Prinzessin Leia lebt. Und auch in der neunten Episode der "Star Wars"-Reihe wird sie von Carrie Fisher gespielt. Zwar starb die Schauspielerin, die mit dem ersten "Krieg der Sterne"- Film 1977 berühmt wurde, im Dezember 2016. Doch waren ihre Szenen für Episode VIII bereits abgedreht und es gab sogar genügend Material, um Fisher als Leia nun auch in die Episode IX einbauen zu können. Es ist so oder so ein Finale der toten Helden, die überraschend ein Wörtchen mitzureden haben, und der Wiederauferstehungen.
Bereits von Disney durchgestochen und daher kein Spoiler mehr: Der Imperator ist zurück. Eigentlich war er nie weg, denn gleich am Anfang erfahren wir mit Kylo Ren (charismatisch wie immer: Adam Driver), dass Oberschurke Palpatine schon immer die Fäden gezogen hat, um Leias abtrünnigen Sohn Kylo an die dunkle Seite der Macht zu fesseln und Rey, die Lichtgestalt der dritten Trilogie, von der guten, der Jedi-Seite, abzuwerben.
Man könnte jetzt fragen: Wie konnte sich der dank Darth Vaders finaler Besinnung in Episode VI (1983) atomisierte Imperator wieder materialisieren? Aber in der Märchenwelt der Sternenkrieger – der Science-Fiction-Experte Dietmar Dath schiebt das Epos in die Nebengattung der "Science Fantasy" – ist eben alles möglich. Überdies verzeiht man für das Wiedersehen mit Ian McDiarmid jede Plot-Unwahrscheinlichkeit. Der britische Schauspieler war bereits 1983 als Imperator dabei, wurde in den 90ern sogar nachträglich in "Das Imperium schlägt zurück" (1980) digital eingebaut und spielte in George Lucas Prequel-Trilogie (1999-2005) den vermeintlich seriösen Senator Palpatine und sein Alter ego Darth Sidious, der die Republik zertrümmerte.
Wer ist "Skywalker"?
Der Kampf der Guten gegen die Bösen. Ein Sith-Lord gegen eine Jedi-Ritterin. Alles wie gehabt, nur dass die Rebellen nicht wie einst gegen das "Imperium", sondern die Militärjunta der "First Order" antreten. Deren Planetenzerstörer sehen nicht nur genauso aus wie in der Sequel- und Prequel-Trilogie, ihre Zerstörungskraft wird natürlich noch State-of-the-Art-effektvoller demonstriert. Neben den gewohnten Weltraumschlachten, Verfolgungsjagden, Lichtschwertduellen und dem "Star Wars"-typischen Planeten-Hopping beantwortet "Der Aufstieg Skywalkers" die bisher offen gebliebenen Fragen.
Gleich aus dem Titel ergibt sich eine solche: Wer ist "Skywalker"? Ist Kylo Ren alias Ben Solo damit gemeint? Wenn ja, steigt Kylo am Ende auf den Schurkenthron oder befriedet er als zum Guten gewendeter Skywalker die Galaxie? Ist Rey (Daisy Ridley) eine Skywalker? Bisher gilt sie als Waise, die nicht mit anderern Figuren der Saga verwandt sein soll. Aber schon die Flashbacks in Reys Trauma, den Eltern entrissen zu werden, deuteten in Episode VII an: Da könnte noch ein Familiengeheimnis zu lüften sein.
Worauf Rey freilich immer bauen kann, das ist ihre Wahlfamilie, zu der neben den Androiden C3PO, R2D2 und BB-8, sowie dem pelzigen Chewbacca vor allem Finn (John Boyega) und Poe Dameron (Oscar Isaac) zählen. Obwohl sie Hauptfiguren sind, sind weder Finn noch Poe an entscheidende Wendungen der Story gebunden. Sie laufen und kämpfen "so mit". Im neuen Sternenkrieg hat auch keine Liebesgeschichte Platz, derart rasant werden die Helden kreuz und quer durch die Galaxie gehetzt.
Konstruktion mit zum x-ten Mal recycelten Bauteilen
Es gibt aber Ansätze zur Verpartnerung sowohl für Finn als auch für Poe. Dass sich die möglichen Paare aber schließlich nicht finden (Lupita Nyong’o und Keri Russell in entsprechenden Nebenrollen), sorgt für emotionalen Suspense. Emotion ist in "Star Wars" ohnehin alles. Statt Funkverkehr steht man – insbesondere Rey und Kylo, das in Hassliebe verbundene Paar – gefühlsmäßig in fast ständigem Kontakt. Die für "Star Wars" typische Parallelmontage zwischen himmelweit entfernten Orten findet in Episode IX ihre maximale Steigerung. In einer Szene befinden sich Kylo und Rey gleichzeitig auf einem verschneiten Planeten und einem Sternzerstörer. Für eine Einstellung mit Daisy Ridley wurde ein doppeltes Set gebaut, das Kulissenteile von beiden Orten integriert.
Für ein Trilogien-Finale, in dem lose Fäden endlich verknüpft, in dem zentrale Charaktere und Objekte wieder auftauchen müssen, ist das Drehbuch von Chris Terrio und J.J. Abrams (der nach den umstrittenen Rian Johnson auch wieder Regie führte) ordentlich gelungen. Aber man merkt dem "Aufstieg Skywalkers" doch die Mühen einer Konstruktion mit zum x-ten Mal recycelten Bauteilen an. Das gilt übrigens auch für die Musik des verdienten John Williams, dessen neunter Score für einen "Star Wars"-Film nicht sein einfallsreichster ist.
Wenn Rey und Kylo sich auf einer von Meereswellen umtosten Plattform die Lichtschwerter um die Ohren hauen, denkt man ein bisschen an die Sage um den Fliegenden Holländer, der nicht sterben kann, der ohne Erlösung weitersegeln muss bis in die Ewigkeit. Eine vierte "Star Wars"-Trilogie ist bereits in Planung. Ob die Skywalkers, Solos und Palpatines nun erschöpft sind oder tot: Sie werden weiter ihre Kreise ziehen müssen durch den Hyperraum.