"Jeder ist willkommen!" und "Wer Künstler werden will, meldet sich!" steht auf dem Plakat des Theaters von Oklahoma, das Karl, der Held aus Franz Kafkas Romanfragment "Amerika", liest. Karl reist sofort hin und kommt in ein Stadion, wo Arbeitssuchende sich an unzähligen Tischen peinlichen Befragungen unterziehen müssen.
Martin Kippenberger hat in seiner monumentalen Installation "The Happy End Of Franz Kafka's 'Amerika'" die absurde Bewerbungssituation in seine Gegenwart des Jahres 1994 übersetzt. Zahlreiche Ensembles von Tischen und Stühlen sind auf einem Fußballfeld arrangiert, als wäre ein riesige Speeddating vorbereitet worden, bei dem es weniger um Liebe geht als um Macht, soziale Asymmetrien, eine Gesellschaft im Darstellungs- und Karriererausch.
Kurator Udo Kittelmann hat das nur selten ausgestellte Meisterwerk Kippenbergers in der Fondazione Prada in Mailand überraschend kontextualisiert. Durchgehend wurde vor der Schließung des Hauses wegen der Corona-Pandemie Orson Welles' Filmklassiker "Der Prozess" gezeigt, der auf dem gleichnamigen Kafka-Roman basiert. Und in einem dritten Teil dieses komplexen Ausstellungsessays kann man auf aufblasbaren Plastiksesseln liegen und einen Klassiker des Krautrocks hören, nämlich das Konzeptalbum zu Kafkas Roman "Das Schloß" von Tangerine Dream.
Dreimal K also in der wunderschön labyrinthischen Fondazione - die ironischerweise schon bald nach der Eröffnung das Publikum aussperren musste. Mailand wandelte sich in eine kafkaeske Geisterstadt - wegen einer Pandemie mit dem Anfangsbuchstaben C.