Der Alexanderplatz liegt mitten im Zentrum der Stadt und fühlt sich doch stets nach Peripherie an; nirgends ist Berlin so sehr bei sich, nirgends so sehr neben sich wie am "Alex". Der zu Ehren des russischen Zaren Alexander I. benannte Platz ist ein Ort der Paradoxe: Große, vergangene Utopien (das Freiheitsstreben der 1848er-Revolutionäre; die neusachliche Modernität der Behrens-Bauten; die Idee eines sozialistischen Platzes nach Vorbild des Roten Platzes in Moskau) treffen auf den zeitgenössischen Holzbudenzauber eines gnadenlosen Eventkalenders (er reicht vom Ostermarkt über das veganes Sommerfest bis zu internationalem Bierfestival, Oktoberfest und Weihnachtsmarkt).
Der aus Rumänien stammende Künstler Vlad Nanca hat sich als Preisträger des Stipendiums des Kunstverein Ost (Kvost) sechs Wochen lang mit dem Alexanderplatz und sozialistischen Bauten wie der Weltzeituhr auseinandergesetzt, von der eine zweite Version im Nordosten Rumäniens existiert. In seinem Foto begegnen sich Disneyworld-Burg und Weltzeituhr, Utopien des Westen und des Ostens. Eingebettet in Tannenbaumidyll, Rosenbettspießigkeit und Bierzeltseligkeit kommt zusammen, was ideologisch nie zusammengehörte. Sehen wir das Berliner Original, oder seinen rumänischen Doppelgänger? Und spielt das eine Rolle?