"Taz"-Autor*in

Polizei-Kolumne: Kulturschaffende solidarisieren sich mit Hengameh Yaghoobifarah

Innenminister Horst Seehofer hat angedroht, die taz-Autor*in Hengameh Yaghoobifarah wegen einer satirischen Kolumne über die Entsorgung von Polizeikräften anzuzeigen. Zahlreiche Persönlichkeiten aus dem Kulturbetrieb haben sich nun in einen offenen Brief für den Schutz der Pressefreiheit ausgesprochen

In dem Schreiben, das sich an die Bundeskanzlerin Angela Merkel richtet, heißt es, man sei erschüttert über die Ankündigung des Bundesinnenministers Horst Seehofer, wegen der Kolumne "All cops are berufsunfähig" eine Strafanzeige gegen "Taz"-Autor*in Hengameh Yaghoobifarah zu stellen: "Das ist ein massiver Angriff gegen die Presse- und Meinungsfreiheit." Der Brief kritisiert weiterhin, dass Seehofer einen Kausalzusammenhang zwischen dem Text der Kolumnist*in und den Randalen gegen Polizeikräfte in Stuttgart am 20. Juni erfinde. Jene Äußerungen betrachte man als eine politische Stimmungsmache gegen das Antidiskriminierungsgesetz in Berlin. Der Brief endet mit der Forderung nach einem Bekenntnis zur Meinungsfreiheit seitens der Bundeskanzlerin und der Bundesregierung sowie einer Entschuldigung Horst Seehofers.

Der Streit hatte sich am Schlussabsatz von Hengameh Yaghoobifarahs Text entzündet, in dem es um mögliche andere Tätigkeiten für Polizeikräfte geht, falls die Polizei abgeschafft werde, der Kapitalismus aber nicht. Dort heißt es: "Spontan fällt mir nur eine geeignete Option ein: die Mülldeponie. Nicht als Müllmenschen mit Schlüsseln zu Häusern, sondern auf der Halde, wo sie wirklich nur von Abfall umgeben sind. Unter ihresgleichen fühlen sie sich bestimmt auch selber am wohlsten." 

An erster Stelle der Unterzeichnenden der Petition steht der Kabarettist Jan Böhmermann, gegen den der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan 2016 aufgrund eines satirischen Gedichts Strafanzeige erstattete. Zudem sprechen sich unter anderem die Rapperin und Autorin Dr. Reyhan Şahin aka Lady Bitch Ray, die Theaterregisseurin Sybille Berg, das Performancekollektiv Dorisdean, das Kunstkollektiv Peng, der Künstler Jannis Schulze sowie zahlreiche Journalistinnen, Journalisten und Chefredaktions-Mitglieder der Tageszeitung "Taz", der Wochenzeitung "Zeit", der Zeitschrift "Vice", der Satirezeitschrift "Titanic" und des Online-Magazins "Krautreporter".

Den Brief, der nach Eingang der ersten 600 Unterschriften als offene Petition weitergeführt wurde, haben indes bislang um die 8.000 Personen unterschrieben.