Versprecher oder Absicht? Gleich zwölf Mal ist Romans Polanskis "J'accuse" für den begehrten französischen César-Filmpreis nominiert worden. Als Komikerin Florence Foresti am Mittwoch die Normierungen für Bestes adaptiertes Drehbuch vorlas, sagte sie "Roman Polanski pour 'Je suis accusé'", was im Deutschen so viel heißt wie: "Roman Polanski für 'Ich bin beschuldigt'." Foresti korrigierte sich schnell - der Versprecher, der möglicherweise gar keiner war, schlug jedoch große Wellen.
Denn Mitte November war es bei einer Premiere des Polanski-Films in Paris zu Protesten gekommen. Nach neuen Vergewaltigungsvorwürfen gegen den polnisch-französischen Regisseur blockierten mehrere Frauen den Zugang zu einem Kino. Die Fotografin und Schauspielerin Valentine Monnier hatte Polanski in einem Medienbericht beschuldigt, sie 1975 vergewaltigt zu haben. Polanskis Anwalt wies das zurück.
Polanskis Film handelt von dem Offizier Alfred Dreyfus, der 1894 in Paris zu Unrecht wegen angeblichen Landesverrats verurteilt wurde. Die Dreyfus-Affäre war einer der größten Justizirrtümer Frankreichs.
Die Nominierung des Films hat in Frankreich unter anderem im Netz heftige Reaktionen ausgelöst. Der Präsident der Académie des César Alain Terzian, betonte, dass die Césars kein Gremium seien, das moralische Positionen einnehmen sollte. In Frankreich hatte es in den vergangenen Wochen immer wieder Missbrauchsvorwürfe gegen verschiedene Künstler gegeben - eine neue MeToo-Debatte wurde angestoßen.
"J'accuse" steht in diesem Jahr an der Spitze der Nominierungen und ist in wichtigen Kategorien wie "Bester Film", "Bester Regisseur" und "Bester Schauspieler" für Jean Dujardin nominiert. Die César-Zeremonie findet am 28. Februar statt. Mit jeweils elf Nominierungen gehen Ladj Lys "Les Misérables" und Nicolas Bedos "La Belle Epoque" ins Rennen.