„Der Tod ist so ein grausamer, ungerechter Abschluss", notierte Maria
Lassnig einmal in ihrem Tagebuch. Weil er „ein mühsam aufgebautes, auf
der Spitze herrlich erstrahlendes Gebäude unnotwendig zerstört". Am Dienstag ist die Künstlerin in Wien im Alter von 94 Jahren gestorben.
Bekannt wurde sie vor allem mit ihren „Körperbewusstseinsbildern“, wie sie ihre Kunst selbst bezeichnete. Sie stellt die Gefühle dar, die man bekommt, wenn man bestimmte Bewegungen ausführt – das können Verrenkungen sein, Schmerzen durch brutale Kämpfe oder einfach das Gefühl, das man beim Anwinkeln des Knies hat: ein kleiner Druck. „Es ist sicher, ich male und zeichne nicht den 'Gegenstand Körper', sondern ich male Empfindungen vom Körper“, so die Malerin.
Geboren und aufgewachsen ist Maria Lassnig in Kappel am Krappfeld, einem kleinen Dorf in Kärnten, ausgestattet mit „Nullkommajosef Selbstvertrauen“, wie sie sagte. Doch diese anfängliche Schüchternheit sah man ihr später nicht mehr an. Die Bilder derr letzten Jahren strotzen nur so vor Selbstbewusstsein: Knallige Farben und starke Konturen betonen den energischen Blick der nackten älteren Dame auf dem Motorrad.
Nach der Matura machte sie erst eine Ausbildung zur Lehrerin. Als der Schulinspektor die Porträts von Lassnig, die schon seit ihrer Kindheit „kritzelte und kratzelte“, sah, schlug er ihr vor, nach Wien an die Akademie zu fahren. Das tat sie, mit dem Fahrrad, und wurde genommen. Die Leidenschaft fürs Malen war entfacht: „Und dann hab ich gewusst: Nix is wie Malerei“, so die Künstlerin.
Trotzdem flog sie aus ihrer Malklasse, weil sie eine Mitschülerin auslachte: „Die war neidisch und angemalt im Gesicht. Hergerichtet. Da hab ich sie verspottet und sie klagte mich an bei einem Studentengericht.“ Zum Glück wurde Lassnig von einem anderen Professor wieder aufgenommen. Doch erst nach dem Krieg machte sie wertvollere Kunsterfahrungen: Max Ernst, Picasso und die Kubisten. Diese neuen Eindrücke verarbeitete sie in ihren Bildern – waren sie vorher noch bräunlich, so wurden sie nun immer „fleischiger“. Greifbarer.
Der Zufall bescherte ihr ein Stipendium, mit dem sie Anfang der 50er-Jahre nach Paris reiste. Dort hatte sie die Möglichkeit, die Kunst der Moderne zu studieren. Doch auch hier kam sie ein wenig zu spät, denn der große Erfolg der Surrealisten endete, bevor sie französischen Boden betrat. Lassnigs Werke und Videos lassen sich in keine gängige Norm ihrer Zeit pressen. Durch Farbe und Form stechen die Bilder und Videos der Künstlerin aus der Masse der Zeitgenossen heraus. In den Bewegungen der Figuren ist der surrealistische Einfluss jedoch bis in ihr Spätwerk hinein deutlich zu erkennen.
In den folgenden Jahren knüpfte Lassnig wichtige Kontakte unter anderem zu André Breton und Oswald Wiener. Mit Arnulf Rainer wurde sie, wie es später hieß, zur Begründerin der informellen Malerei in Österreich. Aber trotzdem blieb der große Durchbruch erst einmal aus. Während ihrer Arbeit in New York, wohin es sie in den 60er-Jahren verschlug, wurden ihre Bilder immer wieder als strange abgetan. „Ich hab' halt so seltsame Sachen gemacht und ich war nie sehr schlau und clever beim Ausstellen“, so begründete sie selbst ihren damaligen Misserfolg. Auch die Filme, die sie nach einem Kurs für Zeichentrickfilme drehte, waren in New York anfangs nicht sehr beliebt. Erst Ende der 70er wurde ihr Werk in einer großen Retrospektive in der graphischen Sammlung Albertina in Wien gezeigt.
980 schließlich wurde Lassnig auf eine Professur für Malerei an der Hochschule für angewandte Kunst berufen. Gemeinsam mit Valie Export gestaltete sie den österreichischen Pavillon auf der Biennale in Venedig, und auch auf der documenta 7 und 10 war sie vertreten: der große Durchbruch. Ab den 90er-Jahren fanden auch immer mehr Ausstellungen im Ausland statt – in Paris, New York und Den Haag waren ihre Bilder zu sehn. 2004 den Max Beckmann Preis der Stadt Frankfurt für ihren „außergewöhnlichen Beitrag zur zeitgenössischen Malerei“.
In diesem Video von 1992 erzählt Maria Lassnig in 14 Strophen von ihrem Leben:
Bekannt wurde sie vor allem mit ihren „Körperbewusstseinsbildern“, wie sie ihre Kunst selbst bezeichnete. Sie stellt die Gefühle dar, die man bekommt, wenn man bestimmte Bewegungen ausführt – das können Verrenkungen sein, Schmerzen durch brutale Kämpfe oder einfach das Gefühl, das man beim Anwinkeln des Knies hat: ein kleiner Druck. „Es ist sicher, ich male und zeichne nicht den 'Gegenstand Körper', sondern ich male Empfindungen vom Körper“, so die Malerin.
Geboren und aufgewachsen ist Maria Lassnig in Kappel am Krappfeld, einem kleinen Dorf in Kärnten, ausgestattet mit „Nullkommajosef Selbstvertrauen“, wie sie sagte. Doch diese anfängliche Schüchternheit sah man ihr später nicht mehr an. Die Bilder derr letzten Jahren strotzen nur so vor Selbstbewusstsein: Knallige Farben und starke Konturen betonen den energischen Blick der nackten älteren Dame auf dem Motorrad.
Nach der Matura machte sie erst eine Ausbildung zur Lehrerin. Als der Schulinspektor die Porträts von Lassnig, die schon seit ihrer Kindheit „kritzelte und kratzelte“, sah, schlug er ihr vor, nach Wien an die Akademie zu fahren. Das tat sie, mit dem Fahrrad, und wurde genommen. Die Leidenschaft fürs Malen war entfacht: „Und dann hab ich gewusst: Nix is wie Malerei“, so die Künstlerin.
Trotzdem flog sie aus ihrer Malklasse, weil sie eine Mitschülerin auslachte: „Die war neidisch und angemalt im Gesicht. Hergerichtet. Da hab ich sie verspottet und sie klagte mich an bei einem Studentengericht.“ Zum Glück wurde Lassnig von einem anderen Professor wieder aufgenommen. Doch erst nach dem Krieg machte sie wertvollere Kunsterfahrungen: Max Ernst, Picasso und die Kubisten. Diese neuen Eindrücke verarbeitete sie in ihren Bildern – waren sie vorher noch bräunlich, so wurden sie nun immer „fleischiger“. Greifbarer.
Der Zufall bescherte ihr ein Stipendium, mit dem sie Anfang der 50er-Jahre nach Paris reiste. Dort hatte sie die Möglichkeit, die Kunst der Moderne zu studieren. Doch auch hier kam sie ein wenig zu spät, denn der große Erfolg der Surrealisten endete, bevor sie französischen Boden betrat. Lassnigs Werke und Videos lassen sich in keine gängige Norm ihrer Zeit pressen. Durch Farbe und Form stechen die Bilder und Videos der Künstlerin aus der Masse der Zeitgenossen heraus. In den Bewegungen der Figuren ist der surrealistische Einfluss jedoch bis in ihr Spätwerk hinein deutlich zu erkennen.
In den folgenden Jahren knüpfte Lassnig wichtige Kontakte unter anderem zu André Breton und Oswald Wiener. Mit Arnulf Rainer wurde sie, wie es später hieß, zur Begründerin der informellen Malerei in Österreich. Aber trotzdem blieb der große Durchbruch erst einmal aus. Während ihrer Arbeit in New York, wohin es sie in den 60er-Jahren verschlug, wurden ihre Bilder immer wieder als strange abgetan. „Ich hab' halt so seltsame Sachen gemacht und ich war nie sehr schlau und clever beim Ausstellen“, so begründete sie selbst ihren damaligen Misserfolg. Auch die Filme, die sie nach einem Kurs für Zeichentrickfilme drehte, waren in New York anfangs nicht sehr beliebt. Erst Ende der 70er wurde ihr Werk in einer großen Retrospektive in der graphischen Sammlung Albertina in Wien gezeigt.
980 schließlich wurde Lassnig auf eine Professur für Malerei an der Hochschule für angewandte Kunst berufen. Gemeinsam mit Valie Export gestaltete sie den österreichischen Pavillon auf der Biennale in Venedig, und auch auf der documenta 7 und 10 war sie vertreten: der große Durchbruch. Ab den 90er-Jahren fanden auch immer mehr Ausstellungen im Ausland statt – in Paris, New York und Den Haag waren ihre Bilder zu sehn. 2004 den Max Beckmann Preis der Stadt Frankfurt für ihren „außergewöhnlichen Beitrag zur zeitgenössischen Malerei“.
In diesem Video von 1992 erzählt Maria Lassnig in 14 Strophen von ihrem Leben: