Nigeria hat die höchste Dichte an Zwillingen in der Welt, vor allem unter dem Yoruba-Stamm im Südwesten des afrikanischen Landes. Igbo-Ora wird die "Heimat der Zwillinge" genannt. Berichten zufolge soll in der nigerianischen Stadt in fast jeder Familie mindestens ein Zwillingspaar auftreten. Warum Zwillingskinder in der Region so häufig sind, weiß man nicht.
Das erstgeborene Zwillingskind wird traditionell "Taiwo" genannt, was "Den ersten Geschmack von der Welt haben" bedeutet, das zweite dann Kehinde ("Nach dem anderen"). Die Gemeinden haben kulturelle Techniken entwickelt, um mit der hohen Zwillingsrate umzugehen – von Verehrung bis Dämonisierung. In früheren Zeiten wurden Zwillinge in einigen Regionen Nigerias mit Unheil in Zusammenhang gebracht, sogar bei Geburt getötet. Heute wird die Ankunft von Zwillingskindern meistens gefeiert, viele Menschen glauben daran, dass sie Glück und Wohlstand bringen.
Bénédicte Kurzen und Sanne De Wilde haben Zwillinge aus Nigeria porträtiert. Um Exotismus und Sensationslust zu vermeiden, arbeiteten die belgischen Fotografinnen mit allerlei Mitteln ihres Mediums: mit Farbfiltern, Spiegel- und Lichteffekten, wiederkehrenden Motiven, die auf das Allgemeine im Besonderen der Porträtierten verweist. Ihre Serie "Land of Ibeji" gewann in diesem Jahr einen World Press Photo Award in der Kategorie Porträts.