Sicherheitskräfte suchten nach der Frau, sagte ein Sprecher des irakischen Innenministeriums der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. "Wir wissen nicht, wer sie entführt hat", sagte die Aktivistin Sirka Sarsam von der Nichtregierungsorganisation Burj Babel, die mit Mewis befreundet ist. Derzeit würden Aufzeichnungen von Überwachungskameras untersucht.
Außenminister Heiko Maas sagte in Athen, das Auswärtige Amt habe seinen Krisenstab einberufen. Er wolle sich "mit Blick auf das Wohlbefinden der Betroffenen" nicht näher zu dem Fall äußern. "Aber (wir) haben im Auswärtigen Amt damit begonnen, uns um den Fall zu kümmern und eine Lösung zu finden, bei der die betroffene Person und ihr Wohlbefinden gesichert wird", sagte Maas. Der irakische Innenminister Othman Al-Ghanmi habe "verstärkte Bemühungen bei der Suche" nach Mewis angeordnet, hieß es in Bagdad.
Bewaffnete Männer hatten die knapp 50-Jährige laut Aktivisten am Montagabend gegen 20.00 Uhr (Ortszeit) im zentral gelegenen Stadtteil Abu Nawas in ihre Gewalt gebracht. Das schrieb Ali al-Bajati, Mitglied der vom Parlament gewählten Menschenrechtskommission, bei Twitter. In Abu Nawas liegt auch das Kulturinstitut Bait Tarkib, an dessen Aufbau Mewis arbeitete. In der Gegend unweit des Flusses Tigris liegen auch verschiedene Regierungsgebäude.
"Ein menschliches Desaster"
Mewis wurde in Berlin geboren und lebt seit mehreren Jahren in Bagdad. Bait Tarkib - zu übersetzen etwa als "Haus der Installation" - wurde 2015 gegründet und will die Arbeit junger irakischer Künstler fördern. Das Haus bemüht sich laut seiner Website darum, "aufstrebende irakische Künstler und junge Menschen zu fördern, die ihr künstlerisches Talent entwickeln oder eine künstlerische Laufbahn anstreben". Zeitweise war Mewis auch für das Goethe-Institut tätig.
"Hellas Entführung ist ein menschliches Desaster", sagte ihre Freundin Sarsam. "Ich habe vor einer Woche mit ihr telefoniert." Mewis habe gute Beziehungen zu Künstlern, Intellektuellen und Demonstranten im Irak und habe dort seit 2010 zu vielen Veranstaltungen beigetragen. Die Deutsche sei "empört" gewesen über die Tötung des international anerkannten Historikers und Terrorismusexperten Hischam al-Haschimi vor zwei Wochen.
Al-Haschimi war in der Nähe seiner Wohnung erschossen worden. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat. Er galt als einer der besten Kenner extremistischer Gruppen im Irak. In den irakischen Medien richtete sich der Verdacht vor allem gegen die Iran-treue schiitische Miliz Kataib Hisbollah und die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Ein Bekenntnis zur Entführung gab es zunächst nicht.