Im Kinostudio Lenfim in St. Petersburg sei nach einem Einsatz der Beamten der Strom abgestellt worden, teilte die Musikerin Nadeschda Tolokonnikowa am Montag mit. Der Vorwurf laute, das Video sei illegal, weil es Homosexualität propagiere und extremistisch sei, schrieb die 30-Jährige im Kurznachrichtendienst Twitter. Der Punksong handele vom Widerstand gegen die Machthaber in Russland und gegen Polizeigewalt.
Am Abend schrieb die Musikerin bei Twitter, die Beamten hätten bei einem Fotoshooting 13 Menschen festgenommen. Auch sie sei in Polizeigewahrsam gekommen. Der Agentur Interfax zufolge bestätigte die Polizei den Einsatz zunächst nicht.
Die Punkband veröffentlichte zuvor ein Video von dem Polizeieinsatz und kritisierte, dass es in Russland an Kunst- und Redefreiheit fehle. Trotzdem will Pussy Riot das Video noch drehen. "Wir sammeln nun Geld für neue Dreharbeiten – und ich bin überzeugt, dass wir das zusammenbekommen", teilte die Künstlerin mit.
Nach Darstellung von Tolokonnikowa hatte die Polizei schon vorab versucht, bei der Lenfilm-Leitung eine Absage der Dreharbeiten zu erreichen. Das chronisch klamme Studio habe aber erklärt, dass der Vertrag mit den Künstlern unterzeichnet und die Miete bezahlt sei. "In dem Clip sollte auch die Polizei vorkommen – statt der Kinodarsteller kam eine echte Einheit", sagte sie. Tolokonnikowa meinte, dass die Arbeit von drei Monaten zerstört sei.
Tolokonnikowa, die wegen einer Protestaktion gegen Putin in einer Kirche schon im Straflager saß, gilt als Frontfrau der oft mit bunten Strumpfmasken auftretenden feministischen Punkband Pussy Riot. Die Band gibt international Konzerte und sorgt immer wieder mit radikaler Videokunst für Aufsehen. Auch in den USA, wo Tolokonnikowa ein Video gegen Rassismus und Sexismus unter US-Präsident Donald Trump drehte, ist die Frauengruppe bekannt - sowie aus der Serie "House of Cards".