Auf den ersten Blick haben die Bilder so gar nichts goldenes: In einem riesigen schlammigen Krater tummeln sich unzählige Gestalten. Man muss genau hinschauen, um zu erkennen, wo der eine Körper aufhört und der nächste anfängt. Die Arbeiter auf den matten Schwarz-Weiß-Aufnahmen sind schlammverschmiert und klettern in schwindelerregender Höhe mit Säcken auf dem Rücken einfache Leitern hinauf. Alle suchen sie dasselbe: Gold.
Die gleichnamige Serie des brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado von 1986 gehört inzwischen zu den bekanntesten Bildern der jüngeren Foto-Geschichte. Die Körperlandschaften in der Goldmine von Serra Pelada im Nordosten Brasiliens erinnern an Historiengemälde, dabei besteht Salgado darauf, nicht in den Ablauf des Geschehens eingegriffen zu haben. "Als ich am Rande dieses riesigen Lochs ankam, standen mir die Haare zu Berge. Ich hatte noch nie eine solche Situation erlebt. In Bruchteilen von Sekunden sah ich die Geschichte der Menschheit vor mir – der Bau der Pyramiden, der Turm zu Babel, die Minen des Königs Salomon. Nicht eine einzige Maschine war zu hören. Alles, was man vernahm, war das Gemurmel von 50.000 Menschen in einem großen Loch ...", sagt der Fotograf über sein Projekt.
Die Fotos sind ab Freitag, 7. Februar, in Köln in der Galerie Bene Taschen zu sehen. Salgado wurde in seiner Karriere oft vorgeworfen, das Leid anderer Menschen zu ästhetisieren und zu verklären. Der Fotograf betont jedoch stets, dass es ihm um die Würde seiner Protagonisten und die Visualisierung von zentralen Fragen der Menschheit geht. Nur wer sehe, was auf der Welt passiert, könne Empathie empfinden und etwas verändern. In den vergangenen Jahren hat sich Sebastião Salgado vor allem der Wiederaufforstung von Regenwald rund um sein Naturschutzzentrum "Instituto Terra" gewidmet. Im vergangenen Jahr erhielt Salgado für sein Engagement für soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Die Goldmine Serra Pelada ist inzwischen übrigens stillgelegt und zu einem - ziemlich verschmutzten - See geflutet worden.