1931 in National City, Südkalifornien, geboren, begann Baldessari als Kunstlehrer und weitgehend erfolgloser Maler. 1970 verbrannte er in seinem heute berühmten "Cremation Project" einen Gutteil seiner Arbeit, wandte sich Videokunst, Fotografie und Performances zu. Seine frühen Bild-Text-Kombinationen gelten als entscheidender Anstoß für die Konzeptkunst, seine Fotokompositionen von Anfang der 80er-Jahre als bestimmend für die Appropriation-Art.
Als Dozent am California Institute of the Arts (CalArts), wo er 1970 den Lehrstuhl für "Post-Studio-Art" gründete, prägte er eine ganze Generation von Künstlern. Unter ihnen finden sich David Salle, Jack Goldstein, Matt Mullican, James Welling, Mike Kelley, Christopher Williams und viele mehr.
Mit Autoritäten und Herrschaftssymbolen war der Kalifornier, der seit fast 50 Jahren in Venice Beach lebte, meist wenig zimperlich umgegangen: Sol LeWitts Thesen zur Konzeptkunst leierte er in einem Video als hohle Liturgie hinunter, er übermalte Porträts mit Farbflächen, fotografierte ausgewählt Langweiliges, veralberte die Kunst immer dort, wo sie sich selbst lächerlich zu machen drohte.
"Ich bilde ab, was paradox ist"
Ein künstlerisches Leitbild für ihn sei Henri Matisse. Die Werke des französischen Malers sähen leicht aus, seien aber schwer zu machen, sagte Baldessari einmal. So betrachte er auch seine Kunst. Dass seine Werke dabei oft spaßig wirkten, sei kein Programm. Er mache keine Kunst um des Witzes oder der Ironie Willen. "Ich bilde ab, was in der Realität paradox ist." Dabei sei seine Kunst oft auch eine Reaktion auf die Kunst anderer Künstler.
Baldessaris Werke waren unter anderem auf der Documenta 5 und 7 in Kassel (1972 und 1982), der Whitney Biennale in New York (1983) und der Biennale in Venedig (1997) zu sehen. Für das Frankfurter Städel-Museum hatte der Künstler 2015 insgesamt 16 großformatige Collagen geschaffen, die sich auf Bilder aus der Sammlung bezogen. Eine der letzten großen Ausstellungen zu seinen Lebzeiten fand vor zwei Jahren im Museo Jumex im Mexiko-Stadt statt, für die Spielzeit 2017/2018 schuf er ein riesiges Wandbild für die Staatsoper in Wien.
Der Künstler wurde während seiner langen Karriere mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem bekam er den Goldenen Löwen der Venedig-Biennale für sein Lebenswerk und 2012 den renommierten Goslaer Kaiserring. Die Jury würdigte ihn damals als einen der einflussreichsten Künstler der Gegenwart, der aus Bestehendem etwas völlig Neues schaffe. Den Begriff des Konzeptkünstlers, der im Zusammenhang mit seiner Arbeit immer wieder gebraucht wird, mochte Baldessari nicht besonders. Er betonte immer wieder, er sei einfach "ein Künstler".
Die kurze Dokumentation "A Brief History Of John Baldessari", vom Los Angeles County Museum of Art (LACMA) in Auftrag gegeben, fasste 2012 das Leben des Künstlers zusammen: Sie konzentriert sich in knapp sechs Minuten auf die Fakten - und hat deshalb noch genug Raum für Komik. Die raue Stimme aus dem Off gehört dem Musiker Tom Waits: