Binge-Watching am Bauhaus
Hat das Bauhaus Sucht-Potenzial? Zumindest hoffen das die Macher der Serie "Die neue Zeit", deren erste Folgen jetzt in der Arte-Mediathek verfügbar sind. In Kooperation mit dem ZDF widmet sich Regisseur Lars Kraume den ersten rebellischen Jahren des Bauhaus in Weimar und lässt die Ideale der frisch geborenen Kunstschule auf die konservative Nachkriegsgesellschaft prallen. Im Mittelpunkt steht nicht nur Gründer und Übermeister Walter Gropius (August Diehl), sondern auch die Studentin Dörte Helm (Anna-Maria Mühe), die sich aus ihrem engstirnigen Elternhaus zur Künstlerin freikämpft. Die Handlung ähnelt dem bereits ausgestrahlten ARD-Film "Lotte am Bauhaus", die Serie verkompliziert jedoch ganz nach amerikanischem Erfolgsrezept die Erzählstruktur. Als Rahmen dient ein Interview, das eine Journalistin mit Gropius als altem Mann in Massachusetts führt. Sie wirft ihm vor, die Frauen am Bauhaus unterdrückt zu haben - was Gropius in Erklärungsnot und zum Erzählen bringt.
"Die neue Zeit", sechs Folgen, Arte-Mediathek, Folge 1 bis 3 bis 3. Dezember, Folge 3 bis 6 ab 5. September bis 12. Dezember
Mit Janis Joplin den Blues kriegen
Wenn man um ihr tragisches Ende weiß, bricht es einem fast das Herz, die Sängerin Janis Joplin (1943-1970) als strahlende, vor Energie explodierende Musikerin zu sehen. Die Dokumentation "Little Girl Blue" von Amy Berg gibt sich nicht damit zufrieden, den Star zu poträtieren, der Menschen in Ekstase singen konnte. Sie zeigt Janis Joplin als empfindsame Person, die mit der Welt überfordert war. Viel Blues im Soundtrack natürlich inklusive.
"Janis - Little Girl Blue", ARD-Mediathek, bis 5. September
Nachts im Museum
Was machen Bilder eigentlich, wenn sie allein sind? Mona Lisa hat die Schnauze voll vom immerzu lächeln und möchte von ihrem Agenten in ein anderes Gemälde versetzt werden. Aber das mit dem Lächeln, da kann sie nichts machen, ist alles vertraglich geregelt. Die amüsant absurden Minifilmchen "Bilder allein zu Haus" (viel besser der französische Titel "À Museé Vouz, À Musée Moi) erwecken zehn Meisterwerke der Kunstgeschichte zum Leben und lassen die Protagonisten über ihr Kunst-Sein reflektieren. Mit dabei: Werke von Matisse, Norman Rockwell und Grant Wood.
Bilder allein zu Haus, Arte Mediathek, bis Januar 2020
Power to the couple
Kann ein Musiker-Künstler-Paar die Welt verändern? John Lennon und Yoko Ono haben es immerhin versucht. Die Dokumentation "John und Yoko" erzählt die Geschichte hinter Lennons ikonischem Friedenshymnen-Album "Imagine". Neben der Musik und der Politik geht es aber auch um zwei Menschen, die bedingungslos aneinander geglaubt haben - und die die Öffentlichkeit vielleicht gerade deshalb mit Misstrauen beäugt hat.
"John und Yoko", Arte Mediathek, bis 2. September
James wer?
In Berlin ist der Name James Simon gerade wieder in aller Munde, weil der neue Eingangsbereich der Museumsinsel nach ihm benannt wurde. Aber wer war der jüdische Mäzen, dem das neue Museum die Nofretete zu verdanken hat? Diese Dokumentation zeichnet den Lebensweg James Simons bis zur Verfehmung durch die Nazis nach, die zum weitgehenden Vergessen seines Namens führte. Durch den neuen Prachtbau an der Museumsinsel gerät James Simon wieder in den Blick der Öffentlichkeit - und damit auch die Rolle der Nofretete-Expedition nach Amarna in der heutigen Debatte um koloniale Raubkunst.
"Der Mann, der Nofretete verschenkte - James Simon, der vergessene Mäzen", 3 Sat Mediathek, bis Juli 2020
Herzen brechen mit Xavier Dolan
Das Dreiecksdrama um den engelsschönen Nicolas (Niels Schneider) und seine beiden Bewunderer Marie (Monia Chokri) und Francis (Xavier Dolan) ist nicht frei von Kitsch. Aber die Bilder und der Soundtrack im retroromantischen "Herzensbrecher" (2019) des kanadischen Regisseurs Xavier Dolan sind betörend und die Darsteller schön wie Skulpturen. Und bei so einem opulenten Herbst auf dem Bildschirm muss auch niemand dem Sommer nachtrauern
Herzensbrecher, Arte Mediathek, bis 30. September
Kunst in der Wüste
Warum zieht es Künstler in die Wüste, den lebensfeindlichsten aller Ausstellungsräume? Wie gerade das Burning Man Festival in Nevada bewiesen hat, übt die karge heiße Landschaft eine starke Faszination auf Kreative aus. Die vierteilige Serie "Kunst in der Wüste" besucht Werke im Westen der USA, und die Menschen, die sie geschaffen haben. Der staubige Roadtrip führt unter anderem zu Michael Heizers Land-Art-Installation "Double Negative" in Nevada und zu Andrea Zittel, die in ihrer Arbeit den Alltag in der Wüste dokumentiert.
"Kunst in der Wüste", Arte Mediathek, bis 29. November
Paula und der Drang zu malen
"Frauen können keine Maler sein", ist das erste, was die Hauptdarstellerin im Film "Paula" zu hören bekommt. Wie Paula Modersohn-Becker (Carla Juri) trotzdem eine Künstlerin wird und sich gegen alle Widerstände durchsetzt, zeigt dieses Drama von Christian Schwochow. Das Motto der Malerin - mein Leben soll ein Fest sein - nimmt der Film sehr ernst und spart nicht an opulenten Bildern und Gefühlen.
"Paula - Mein Leben soll ein Fest sein", ARD-Mediathek, bis 3. September