Langzeit-Fotoserie

Wie die Brown Sisters älter werden

45 Jahre lang fotografiert Nicholas Nixon bereits dasselbe Motiv: seine Frau Bebe und ihre drei Schwestern. Für seine Serie "The Brown Sisters" hat er die Frauen jedes Jahr wieder in derselben Konstellation abgelichtet

Das erste Bild entstand 1975, als die Frauen zwischen 15 und 25 Jahre alt waren. Seitdem fotografiert Nixon die vier jedes Jahr, bis heute. 2019 hatte die Alexander-Tutsek-Stiftung die berühmte Fotoserie für einen sechsstelligen Betrag für die Pinakothek der Moderne in München erworben.

Nixons Fotoserie soll – sofern die Coronabestimmungen das zulassen – im Rahmen des Projektes "Sammlung+" vom 16. März bis 11. Juli in der Pinakothek der Moderne in München zu sehen sein. Durch die Präsentation von Ankäufen und Leihgaben soll das Format die Aktualität des Sammlungsbestandes hervorheben und auf dessen fachlich fundierte Auseinandersetzung verweisen.

Beim Betrachten der "Brown Sister"-Fotografien spürt man, wie einem die Zeit durch die Finger rinnt und ein unwohles Gefühl der Nostalgie hinterlässt. Denn die Porträts sind mehr als nur ein Schnappschuss fürs Familienfotoalbum, für das sie eins gedacht waren: Als Bilder zwischen objektiver Dokumentation und persönlicher Anteilnahme legen sie ein historisches Zeugnis der letzten 50 Jahre ab, visualisieren Mode- und Frisur-Trends. Auf der anderen Seite sind sie ein Symbol der Endlichkeit des Lebens. Ihre Gesichter verfallen dem Prozess des Alterns und ihre Ausstrahlung wandelt sich von junger Unberührtheit und Ernsthaftigkeit zu Reife und Zufriedenheit.

So wirken die einzelnen Fotografien stark für sich allein, doch erst im Zusammenhang wirken sie vollkommen und erzählen eine Geschichte. Egal welches Jahresporträt man betrachtet, die vier Frauen versprühen stets eine gewisse Rockstar-Coolness, weibliche Stärke und zwischenmenschliche Intimität. Selbst der Screenshot des Pandemie-Jahres 2020 zeigt Freude und Vertrautheit, statt Einsamkeit und Trübsal.