Es kann schon erstaunen, wie viele zahlungskräftige Player der Luxus-Kunstwelt sich berufen fühlen, Spenden für die abgebrannte Pariser Kathedrale Notre Dame zu sammeln. Nach den Millionenzusagen der Kultur-Tycoone Henri Pinault und Bernard Arnault will sich nun auch Galerist Larry Gagosian die Spendierhosen überstreifen.
Am morgigen Sonntag eröffnet in der Pariser Gagosian-Dependance die Ausstellung "An Exhibition for Notre Dame", für die namhafte Künstler aus dem Portfolio der Galerie Werke gespendet haben. Der Erlös aus dem Verkauf der Kunst soll den Wiederaufbauarbeiten der Kathedrale zugute kommen. Für die Sammler ein doppelt gutes Gefühl - einen Gursky, Baselitz oder eine Katharina Grosse an der Wand, und gleich noch Notre Dame gerettet - bevor es überhaupt eine wirkliche Diskussion darüber gab, was das Pariser Wahrzeichen eigentlich in Zukunft sein und wie es aussehen soll.
Die Britin Rachel Whiteread hat in ihrem gespendeten Werk direkt Bezug auf das Gebäude genommen. Sie hat Postkarten von Notre Dame durchlöchert und gerahmt. Einserseits kann man die verletzten Bilder als bröckelnde Erinnerungen an etwas lesen, das nie wieder so aussehen wird wie auf den Fotos. Oder man ist ein bisschen weniger wohlwollend und sieht darin das Bestreben der Mächtigen,ihre Spuren auf dem Kulturdenkmal zu hinterlassen.