Signature perfumes hüllen heute jede zweite Hotellobby ein, doch in einer Kunstausstellung erwartet man sie kaum. Umso größer der Effekt: Schon der Treppenaufgang zu Bunny Rogers’ Installation empfängt mit Duftnoten, wie sie bei Teenagern beliebt sind, die gern kompromisslose Frische oder morbide Grabeskälte am Leib tragen. Das setzt die Stimmung für eine schwarzlichtgetauchte Installation zwischen jugendlichem Party/Horror-Keller und Kuriositätenkabinett.
Links und rechts flattern Stoffbänder über dröhnendem Ventilator am Jugendzimmer-Altar, weiter hinten lehnen "Zombie Mops", angeblich untote Putzgeräte, an einem Zaun wie vom Vampirserien-Set. Am Ende des Ausstellungsraums erhebt sich ein gefrorener Eisberg, auf den die Besucher vorsichtig ihre Hände legen. Mittendrin und riesengroß ein Meerestier in fluoreszierendem Plastikkleid. Die Wasserlachen an seinen Saugnapf-Tentakeln sind frisch, so als sei er gerade eben erst aus dem Meer angespült worden. Tatsächlich hat der Mensch Riesenkalmare wie diesen bisher vornehmlich tot zu Gesicht bekommen, über ihre Lebensweise in der Tiefsee ist wenig bekannt (ähnlich also wie über die Teenagerseele, deren Habitat dem Meeresbewohner hier anheimgestellt wird). Wer etwas verweilt, kann dem Wärter beim Nachwässern bestimmter Koordinaten mit einer Gießkanne zusehen.
Solch selbst erdachte wie etablierte Rituale gehen bei Bunny Rogers Hand in Hand. Die 1990 geborene Künstlerin zelebriert die Hierarchielosigkeit, vermengt Ego- und Kunstsphäre, Wahres und Erfundenes. Das passt zur Adoleszenz, auf die Rogers hier ästhetisch zurückgreift - alles bedeutungsschwer oder riesengroßer Quatsch. Und ob der Riesenkalmar als naturwissenschaftliches Anschauungsobjekt oder als "Creepy Crawler"-Gimmick aus dem Spielzeugladen zu betrachten ist: Der faszinierte Blick bleibt erst mal derselbe.