Die Organisatoren versichern, dass die Terminüberschneidung Zufall war: In Dessau wurde an diesem Wochenende mit großem Festakt und Kanzlerin Angela Merkel das neue Bauhaus-Museum eröffnet, in Kassel prügelte man derweil genussvoll auf Bauhaus-Plagiate ein. Es fällt schwer, da nicht zumindest flüchtig an Aggressionsabbau im unentrinnbaren Bauhaus-Jubiläumsjahr zu denken.
Zweck der Aktion war jedoch eigentlich, auf das Spannungsverhältnis von Original und Plagiat hinzuweisen, an dem sich auch die Geschichte vom Erfolg und der Erosion der Bauhaus-Ideen erzählen lässt. Die Dutzenden von Fälschungen von Wilhelm Wagenfelds ikonischer Standleuchte standen eigentlich in der Ausstellung "Bauhaus/ documenta. Vision und Marke" in der Neuen Galerie in Kassel. Zur Finissage der Schau wurden die Möchtegern-Bauhaus-Objekte jetzt öffentlich und gemeinschaftlich zertrümmert - so wie es auch in der Industrie mit Nachahmungen markenrechtlich geschützter Produkte passiert.
Da stellt sich natürlich die Frage, ob man die funktionstüchtigen Leuchten - jetzt sind sie nun mal da - nicht noch hätte sinnvoller verwenden können. Aber genau diese Frage will die provokante Aktion auch stellen. Laut der Kuratoren der Bauhaus/Documenta-Schau soll ein Dialog zu den Theman "Original und Fälschung", "Produkt und Kulturgut" sowie "Marken und Nachhaltigkeit" angezettelt werden. Ein ziemlich brachialer Gesprächsauftakt, bei dem viel zu Bruch ging.