"The Killing of Muhammad al-Arab"

Forensic Architecture veröffentlicht Recherche zu erschossenem Flüchtling

Die griechische Regierung dementiert vehement, auf Flüchtlinge an der EU-Außengrenze geschossen zu haben. Das Künstlerkollektiv Forensic Architecture widerspricht in einem Video 

In einem neuen Rechercheprojekt hat das britische Künstler-Recherche-Kollektiv Forensic Architecture den Tod eines 22-jährigen Mannes aus Syrien an der griechisch-türkischen Grenze untersucht. In "The Killing of Muhammad al-Arab" geht das Kollektiv Meldungen aus sozialen Medien nach, nach denen ein syrischer Flüchtling von griechischen Grenzbeamten erschossen wurde. Die griechische Regierung dementiert dies und sprach von Fake News

Für das Video, das auf der Plattform Vimeo hochgeladen wurde, werteten Mitglieder von Forensic Architecture Zeugenaussagen und Videomaterial aus dem EU-Grenzgebiet am Fluss Evros aus. Außerdem analysierten sie Metadaten von Fotos und Filmaufnahmen und glichen die gezeigte Szenerie mit Satellitenbildern und Karten vom Ort des Geschehens nahe der Stadt İpsala ab. 

Berichte über Schüsse mit scharfer Munition

Das Video kommt zu dem Schluss, dass Muhammad al-Arab aus Aleppo am 2. März von einem Gummigeschoss getroffen wurde, das von griechischen Grenzwachen abgefeuert wurde. Er hatte mit einer Gruppe versucht, den Zaun zum EU-Gebiet zu überwinden. Al-Arab wurde so schwer verletzt, dass er in einem türkischen Krankenhaus starb. Seit Tagen harren Tausende Menschen an der EU-Außengrenze zwischen der Türkei und Griechenland aus, die auf eine Grenzöffnung hoffen. Griechische Sicherheitskräfte setzten wiederholt Blendgranaten und Tränengas gegen Migranten ein, die versuchten, ins Land zu gelangen. Immer wieder gibt es auch Berichte über Schüsse mit scharfer Munition.

Das Kollektiv Forensic Architecture unter der Leitung von Eyal Weizman hat sich zur Aufgabe gemacht, anhand visueller und auditiver Datenanalyse  Menschenrechtsverletzungen und die Rolle staatlicher Akteure aufzuklären. Ihre Video-Arbeiten, die für den Turner-Preis 2018 nominiert waren, thematisieren unter anderem den NSU-Mord an Halit Yozgat in Kassel, exzessive Gewalt der israelischen Armee gegen Palästinenser, Giftgasangriffe in Syrien und unterlassene Hilfeleistung von EU-Staaten gegenüber schiffbrüchigen Flüchtlingen im Mittelmeer.