die an einem Tag auf Flickr hochgeladen wurden. 350.000 Stück an der Zahl. Damit hat er einen Museumsraum fast bis zur Decke gefüllt. Diesen Witz habe ich schon einmal gemacht, falls Sie ihn noch nicht kennen: Es wird also ein Bilderberg in eine Institution geschüttet, um zu beweisen, dass Millionen Fotos wirklich sehr viele Fotos sind.
Weiter in seinem Text: Essen soll perfekt aussehen, oft mangelt es aber an Substanz. Das könne auch über Selbstdarstellung in den sozialen Medien gesagt werden. "Insta-perfect" sei die neue Norm und nicht die Ausnahme. Diese "private Online-Propaganda", wie er es nennt, habe auch einen Platz offline. Schönheitsoperationen seien heutzutage ziemlich normal. Seine Schlussfolgerung: "Wenn sie jedoch überhand nehmen, können diese Operationen zu Verformungen führen und die Menschheit in Monster verwandeln." Und da hat er sich wohl gedacht, dass er wie schon bei der Vorführung des Bildermülls auch hier noch einmal zeigen müsse, wie so eine Zerstörung von Gesichtern aussieht. Nur so einfach ist es dieses Mal nicht.
Tobt hier einmal mehr der cancelwütige Online-Mob?
Die Festivalleitung und der Künstler sahen sich mittlerweile zu einem Statement genötigt, das nun mit dem Hinweis "Additional Information" unter dem Text auf der Website steht. Denn es gibt eine Petition mit 2.000 Unterschriften und einen offenen Brief, der an das Festival und den Skatepark Pier15 gerichtet ist. Es wird die Frage gestellt, wie es passieren konnte, dass dieses Projekt überhaupt akzeptiert, finanziert und gezeigt wird. Drei Schritte werden vorgeschlagen. Das Werk solle entfernt werden. Man solle transparent darüber informieren, wie weiter mit dem Werk umgegangen werde und was man unternehmen wolle, um zu verhindern, dass sich so etwas wieder ereigne. Die Institution solle die Verantwortung für die Fehlentscheidung übernehmen und für ein Klima sorgen, in dem Kritik nicht abgeschmettert werde, sondern gehört und darauf reagiert werde.
Am 13. September folgte ein Update. Die Festivalleitung habe sich gemeldet und dem Schreiben das Statement beigefügt, das auch auf die Website unter den Text zum Werk von Kessels gestellt wurde. In einem weiteren Update wird mitgeteilt, dass die Festivalleitung zwei der Mitglieder von "We are not a Playground", den Verfassern des offenen Briefes, zu einem Talk mit Kessels eingeladen habe. Da es sich um einen "performative Talk" handele, so die Einschätzung der Verfasserinnen, wurde die Teilnahme abgesagt. Inhaltlich sei in keinster Weise auf die öffentliche Kritik eingegangen worden, man sehe nicht, wohin das Gespräch führen solle.
Ein Werk, an dem sich der Dialog entzünden sollte
Im Statement geht es nämlich tatsächlich so denkfaul weiter wie bisher. Charles Dickens muss als Stichwortgeber für das diesjährige Festival-Motto "the best of times, the worst of times" herhalten, auf das Kessels sich bezogen habe.
"It was the best of times, it was the worst of times,
it was the age of wisdom, it was the age of foolishness,
it was the epoch of belief, it was the epoch of incredulity,
it was the season of Light, it was the season of Darkness,
it was the spring of hope, it was the winter of despair."
Auf die Frage, was denn die besten und die schlechtesten Zeiten seien, würde es nicht nur eine Antwort geben. In welchem Maße könne man als Individuum selbst Einfluss nehmen und aus den schlechtesten die besten Zeiten machen? Die Überleitung zu Kessels liest sich so: "Um es anders auszudrücken: Inwieweit können wir das Leben selbst erschaffen? Diese Frage stellte sich auch Erik Kessels." Kessels sei fasziniert von Menschen, die sich Schönheitsoperationen unterziehen und zeige nun also seine Arbeit, um Reaktionen zu provozieren. Dann kommt der Künstler selbst zu Wort. Die Kurzzusammenfassung: Okay, ich habe mir echt nichts dabei gedacht, aber wenn ihr meint … Okay, Entschuldigung! Und in den Worten von Kessels: "Die Absicht dieser Arbeit ist ironisch und will einen Dialog über Selbstakzeptanz heraufbeschwören. Natürlich bedeutet es nicht, Gewalt gegen Frauen zu fördern. Mit dieser Arbeit wollte ich nie jemanden beleidigen, aber wenn ich die jüngsten Kommentare online lese, verstehe ich, dass ich das getan habe, und ich entschuldige mich dafür. Meiner Meinung nach besteht die Funktion der Kunst in der Gesellschaft darin, Dialoge zu beginnen, und daran glaube ich weiterhin".
Ja nun, wenn er einen Dialog will, dann soll er doch bitte in einen Dialog treten und nicht nur einen Dialog lostreten. Klar, Gewalt gegen Frauen, dazu wolle Kessels nicht ermutigen, betont er. Und sonst war das eh nur ironisch gemeint, es gehe ihm um Selbstakzeptanz. Wie gesagt, in diesem Fall ist das alles nicht so einfach wie mit dem Bildermüllberg. Und das wurde ihm auch in den sozialen Medien von sehr vielen Leuten, darunter auch Fotografiekritikern, erklärt. Sitzt Kessels jetzt auf seiner Couch und isst Popcorn? Weil: Ziel erreicht? Reaktionen gibt es so einige. Über 2.000 Kommentare beispielsweise unter seinem Posting auf Instagram.
Neben wüsten Beschimpfungen und negativen Kommentaren ("This is not art!", "Misogynistic garbage", "Disgusting", "THIS IS SHIT", "It is not art, it is hate!", "This is gross", "This is a disgrace") wird natürlich auch hier die Frage gestellt, wie es überhaupt dazu kommen konnte.
Und dann kommen natürlich die Kommentare, die man befürchtet, wenn man die Fotos das erste Mal sieht. "Sie haben ihr eigenes Gesicht zerschlagen, als sie nicht akzeptieren konnten, wer sie waren. Er hat sie buchstäblich einfach auf den Boden gelegt, damit die Leute weiterlaufen können. (...) Ich habe keinen Respekt vor plastischer Chirurgie, es sei denn, sie dient rekonstruktiven Zwecken. Wenn jemand nur geschwollene Lippen haben will, ist er dabei, wenn es schief geht." Genau darum geht es ja auch Kessels, wie er in seinem Statement schreibt: Selbstakzeptanz.
Kessels kommt selbst aus einer der Branche, die Frauen ständig das Gefühl vermittelt, sie müssten schön und schlank und attraktiv für den männlichen Blick sein. Als Creative Director leitet er die Werbeagentur KesselsKramer. Er müsste also sehr genau wissen, wie die Öffentlichkeit in den sozialen Medien reagiert. Die Diskussionen um Cancel Culture sind sicher auch nicht an ihm vorbeigegangen. Hat er bewusst einen Skandal provoziert? Möchte er sich als Opfer der Cancel Culture inszenieren?
Sein lapidares Statement zumindest deutet darauf hin, dass er nicht an einem Dialog interessiert ist und bei seiner Meinung bleibt. Hat er absichtlich Öl ins Feuer gegossen? Und, seriously, er maßt sich an, entscheiden zu wollen, was für Frauen mit Blick auf ihr Aussehen akzeptabel ist und was nicht? Und das soll in der breiten Öffentlichkeit diskutiert werden? Und wie stellt er sich diese Diskussion vor? Ein bisschen Schönheitsoperation ist okay? Okay ist, wenn man den Eingriff nicht bemerkt? Und noch einmal, was ist das bitte für ein Kurzschluss? Weil es ein Phänomen wie das Instagram-Face gibt (junges Gesicht, glatte Haut, hohe Wangenknochen, große Augen, kleine Nase, volle Lippen, lange Wimpern), zu dem ein Snapchat- oder Instagram-Filter verhelfen, hat die Gesellschaft ein ganz neues Problem mit Schönheitsoperationen, das zuvor nie diskutiert wurde?
Längst besprochen – und zwar von einer Frau
Die amerikanische Autorin Jia Tolentino hat sich in einem Essay für den "New Yorker" unter dem Titel "The Age of Instagram Face" schon vor einem Jahr mit dem Phänomen befasst. Tolentino weist darauf hin, dass so eine Schönheitsoperation heute keine große Sache mehr ist und nebenbei erledigt werden kann wie ein Gang in den Supermarkt.
"Vor zwanzig Jahren war die plastische Chirurgie ein ziemlich dramatischer Eingriff: teuer, invasiv, dauerhaft und oft risikoreich. Doch 2002 genehmigte die Food and Drug Administration Botox für die Faltenprävention; einige Jahre später genehmigte sie Hyaluronsäure-Filler wie Juvéderm und Restylane, die zunächst feine Linien und Falten auffüllten und nun zur Restrukturierung von Kieferlinien, Nasen und Wangen eingesetzt werden können. Diese Eingriffe dauern sechs Monate bis zu einem Jahr und sind nicht annähernd so teuer wie chirurgische Eingriffe (der durchschnittliche Preis pro Füllstoffspritze beträgt 683 Dollar). Sie können sich Botox holen und dann gleich wieder ins Büro zurückkehren."
Obwohl Kessels von genau diesen kleinen Eingriffen ausgeht, wenn sein Ausgangspunkt "insta-perfect" ist, wie er schreibt, interessiert ihn das aber nicht weiter. Das ist, als würde man beispielsweise sagen: Puh, nee, so ein Gang ins Fitnessstudio, ganz schlimm, Anabolika entstellt Körper! Lasst uns Fitnessstudios canceln!
Das Problem, liegt doch eigentlich ganz woanders, wenn es um das Phänomen Instagram Face und Selbstakzeptanz geht. Besonders auf jungen Frauen lastet ein enormer sozialer Druck. Von der irisch-amerikanischen Fotografin Eva O’Leary gibt es die feinfühlige Serie "Spitting Image" (2017) zum Thema. Sie versteht es, der Verletzlichkeit ein Gesicht zu geben und unter die Oberfläche der Selfie-Kultur zu schauen.
O'Leary hat Mädchen zwischen 11 und 14 Jahren fotografiert, weil das für sie selbst in der Pubertät die intensivsten Jahre waren. Die Mädchen saßen vor einem Spiegel. O'Leary hat durch den Spiegel mit ihrer Kamera festgehalten, wie sie auf ihr Spiegelbild reagieren. "Natürlich möchte jede Frau ein Foto haben, auf dem sie schön und schlank ist. Ich habe Fotos gemacht, auf denen Teenagerinnen nicht den gängigen Schönheitsidealen entsprechen", sagt sie. Die Mädchen sind pickelig, sie wissen nicht, wohin mit ihrer Unsicherheit. Wie der Magnum-Fotograf Bruce Gilden geht sie sehr nah an die Menschen heran, jeder Gesichtszug steht ganz vorne auf der Bühne. Wie bei Lauren Greenfield wollen ihre Protagonistinnen Perfektion ausstrahlen, obwohl sie in Verzweiflung baden. Die Fotos hat sie den Porträtierten übrigens geschickt, keine habe darauf negativ reagiert. Auf Instagram hat O'Leary einen Auszug aus ihrem Tagebuch geteilt, den sie geschrieben hat, bevor sie mit der Arbeit an "Spitting Image" begonnen hat.
Sie schreibt: "Was ich tue, ist mehr persönlich/ mehr über meine Erfahrung als Frau in der Welt - was an sich schon eine gefährliche Sache ist. Das sind Bilder, die durch Beobachtung entstehen, durch das Gefühl, gejagt zu werden. Die Tatsache, dass meine Erfahrung auf einer größeren kulturellen Ebene angefochten wird, erklärt, warum Männer sie vielleicht nicht ganz verstehen. Ich möchte nicht die Angst haben, verurteilt zu werden, wenn ich die Sicherheit des Hauses verlasse. Ich will mir keine Sorgen machen, ob mein Gesicht jemanden schockieren könnte. Ich möchte mich frei fühlen. Ich möchte frei sein. Diese Dinge SIND real. Diese Gefühle SIND GÜLTIG. Ich habe es satt, mich in jedem Alter auf der Grundlage des Urteils anderer neu zu erfinden. Ich möchte das Haus mit dem Gefühl verlassen, ganz ich selbst zu sein und mich dafür akzeptiert zu fühlen. Ich möchte nicht das Gefühl haben, dass ich mich auf meine Gedanken konzentrieren möchte, um ernst genommen zu werden - ich muss einen willkürlichen Schönheitsstandard annehmen. Ich will nicht, dass meine Energie geteilt wird. Und 'Schönheit' braucht so viel Energie. Ich bin müde und ich bin erst 27 Jahre alt. Bald werde ich keine Wahl mehr haben - es wird unmöglich sein, irgendeinen Schönheitsstandard zu imitieren (weil es ihn für alternde Frauen nicht gibt) - und was dann?"
Und was macht Kessels aus der Unsicherheit, der Verletzlichkeit und dem Wunsch von Frauen, als schön wahrgenommen werden zu wollen? Er bezeichnet Frauen als Monster. Skater, junge Männer, sollen mit ihren Skateboards die Gesichter von Frauen auf Bildern zerstören.
Wie problematisch und gefährlich sein Projekt ist, das möchte er nicht sehen, darüber möchte er nicht reden. In Kommentaren auf Instagram und Twitter sind er und das Festival auf Probleme hingewiesen worden. Ihnen wurde beispielsweise erklärt, dass die Skater-Community kein Safe Space für junge Frauen ist, oft hätten Frauen Angst vor sexueller Gewalt, die von Skatern ausgehe. Es ist eine von jungen Männern dominierte Szene. Der britische Fotograf Lewis Bush hat darauf hingewiesen, dass sich auch Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind, Schönheitsoperationen unterziehen, um wieder Kontrolle über ihr Leben zu gewinnen.
Charlotte Jansen erwähnt in ihrem Beitrag für "Elephant", dass die Fälle von Gewalt gegen Frauen während der Pandemie gestiegen sind. Mehr als 750.000 Frauen über 18 Jahren werden jedes Jahr in den Niederlanden Opfer von Gewalt oder Missbrauch, also in dem Land, in dem Kessels lebt. Auch Jansen fordert in ihrem Beitrag die Entfernung des Werks.
Der renommierte Fotografie-Kritiker Jörg Colberg erklärt im Gespräch mit mir: "Die Welt der Fotografie, insbesondere der Festivals, muss sich nun entscheiden. Feiert man weiterhin hauptsächlich ältere Künstler mit oft oberflächlichen Arbeiten oder gibt man auch endlich einer jungen Generation von Fotografinnen die Gelegenheit, Themen, die sie selbst betreffen, mit Feingefühl und Mitgefühl zu betrachten?"
Und klar, eine fast zärtliche Arbeit wie "Spitting Image" von Eva O'Leary würde niemals für die Aufmerksamkeit sorgen, die Kessels hier mit seiner brachialen Arbeit offenbar bewusst provoziert hat. Auch schlechte Presse ist gute Presse, sagt man bekanntlich. Im Jahr 2020 sollten es sich eine Institution und ein Künstler nicht so einfach machen. "Destroy My Face" von Kessels ist eine schlechte, frauenfeindliche Arbeit, der inhaltlich jedes Verständnis des Sachverhalts fehlt, den der Künstler vorgibt, adressieren zu wollen. Und schlechte Arbeiten, die gehören abgelehnt. Wenn es dem Künstler also ernst ist mit dem Dialog, dann ist es seine Aufgabe, sich mit der Kritik zu befassen, darauf einzugehen und Konsequenzen zu ziehen. Es könnte beispielsweise Geld für eine Organisation gestiftet werden, die sich um Frauen kümmert, die Opfer von Gewalt und Missbrauch geworden sind.
Weder Künstler noch Festival wollten Werk entfernen
Die Entscheidung, das Werk doch nicht zu zeigen, haben schließlich weder die Institution, noch der Künstler getroffen. In der Nacht zum Dienstag, gegen 24 Uhr, hat der Skatepark Pier15 via Instagram bekannt gegeben, dass die Arbeit von Kessels entfernt werden wird.
Knapp eine Stunde später wiederum reagierte das Festival mit einem Posting auf Instagram und dem Hinweis: "read the full story. Link in bio". Was nach Boulevardblatt klingt, liest sich auch so. Der Skatepark sei unter dem Druck von Sponsoren und der Öffentlichkeit eingeknickt und habe deshalb entschieden, das Werk zu entfernen. BredaPhoto habe davon Kenntnis genommen und bedauere die Entscheidung. Und es geht noch weiter. Es wird sich beschwert, dass die Debatte um "Destroy My Face" nicht offen und nuanciert geführt werden könne. Die Zukunft des Skateparks sei deshalb bedroht, weshalb sie gezwungen gewesen seien, die Arbeit zu entfernen.
Und es ist ja nicht so, dass BredaPhoto, die Debatte offen und nuanciert führen würde. Nach all dem, was in der vergangenen Woche an Kritikpunkten genannt wurde, bleiben Kessels und das Festival dabei: "Sie provoziert eine lebhafte Diskussion über die Grenzen und Einflussbereiche der Schönheitschirurgie, insbesondere mit der Jugend und der neuen Normalität von InstaPerfect."
Was weiterhin übersehen wird: Das Phänomen Instagram-Face hat sehr wenig mit den extremen chirurgischen Eingriffen zu tun, die Kessels in seiner Arbeit zeigt. Das Problem liegt ganz woanders und deshalb ist es auch so wichtig, dass der Skatepark diese Entscheidung getroffen hat: Junge Männer sollen die Gesichter von Frauen zerstören. Und das ist ein misogyner, gewaltsamer Akt.