I'm through with love, ich bin durch mit der Liebe, singt Marilyn Monroe in einer berühmten, ziemlich queeren amerikanischen Filmkomödie. Der Frau mit dem Künstlernamen Annette Hollywood scheint es ähnlich zu gehen. Aus ihrer Soloschau in der jungen, im September 2012 eröffneten Galerie Thore Krietemeyer ist das Wort „Liebe“ radikal ausradiert. Genauer: es findet ein Austausch statt, etwa so, wie Tony Curtis und Jack Lemmon in „Some Like it Hot“ plötzlich Röcke statt Hosen tragen.
Da die galeristische Wortverwechslungskomödie nicht nur ihre optischen, sondern auch akustischen Aspekte hat, muss man 50 Cent in den Münzschlitz einer Musicbox stecken. Dann zum Beispiel die „S-8“ drücken und den ersten Takten eines alten Barbra-Streisand-Songs lauschen. Barbra Streisand? Nein, eine andere weibliche Stimme erklingt, dazu ein leicht veränderter Text: „I am a woman in art / and I'll do anything / to get you into my world /and hold you within…”
Seit langem sammelt die Berliner Künstlerin Annette Hollywood Lovesongs und ersetzt das Wort „Liebe“ darin durch „Kunst“. Und weil sie gern und gut Karaoke singt, hat sie diverse Titel – darunter „I Feel Art“, „Stop! In The Name of Art“ oder „Let Your Art Flow“ – aufgenommen und auf Schallplatten gepresst. Neben der randvollen Jukebox zeigt die Künstlerin in der Galerie eine Reihe von Single-Covern, zu denen jeweils eine neu eingesungenen Vinylplatte gehört.
Zum Fake gehört das Publikum, das sich auf Verdrehung und Verfälschung einlässt – und schließlich geneigt ist zu glauben, die Sache sei schon immer so gewesen. Und überhaupt: passt die barocke Himmelfahrtsszene, die auf einem Frankie-Goes-To-Hollywood-Cover prangt, nicht ideal zu einer Single mit dem neuen Titel „The Power of Art“? Nicht nur Tina Turner würde fragen: What´s Love got to do with it?!
Im Galerieflur sind Songtexte ausgedruckt. Damit man schöne Sätze nachlesen kann wie: „You need more / Than the Gerhard Richter hanging on your wall“. Der Satz ist buchstabengetreu abgeschrieben. Die Pet Shop Boys haben das 2009 tatsächlich gesungen. In der Hollywoodversion heißt der Song “Art Etc.”
Wie von selbst ergeben sich durch den Twist von „Love“ zu „Art“ („beides inflationär benutzte Begriffe, denen ich misstraue“, sagt Hollywood) ironische Kommentare zum Kunstbetrieb und speziell zur Situation von Künstlerinnen. „Justify My Art“ steht auf einem retuschierten Madonna-Cover. Legitimationsdruck. Ellenbogen. Männer, die immer noch den Markt beherrschen. Frauen in der Kunst könnten ein Lied davon singen. Annette Hollywood tut es einfach.
Annette Hollywood „The Art Song Collection", Galerie Thore Krietemeyer, Berlin, bis 15. Juni
Da die galeristische Wortverwechslungskomödie nicht nur ihre optischen, sondern auch akustischen Aspekte hat, muss man 50 Cent in den Münzschlitz einer Musicbox stecken. Dann zum Beispiel die „S-8“ drücken und den ersten Takten eines alten Barbra-Streisand-Songs lauschen. Barbra Streisand? Nein, eine andere weibliche Stimme erklingt, dazu ein leicht veränderter Text: „I am a woman in art / and I'll do anything / to get you into my world /and hold you within…”
Seit langem sammelt die Berliner Künstlerin Annette Hollywood Lovesongs und ersetzt das Wort „Liebe“ darin durch „Kunst“. Und weil sie gern und gut Karaoke singt, hat sie diverse Titel – darunter „I Feel Art“, „Stop! In The Name of Art“ oder „Let Your Art Flow“ – aufgenommen und auf Schallplatten gepresst. Neben der randvollen Jukebox zeigt die Künstlerin in der Galerie eine Reihe von Single-Covern, zu denen jeweils eine neu eingesungenen Vinylplatte gehört.
Zum Fake gehört das Publikum, das sich auf Verdrehung und Verfälschung einlässt – und schließlich geneigt ist zu glauben, die Sache sei schon immer so gewesen. Und überhaupt: passt die barocke Himmelfahrtsszene, die auf einem Frankie-Goes-To-Hollywood-Cover prangt, nicht ideal zu einer Single mit dem neuen Titel „The Power of Art“? Nicht nur Tina Turner würde fragen: What´s Love got to do with it?!
Im Galerieflur sind Songtexte ausgedruckt. Damit man schöne Sätze nachlesen kann wie: „You need more / Than the Gerhard Richter hanging on your wall“. Der Satz ist buchstabengetreu abgeschrieben. Die Pet Shop Boys haben das 2009 tatsächlich gesungen. In der Hollywoodversion heißt der Song “Art Etc.”
Wie von selbst ergeben sich durch den Twist von „Love“ zu „Art“ („beides inflationär benutzte Begriffe, denen ich misstraue“, sagt Hollywood) ironische Kommentare zum Kunstbetrieb und speziell zur Situation von Künstlerinnen. „Justify My Art“ steht auf einem retuschierten Madonna-Cover. Legitimationsdruck. Ellenbogen. Männer, die immer noch den Markt beherrschen. Frauen in der Kunst könnten ein Lied davon singen. Annette Hollywood tut es einfach.
Annette Hollywood „The Art Song Collection", Galerie Thore Krietemeyer, Berlin, bis 15. Juni