Madrid (dpa) - Der Anblick tat Cecilia Giménez in der Seele weh: Bei einem Jesus-Bild in ihrer Kirche in Borja im Nordosten Spaniens bröckelte die Farbe ab. Die Rentnerin griff zu Pinsel und Farbe und überpinselte das Wandgemälde. Die Ausbesserung ging jedoch gründlich schief. Das Werk der mehr als 80-jährigen Amateur-Restauratorin hatte kaum noch etwas mit dem Original-Abbild Christi zu tun.
Der materielle Schaden hielt sich in Grenzen, denn das etwa 100 Jahre alte «Ecce Homo»-Werk war nirgends katalogisiert und galt künstlerisch nicht als besonders wertvoll. Die an Unbeholfenheit kaum zu übertreffende Pinselei geriet jedoch zu einem Schwank, an dem die Medien und Internetforen in aller Welt ihre Freude haben.
In Online-Zeitungen in Spanien und anderen Ländern waren Berichte über die missglückte Restauration am Donnerstag die am häufigsten angeklickten Artikel. «Le Monde» in Paris spottete: «Holy Shit: Die Restauration eines Christus-Gemäldes endet in einem Massaker». «The Guardian» in London fand, das Bildnis sehe jetzt nicht mehr wie Jesus aus, sondern wie ein «aufgeblasener Igel», «Spiegel Online» fühlte sich eher an ein Äffchen erinnert.
Jetzt müssen professionelle Restauratoren helfen
In dem Städtchen Borja in der Nähe von Saragossa zweifelt niemand daran, dass die Rentnerin sich mit den besten Absichten an ihr Werk gemacht hatte. Dies bestätigte auch die Stadtverwaltung. Sie überlegt allerdings, ob sie rechtliche Schritte gegen die Frau einleiten soll. «Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass sich jemand ungestraft an unserem Kunsterbe vergreifen darf», sagte der Kulturreferent Juan María Ojeda der Nachrichtenagentur Efe.
Das Jesus-Bild sei «völlig zerstört» worden. Dennoch sollten professionelle Restauratoren versuchen, das Werk noch zu retten. Allerdings zeigte Ojeda auch Mitgefühl mit der alten Dame. Sie habe ein schweres Leben und einen 60 Jahre alten, behinderten Sohn zu pflegen. Für den Ort mit seinen 5000 Einwohnern hat das Wandgemälde vor allem einen emotionalen Wert. Der Maler Elías García Martínez hatte in Borja häufig seine Ferien verbracht und das Bild dort Anfang des 20. Jahrhunderts gemalt.
Die Amateur-Restauratorin wehrte sich gegen den Vorwurf, sie habe sich heimlich an dem Bild zu schaffen gemacht. «Der Pfarrer wusste davon», sagte sie dem staatlichen Fernsehen TVE. «Außerdem haben mich die Besucher der Kirche malen gesehen.» Sie sei mit ihrem Ausbesserungswerk noch nicht fertig gewesen. Ihre Schwester Esperanza Giménez betonte: «Cecilia wollte nur etwas Farbe in die Kirche bringen.»
Spott im Internet
Teresa García, eine Enkelin des Malers, bestätigte, dass die Rentnerin in der Vergangenheit schon häufiger Hand an das Gemälde ihres Großvaters gelegt hatte, ohne dass jemand einen Einwand erhoben hätte. «Früher hatte sie nur das Gewand nachgebessert. Aber jetzt hat sie sich an den Kopf Christi gemacht und damit das Bild zerstört.»
In den sozialen Netzen im Internet wimmelte es von spöttischen Kommentaren. Die Rentnerin wurde mit dem britischen Komiker Mr. Bean verglichen, und es wurden Vorschläge unterbreitet, wie man andere Gemälde wie die «Mona Lisa» im Stil der Spanierin aus Borja «restaurieren» könnte. Bei Facebook fand sich eine Gruppe der «Señoras que restauran Cristos de Borja» (Damen, die Christus-Bilder von Borja restaurieren) zusammen. Im Kurznachrichtendienst Twitter witzelte ein Benutzer: «In der Serie 'Art Attack' lernen wir heute, wie man ein Ecce-Homo-Jesusbild malt.»
Rentnerin zerstört Jesus-Bild