Denkmal-Liebe

Monumente, an die man gerne denkt

Blumen am Alan Turing Memorial in Manchester
Foto: Joseph Reddington, CC

Blumen am Alan Turing Memorial in Manchester

Im Zuge der Anti-Rassismus-Proteste wurden mehrere unrühmliche Denkmäler von ihren Sockeln gerissen. Auf Twitter teilen Menschen nun beliebte Beispiele von Erinnerungskultur

2020 überschlugen sich die Nachrichten rund um Anti-Rassismus-Proteste im Zusammenhang mit der "Black Lives Matter"-Bewegung. Kurz nachdem George Floyd durch gewalttätiges Polizeiwirken zu Tode kam, löste dieser rassistisch motivierte Wiederholungsfall eine Kette von Protestaktionen und Entsorgungen unliebsamer Momumente aus. Es begann mit dem Sturz der Statue von Edward Colston - einem Sklavenhändler, dem 1895 im Herzen der englischen Stadt Bristol ein Denkmal gewidmet wurde. Von da an setzte sich die Serie bemalter, ertränkter oder vorher niedergebrannter Statuen zumeist älterer, weißer Herren mit aufarbeitungswürdiger Vergangenheit fort: Christoph Kolumbus musste das Feld in Richmond in den USA räumen und die vermeintlich reine Weste des Kriegsreporters Indro Montanelli hat in Mailand Flecken bekommen. Der Formel-1-Superstar Lewis Hamilton rief Regierungen und die Öffentlichkeit sogar dazu auf, weitere Denkmäler mit Problematisierungspotenzial zu stürzen.

Auf der sozialen Plattform Twitter löste ein Posting nun eine Serie von Reaktionen aus, die belegen, dass es auch anders geht: Der Historiker James Barr bat seine Follower, Statuen zu nennen, die ihre Umgebung tatsächlich bereichern.


Und die Vorschläge sind so vielseitig, unterhaltsam, lehrreich und ermutigend, wie man es von einer solidarischen Internet-Community nur erwarten kann. Da ist beispielsweise die Journalistin Kate Bottley, die auf die "Women of Steel" aufmerksam macht - einem Denkmal, das seit 2016 an die in der Stahlindustrie Sheffields arbeitenden Frauen während des Ersten und Zweiten Weltkrieges erinnert.


Oder es folgt ein Vorschlag des Abgeordneten des Europäischen Parlaments Seb Dance, der auf eines der zahlreichen Monumente Alan Turings (hier in Manchester) verweist. Auf Twitter erzählt er, dass er sich als Student manchmal heimlich Rat von der Statue einholte. Sowohl das britische "Labour Party"-Mitglied als auch das mathematische Genie mussten sich wegen ihrer sexuellen Orientierung schon haltlose Vorwürfe machen lassen, Turings dramatischer Tod steht möglicherweise sogar in Zusammenhang damit. Heute gilt Alan Turing jedoch vor allem als Wegbereiter moderner Computersysteme und wird weltweit verehrt.


Doch die vorgeschlagenen Skulpturen müssen nicht immer reale Personen würdigen wie im Falle Turings oder einer homogenen Gruppe von Menschen gewidmet sein wie im Fall der Stahlfrauen Sheffields. Auch fiktive Persönlichkeiten üben teilweise einen enormen Einfluss auf Sozialisation, transportieren kulturelles Wissen oder haben zumindest immer eine nicht zu vernachlässigende Lebensweisheit parat. So widmete die Heimatstadt von Charles Schultz dem Erfinder der "Peanuts"-Kultfiguren sogar einen kleinen Skulpturengarten. In St. Paul, Minnesota, erinnern Snoopy & Co. in Spielplatzambiente daran, dass man "jedes Mal gewinnt, wenn man einer Situation etwas Lustiges abringen konnte", wie es in einem Zitat des berühmtesten Beagles der Welt heißt.