Kleider aus Wurzeln und Teppiche aus Elektrokabeln: Nach dem Titel als Kulturhauptstadt Europas im Jahr 2004 feiert Lille nun seine Krönung als Welthauptstadt des Designs 2020. Seit Mittwoch und bis zum 15. November präsentiert die nordfranzösische Stadt ein Ausstellungs- und Projektprogramm, das Design vor dem aktuellen Kontext des Klimawandels und der Corona-Pandemie als Beschleuniger für wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Wandel in den Fokus stellt.
Was damit gemeint ist, ist vor allem in der Ausstellung "La manufacture: a labour of love" zu sehen, in der junge Designer Arbeiten mit neu erfundenen organischen Materialien vorstellen. Unter ihnen ist die Deutsche Diana Scherer, die Kleider aus "domestizierten" Wurzeln herstellt. Mit Resten unser Konsumgesellschaft arbeitet der Grieche Kostas Lambridis, dessen Möbel aus Glas, Plastik, Holz- und Metallkisten bestehen. Neben den Objekt-Ausstellungen werden rund 300 Projekte in vielen Bereichen präsentiert – von der Revitalisierung von Quartieren bis zu neuen Ansätze in der Sozialarbeit.
Nach Turin, Seoul, Helsinki, Kapstadt, Taipeh und Mexiko-City ist Lille die siebte Stadt, die den prestigeträchtigen Namen erhält, um den sich zeitgleich auch die australische Hauptstadt Sydney beworben hatte. Der Titel wird von der World Design Organization (WDO) seit 2008 alle zwei Jahre vergeben. Die 1957 gegründete internationale Nichtregierungsorganisation umfasst über 150 Mitgliedsorganisationen.