„Think of Switzerland“, das ist hier der Titel einer Serie und keine Aufforderung, an die Alpenrepublik zu denken. Aber hat man einmal damit angefangen, reißt die Assoziationskette nicht mehr ab: felsige Abgründe, Appenzeller und Apfelschuss. „Unter allen klischeebehafteten Ländern in der Welt nimmt die Schweiz einen Spitzenplatz ein“, meint Martin Parr. Und der Fotograf findet das gut, schließlich sind Stereotype Motor seiner Kunst.
Parr ist kein feinsinniger Realist, sondern ein Verstärker. Er verdichtet die Wirklichkeit, dramatisiert das Banale, bis es zu etwas Besonderem wird. Formal zeigt sich die Strategie der Steigerung vor allem in der Farbe, zum Beispiel in den schamlosen Rottönen seiner Palette. Kann es angehen, dass Parr früher ein überzeugter Schwarz-Weiß-Fotograf war? Die Farbigkeit der Arbeiten von Kollegen wie William Eggleston oder Stephen Shore beeindruckte ihn jedenfalls so, dass er seit den 80er-Jahren den Farbfilm nicht mehr vergisst.
Wenn Martin Parr Deutschland fotografiert (wie 1996 und 2002), dann ausgesprochen schwarz-rot-golden, voller Trachtler, Wurstbuden und Gartenzwerge. Einen solchen Zerrspiegel hält der Brite mit „Think of Switzerland“ nun dem Nachbarland vor. Aber die 2012 und 2013 entstandenen Bilder aus Zermatt, Luzern, Genf und Zürich sind nur ein Teil der umfassenden Soloschau im Züricher Museum für Gestaltung. Die Kuratorin zögert, hierbei von einer Retrospektive zu sprechen. „Viele Serien sind ja bis heute nicht abgeschlossen“, sagt Angeli Sachs und betont, in der Ausstellung sei eine beträchtliche Anzahl neuer Aufnahmen zu sehen. Darunter auch die Porträts von Tanzenden, die Parr vergangenen Februar für sein Monopol-Portfolio ausgewählt hatte.
Kuriositätensammler mit Kamera
Unter den zwölf in Zürich gezeigten Reihen sind „The Last Resort“ (1985), eine rüde Doku von Arbeiterferien in New Brighton, oder „Small World“ (1989–2012), eine tragikomische Weltreise zu touristischen Hotspots. Die Reihe „Luxury“ (1997–2011) wird als Bild- und Tonprojektion präsentiert, ein champagnertriefendes Monsterkabinett der Superreichen und ihrer Statussymbole.
Separat von Parrs Fotografien sind skurrile Objekte aus der Kollektion des leidenschaftlichen Sammlers ausgestellt. Es handelt sich um Souvenirs aus Andenkenläden, in denen sich meist das Politische mit dem Peinlichen verbindet, etwa eine Maggie-Thatcher-Teekanne oder eine Uhr, auf deren Zifferblatt Saddam Hussein grinst. „In ihnen hallen die Themen meines fotografischen Werks wider“, schreibt Parr, der Jäger und Kuriositätensammler mit der Kamera – zu dessen Fang man nicht unbedingt gehören möchte.
„Martin Parr – Souvenir“, Museum für Gestaltung Zürich, 12. Juli bis 5. Januar 2014, Vernissage: Donnerstag, 11. Juli, 19 Uhr
Parr ist kein feinsinniger Realist, sondern ein Verstärker. Er verdichtet die Wirklichkeit, dramatisiert das Banale, bis es zu etwas Besonderem wird. Formal zeigt sich die Strategie der Steigerung vor allem in der Farbe, zum Beispiel in den schamlosen Rottönen seiner Palette. Kann es angehen, dass Parr früher ein überzeugter Schwarz-Weiß-Fotograf war? Die Farbigkeit der Arbeiten von Kollegen wie William Eggleston oder Stephen Shore beeindruckte ihn jedenfalls so, dass er seit den 80er-Jahren den Farbfilm nicht mehr vergisst.
Wenn Martin Parr Deutschland fotografiert (wie 1996 und 2002), dann ausgesprochen schwarz-rot-golden, voller Trachtler, Wurstbuden und Gartenzwerge. Einen solchen Zerrspiegel hält der Brite mit „Think of Switzerland“ nun dem Nachbarland vor. Aber die 2012 und 2013 entstandenen Bilder aus Zermatt, Luzern, Genf und Zürich sind nur ein Teil der umfassenden Soloschau im Züricher Museum für Gestaltung. Die Kuratorin zögert, hierbei von einer Retrospektive zu sprechen. „Viele Serien sind ja bis heute nicht abgeschlossen“, sagt Angeli Sachs und betont, in der Ausstellung sei eine beträchtliche Anzahl neuer Aufnahmen zu sehen. Darunter auch die Porträts von Tanzenden, die Parr vergangenen Februar für sein Monopol-Portfolio ausgewählt hatte.
Kuriositätensammler mit Kamera
Unter den zwölf in Zürich gezeigten Reihen sind „The Last Resort“ (1985), eine rüde Doku von Arbeiterferien in New Brighton, oder „Small World“ (1989–2012), eine tragikomische Weltreise zu touristischen Hotspots. Die Reihe „Luxury“ (1997–2011) wird als Bild- und Tonprojektion präsentiert, ein champagnertriefendes Monsterkabinett der Superreichen und ihrer Statussymbole.
Separat von Parrs Fotografien sind skurrile Objekte aus der Kollektion des leidenschaftlichen Sammlers ausgestellt. Es handelt sich um Souvenirs aus Andenkenläden, in denen sich meist das Politische mit dem Peinlichen verbindet, etwa eine Maggie-Thatcher-Teekanne oder eine Uhr, auf deren Zifferblatt Saddam Hussein grinst. „In ihnen hallen die Themen meines fotografischen Werks wider“, schreibt Parr, der Jäger und Kuriositätensammler mit der Kamera – zu dessen Fang man nicht unbedingt gehören möchte.
„Martin Parr – Souvenir“, Museum für Gestaltung Zürich, 12. Juli bis 5. Januar 2014, Vernissage: Donnerstag, 11. Juli, 19 Uhr