"Twisted Tyres" heißt die Skulpturenserie in sich verschlungener Fahrradfelgen von Wim Delvoye. Die unmöglichen Knoten passen perfekt zum Thema Loop im Kunstmuseum Wolfsburg. Weil es Endlosschleifen eigentlich gar nicht gibt, weil das Prinzip sturer Wiederholung schon immer eine Kopfgeburt war. Vom Schema des Sonnenlaufs bis zum Teufelskreis, in der sich kranke Seelen wähnen: alles menschliche Projektion.
Seit der Moderne existieren die apparativen Loops, die nun den Gerätepark der Schau "Never Ending Stories" bilden, angefangen vom historischen Praxinoskop (ein Endlosfilmbetrachter) bis zum computergesteuerten Beamer. Seit der Kunstbetrieb das Kino gekapert hat, ist die filmische Dauerschleife das Medium der Stunde. Anders als Kinogänger müssen Kunstbetrachter nicht pünktlich sein, sie können nach Belieben in die Story einsteigen. In den Wolfsburger Black Boxes sind Videoloops von Omer Fast oder Rodney Graham zu sehen. Graham selbst spielt die Doppelrolle von Bauerntölpel und Dandy in seinem Kostümfilmloop "City Self/Country Self" (2000). Der Bauer bückt sich, der Städter tritt ihm in den Hintern. Wieder und wieder. Mensch, ändere dich nicht.
Die Skepsis am Fortschrittsgedanken treibt auch Robert Bartas "Time Machine" von 2006 an, ein sich horizontal drehendes Rad mit Bahnschiene, auf der sich eine Spielzeuglok gegenläufig bewegt – für den Betrachter also stillsteht.
Loops machen die Welt wahrnehmbar. In Wolfsburg dreht sich nicht alles um Gegenwartskunst. Direktor Ralf Beil schlägt kühn den ganz großen Bogen seit der Antike. Da lässt sich dann auch der altägyptische Ouroboros – das Ornament der Schlange, die sich in den Schwanz beißt – als Loop betrachten, und so fort in Bildern und Artefakten aus Film, Literatur, Musik, Architektur. Zwischen Bauen und Kunstproduktion bewegt sich Gregor Schneiders traumatischer Zirkelparcours aus 21 identischen Badezimmern. Dauerstress! Doch Yayoi Kusama steuerte eine Art Holodeck aus bunten, sich tausendfach spiegelnden Lämpchen bei, das den Kreislauf wieder beruhigt.