Fragen von Repräsentation und deren Kritik waren für den US-amerikanischen Kunsthistoriker Douglas Crimp Ausgangspunkte für seine Auseinandersetzung mit Aids, der "Pictures Generation", Andy Warhol, dem Judson Dance Theater und postmoderner Kunsttheorie. Nun ist der Autor im Alter von 74 Jahren gestorben, wie die University of Rochester mitteilte, an der Crimp lehrte.
Ende der 1960er-Jahre zog es den Theoretiker nach New York, wo er zwischen 1977 und 1990 gemeinsam mit Rosalind Krauss, Annette Michelson und Jeremy Gilbert-Rolfe die Kunstzeitschrift "October" herausbrachte. Seine Ausgabe zum Thema Aids aus dem Jahr 1987 ist auf dem Gebiet der queeren Theorie nach wie vor eine wichtige Referenz für künstlerische, aktivistische und kulturwissenschaftliche Arbeiten.
"Unsere Erfahrung wird von Bildern beherrscht"
Crimp sorgte für die erste Einordnung einer Gruppe junger Künstlerinnen und Künstler, die heute jeder kennt: Cindy Sherman, Barbara Kruger, Jack Goldstein, Louise Lawler und Robert Longo. Mit dem gleichnamigen Begleittext zur Ausstellung "Pictures" hat Douglas Crimp der sogenannten "Pictures Generation" ein erstes, vielzitiertes Monument geschaffen.
Der Begriff der "Pictures Generation" wurde 2009 nachträglich durch eine Ausstellung im New Yorker Metropolitan Museum of Art etabliert. Das Charakteristische für diese Künstler war, dass sie bereits existierende Bilder zum Ausgangspunkt ihrer Kunst machten. Dies war die erste Generation von Künstlern, die in eine von Hollywood, dem Fernsehen und der Werbung beherrschte Welt hineingeboren wurde – dass Bilder ihr Hauptmaterial wurden, so wie frühere Generationen sich an der Wirklichkeit abgearbeitet hatten, schien Crimp nur schlüssig, denn für sie hatten die Medien die Wirklichkeit ersetzt.
Die Bilder und der Tanz
Im Jahr 2014 widmete die Berliner Galerie Buchholz dem Kunstkritiker Douglas Crimp die Ausstellung "Pictures, Before and After". Crimps theoretische Verbindungen von queerer Subkultur, der New Yorker Underground-Szene und dem beginnenden Intellektualismus der Kunstwelt wurden durch die künstlerischen Arbeiten der "Pictures Generation" visualisiert. Daneben zeugte die Ausstellung auch von seinem Interesse am postmodernen Tanz des Judson Dance Theaters, zu denen unter anderen Trisha Brown und Yvonne Rainer zählten.
Douglas Crimp hinterlässt eine vielfältige Sammlung aus kritischen kunsttheoretischen Texten und Ausstellungen. Er war einer der Pioniere, der Worte für eine neue Welt voller Bilder und mit der Aids-Krise für eine der größten Tragödien der jüngeren Vergangenheit fand.