Kann man traditionelle Holzmasken und Stoffe von ethnologischen Reisen durch Afrika überhaupt noch ausstellen, ohne – gelinde gesagt – kopfüber im Fettnäpfchen zu landen? Das Museum Rietberg beweist: Ja, absolut. Und setzt mit der Einbeziehung zeitgenössischer Positionen aus dem Kongo ein Zeichen.
Es kommen 14 Künstlerinnen und Künstler aus dem Land oder der Diaspora zusammen, deren Arbeiten sich mit dem Kongo als Projektionsfläche, seinem kolonialen Erbe und den resultierenden andauernden Spannungen auseinandersetzen. Dahinter steckt der kluge Umgang mit dem Ausgangspunkt der Ausstellung: dem "Archiv" des deutschen Kunstethnologen Hans Himmelheber, das mit über 750 Objekten, dem gesamten schriftlichen Nachlass und rund 15 000 Fotografien in den Besitz des Museums überging. Darin sind zahlreiche Informationen zum Kontext und zur Praxis der kongolesischen Künstler enthalten, die nicht nur aus ethnologischer Sicht äußerst wertvoll sind, sondern auch Provenienzfragen klären.
Dennoch steht jedes einzelne Objekt im Kontext seiner prekären Geschichte: Der Kongo, den Himmelheber 1938/39 für seine Forschungs- und Sammelzwecke bereiste, war eine belgische Kolonie. Der zeitgenössische Blick auf die Objekte kommt daher bewusst aus nicht westlicher Richtung. In drei Kapiteln treffen unterschiedliche Fiktionen eines Kongo aufeinander und werden in Dialog gebracht. Bei "Design und Eleganz" geht es um die Textilkunst der Kuba-Gruppen, aber auch um den extravaganten Street Style der Sapeurs Kinshasas, die Yves Sambu porträtiert und die Fiona Bobo auch in der Diaspora aufgespürt hat. In der Ausstellung gibt es keine Gegenwart ohne Vergangenheit – keine Vergangenheit ohne Gegenwart.
Und so entstehen zwischen Geschichte und Gegenwart nicht nur neue Kunstwelten, sondern auch eine zeitgemäße Ausstellungspraxis.