Für diese Installation hat Henrike Naumann Gemälde ihres Großvaters Karl Heinz Jakob, zu DDR-Zeiten ein prominenter Maler, in einen Schrank gestellt, wie er in der Nachwendezeit in Ostdeutschland modern war. "Ich wollte erproben, inwieweit meine Möbelinstallationen etwas mit der Kunsttradition der DDR zu tun haben könnten. Und ich wusste, das wird ein ästhetischer Clash. Das reizt mich mehr als alles andere", sagte die Künstlerin vor einem Jahr im Monopol-Interview, als sie diese Serie startet. Dass diese Arbeit für 25.000 Euro für die Sammlung des Düsseldorfer Kunstpalastes, wo gerade die große Ausstellung mit DDR-Malerei läuft, angekauft wurde, ist eine gute Entscheidung.
Guerrilla Girls bei den Rhineland Independent
Auf der Art Düsseldorf treten Privatsammlerinnen und -sammler aus dem Rheinland zum ersten Mal als Rhineland Independent gemeinsam auf – mit einen Riesenstand mit Arbeiten der Guerrilla Girls. Eine Ansage: Das stets anonym mit Gorilla-Masken auftretende New Yorker Aktivistinnenkollektiv weist seit Jahrzehnten auf Missstände im Kunstsystem hin. An diesem Stand müssen sich die Julia Stoschek Collection, Langen Foundation, Kai 10 Arthena Foundation und die Sammlung Philara dann auch künftig messen lassen. Die vier Kunstinitiativen wollen künftig gemeinsame Aktivitäten organisieren, etwa eine Collector's Night.
Malte Bruns und Maximilian Prüfer bei Lisa Kandlhofer
Bei Lisa Kandlhofer zeigt Karl Karner Werke mit Überraschungsei-Charakter: Seine amorphen Skulpturen kauft man in der Tonform, in der sie gebrannt wurden. Anschließend kann man sie dann selbst exkavieren, nach draußen stellen und die Witterung die Arbeit übernehmen lassen oder als konzeptuelles Mysterium unberührt lassen. Dazu gibt es ein Gemälde von Maximilian Prüfer, der berühmte Kunstwerke von eingefärbten Fliegen nachmalen lässt – passend zur Messestadt ist es eine Nachbildung von Joseph Beuys “Das Schweigen von Marcel Duchamp wird überbewertet”.
Der Boden
Im Areal Böhler, dem Austragungsort der Art Düsseldorf, lohnt es, den Blick auch nach unten zu richten: Eine hochglänzende Beschichtung (Epoxidharz?) liegt über Beton und verschiedenen Platten, Steinen und Bruchstellen der ehemaligen Industriehalle. Keine Kunst, trotzdem schön anzusehen. In einer der beiden Hallen ist dieses Panorama der zufälligen Gebrauchsspuren überdeckt von der großen Bodenarbeit "81 Steel Cardinal" von Carl Andre, die 1989 in der Düsseldorfer Galerie Konrad Fischer lag, beim Stand der Galerie Sies & Höke von einem expressionistischen Teppich von Jonathan Meese.
Der Gemeinschaftsstand von Lucas Hirsch und Damien & The Love Guru
Kinke Koois pränatale Soft-Power-Buntstiftzeichnungen sind zugleich organisch und hochgradig kultiviert und strahlen eine solche Wärme und Fülle aus, dass man in sie hineinkriechen möchte. Das Ornamentale, das in Form von reich verzierten Säbelscheiden, üppigen Samtvorhängen und perlenbesetzten Oberflächen in ihren Arbeit vorhanden ist, verbindet Kooi mit Julian-Jakob Kneer, dessen Holzskulpturen mit ihren spröden, kurvigen, diamanten- und stachelbesetzten Oberflächen für sensuelle Verwirrung sorgen. Dazu zeigen Lucas Hirsch und Damien & The Love Guru an ihrem gemeinsamen Stand Malereien, in denen Vanessa Disler die düstere libidinöse Energie des Schweizer Malers Martin Disler erforschen.
Werner Büttner bei Marlborough
Während Martin Kippenberger gerade in der Bundeskunsthalle Bonn gefeiert wird, Albert Oehlen ohnehin international geehrt und geachtet wird, ist Werner Büttner, der dritte Maler in diesem einstigen Männerbund, gerade weniger präsent. Auf der Art Düsseldorf aber hat die Londoner Marlborough Gallery gleich einen ganzen Stand mit Büttner-Bildern hingestellt. Auch wenn die Auswahl der Arbeiten von den 80ern bis in die Jetztzeit reicht, wirkt er wie aus einem Guss.
Peng Wei bei Tina Keng
Die Arbeiten der chinesischen Künstlerin Peng Wei bedienen sich klassischer Methoden der Literatenmalerei. Ihre ovalen Seidenbilder sind Gucklöcher in opulente Alltagsszenen aus einem vergangenen Jahrhundert: Hier erhascht man den Blick auf einen eleganten Schuh, dort ragt eine Kamm ins Bild, der durch lange schwarze Haare gleitet. Neben den kleinformatigen Arbeiten zeigt die taiwanische Galerie Tina Keng eine von Pengs filigranen Büsten, die durch das Eingipsen eines lebenden Modells mit hunderten Schichten Reispapier entstehen. Zu sehen sind darauf subtile Emanzipationsmotive: Den Beckenbereich ziert Justitia mit Richterschwert und Waage, auf der Brust prangt eine Frau, die ihren Pinsel wie eine Waffe erhoben hält.
Sebastião Salgado bei Bene Taschen
Die Kölner Galerie Bene Taschen zeigt den aktuellen Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels: Der 75-jährige Brasilianer Sebastião Salgado hat als Fotograf Massaker und Kriege, Elend und Ausbeutung miterlebt – und dokumentiert. Auf der Messe ist unter anderem seine unglaubliche Aufnahme des Bahnhofs Mumbais in den 90er-Jahren zu sehen. Dagegengestellt die Fotos aus dem ebenfalls wild-urbanen New York der 80er von Joseph Rodriguez.
Takuya Yamashita bei Talion
Takuya Yamashita hat ein Manga in die Messewand der japanischen Galerie Talion geritzt. Mit dem In-situ-Holzschnitt fertigt der Künstler mehrmals täglich Drucke an, die er auch in der Düsseldorfer Innenstadt aufhängen will. Abgebildet ist die von der Partnerin des Künstlers entworfene Figur “DM chan”, ein Medium der modernen Kommunikation.
Drei
Bei der Kölner Galerie Drei wird der Stoff zelebriert. Von der Decke schwebt Megan Rooneys zarte handbemalte Tuchskulptur “Cigarette burns and soft fuzzy hair”, in die ein kleiner Ventilator kontinuierlich Luft bläst. An den Wänden hängen daneben Anna Virnichs abstrakte, aus Satin, Tüll und Mantelfutter genähte Bilder und eine Skulptur von Ann Cathrin November Høibo, die Kokosseile und Steine mit neonfarbenem Tüll verwebt.