Skandinavien ist weltweit bekannt für sein funktionales und ästhetisches Design. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhundert entwickelte sich dieses Gestaltungsprinzip, das die Bedürfnisse der Menschen in den Vordergrund stellt und alltägliche Objekte in Form und Funktion vereinfacht und dabei trotz reduzierter Farben und klarer Formen ansprechend wirkt. Heute finden sich Klassiker wie der Paimio-Sessel des Architekten Alvar Aalto aus dem Jahr 1931 oder die Pendelleuchte PH von Poul Henningsen, die bereits 1926 entstand, auf der ganzen Welt. Dass aber noch immer tolle Designobjekte im Norden entstehen, die Aufmerksamkeit verdienen, beweist das Projekt "Swedish Design Museum".
Was als virtuelle Ausstellung im Internet begann, ist mittlerweile zum vermutlich kleinsten physischen Museum der Welt herangewachsen: dem "Swedish Design Museum To Go", einem Rucksack, gefüllt mit sechs bis neun Designobjekten aus Schweden, der zudem durchdachte Reisetipps mitliefert, die man mit dem Museum auf dem Rücken besuchen sollte.
Ein Rucksack für jede Himmelsrichtung
Entstanden sind vier Versionen, die vier Teile Schwedens repräsentieren. So kommt der Ost-Rucksack aus Stockholm unter anderem mit einem Handtuch, um ein Bad im Hellasgården zu nehmen und einem Lautsprecher von Audio Pro für einen gemütlichen Nachmittag im botanischen Garten der Stadt daher. In der Nord-Version aus Umeå befindet sich beispielsweise eine Brosche der Schmuckdesignerin Erica Huuva, ein T-Shirt von T-Post, dem ersten tragbaren Magazin mit aufgedruckten Artikeln, und ein Sitzkissen von Woolpower.
Für das Sightseeing im südlich gelegenen Malmö haben die Kuratoren unter anderem Hövding, den unsichtbaren Airbag-Fahrradhelm, und einen Kaffeebecher von Designerin Signe Persson-Melin eingepackt, und im westlichen Göteborg kann man sich ein Memoryspiel von Daniel Thorell, Icebug Schuhe und Kopfhörer von Jays ausleihen.
Kuratiert wurde der Ost-Rucksack von den Schwestern Helin Honung und Dimen Abdulla, einer Modelagentin und einer Dramatikerin, die aus Stockholm stammen. Für Umeå war Linnéa Therese Dimitriou, eine freischaffende Künstlerin, verantwortlich. Das Duo Nina und Johan Kauppi, die gemeinsam das Designstudio Kauppi & Kauppi betreiben, kuratierte die Süd-Version, und Bloggerin und Wohnexpertin Frida Ramstedt hat die Sightseeing-Tipps und Designstücke für das westliche Göteborg zusammengetragen.
Verleih bis September befristet
"Das ganze Land dient als Galerie" heißt es im Video zum Rucksack-Museum, das Besucherinnen und Besuchern samt Inhalt rund eine Woche während eines Schweden-Aufenthalts gratis zur Verfügung steht und auf der Website des Museums vorbestellt werden kann. Zunächst ist der Verleih bis September befristet, ab Anfang März werden die ersten Termine vergeben. Designfans soll durch das "Museum To Go" die Möglichkeit gegebenen werden, sich intensiv mit den Produkten auseinanderzusetzen. "Schwedisches Design ist dazu da, um benutzt zu werden – und nicht, um es hinter Glas zu sperren", so Jennie Skogsborn Missuna, Chief Experience Officer bei Visit Sweden. "Deswegen ist das Swedish Design Museum kein typisches Museum: Die Ausstellung ist vielmehr ein persönlicher Reiseführer, der sowohl schwedische Designobjekte als auch dazu passende Ausflugsziele vorstellt. Die Erlebnisse sind speziell für Besucher ausgewählt, die sich für Design interessieren."
Zuvor war im "Swedish Design Museum" die virtuelle Ausstellung "Home Viewing Exhibition" zu sehen, die zum Verkauf stehende Wohnungen und Häuser zeigte und einen Einblick in die Wohnkultur Schwedens bot. Die erste der drei bisher kuratierten Schauen, "Live from Sweden", stellte schwedische Produkte anhand von Videos im alltäglichen Leben vor.